Kann Unilever das Philips-Szenario unter Schumacher abwenden?

Schaemen sich die Niederlande jetzt fuer
Peter Wert

Mit dem Wechsel von Hein Schumacher von FrieslandCampina zu Unilever ist es so, als würde der Trainer aus Cambuur zum FC Chelsea wechseln. In London wird er dafür sorgen müssen, dass Unilever wieder Preise gewinnt, die in diesem Fall keine Pokale mit großen Ohren oder nationale Titel sind, sondern ein Platz als Blue Chip unter den Börsenunternehmen. Der Wert der Aktien muss steigen.

Mit Milliardär Nelson Peltz hat sich bei Unilever bereits eine Laus im Fell eingenistet. Sein Hedgefonds Trian Partners erwarb 1,5 Prozent der Aktien (37,5 Millionen Stück), mit denen er sich einen Sitz im Aufsichtsrat gesichert hat. Der US-Amerikaner begrüßte die Ernennung Schumachers zum neuen Vorstandsvorsitzenden am Montag, wie die Sportredaktion mitteilte Der Telegraph der Nachfolger von Alfred Schreuder bei Ajax.

Unklar ist, was Schumacher ändern kann. Unter der Führung von Paul Polman und Alan Jope hat Unilever die Nachhaltigkeitskarte zu seinem Trumpf gemacht. Damit hat sie sich nicht nur Freunde unter Investoren verdient. Unter Polman musste die Margarinesparte – der älteste Zweig des Konzerns – für 6,8 Milliarden Euro verkauft werden, unter Jope die Teesparte für 4,5 Milliarden.

Peltz hatte zuvor mit unterschiedlichem Erfolg versucht, Trennungen bei PepsiCo und Kraft Foods zu erzwingen. Aber er ist nicht der einzige aktivistische Aktionär bei Unilever. Andere bemängeln, dass der Aktienkurs immer noch bei 46 Euro liegt, genauso wie vor fünf Jahren.

Sie wollen den nächsten Schritt zur Auflösung des Konzerns gehen. Es besteht Druck, die Lebensmittelsparte (Knorr, Calvé, Conimex) oder zumindest die Speiseeissparte (mit Ärgernis Ben & Jerry’s) zu veräußern. Unilever sollte nur mit Haushalts- (Omo/Persil, Cif, Sunlight) und Körperpflegeprodukten (Dove, Andrelon, Badedas) fortfahren.

Anfang letzten Jahres versuchte Jope mit einem Gegenangriff die aufmüpfigen Aktionäre zum Schweigen zu bringen – ein Übernahmeangebot für die Konsumgütersparte des britischen Pharmakonzerns GlaxoSmithKline (GSK), das aber kläglich scheiterte.

Erliegt Unilever dem Druck, sich weiter aufzuspalten, droht es den Weg von Philips zu gehen. Auf Druck der Aktionäre musste sie in 25 Jahren einen kompletten Mischkonzern auf eine Sparte (Medizintechnik) reduzieren, sodass ihr gesamtes Überleben nun an einem seidenen Faden hängt.

Mit dem Umzug vom Kontinent nach London hat Unilever symbolisch deutlich gemacht, dass das Unternehmen dem angelsächsischen Vorbild folgt Unternehmenswert (Aktionäre zuerst) bevorzugt das rheinische Modell Stakeholder-Wert (Interessen von Kunden, Mitarbeitern und Gesellschaft gleichberechtigt mit Aktionären).

Nun nimmt die Bedeutung von Nachhaltigkeit auch bei angelsächsischen Investoren zu. „Diesen Luxus“ kann sich Schumacher aber nur leisten, wenn er mit besseren Ergebnissen einhergeht. Auch der Kurs der Unilever-Aktie soll nach Jahren der Stagnation durch höhere Dividenden und Aktienrückkäufe gestärkt werden. Das verspricht er auch. „Ich werde mich stark darauf konzentrieren, mit dem Unilever-Team zusammenzuarbeiten, um die Geschäftsleistung zu verbessern“, sagte er am Montag in einer Pressemitteilung.

Wenn keine Trophäen erbeutet werden, ist London eine Schlangengrube, wie viele Chelsea-Manager wissen.



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