Kaltes Wasser und Sommerhitze: jedes Jahr viele Ertrinkungen im Gardasee

Kaltes Wasser und Sommerhitze jedes Jahr viele Ertrinkungen im Gardasee

Letzte Woche starb ein 35-jähriger Mann aus Sardinien plötzlich im Gardasee, nachdem er schwimmen gegangen war. Am 17. Juli segelte ein 41-jähriger Mann mit seiner Frau und zwei kleinen Kindern mit einem Boot auf dem See. Er ertrank, als er vom Boot ins Wasser sprang. Ende Mai ist eine Frau im Gardasee ertrunken.

Im vergangenen Jahr ertrank auch ein Niederländer (53) im Beisein seiner Söhne im Teenageralter in italienischem Wasser. Vermutlich wurde er von der Strömung mitgerissen.

Jetzt, da die Ferien in vollem Gange sind, halten sich viele Niederländer an den Ufern des berühmten Sees auf. Genaue Zahlen liegen nicht vor, aber die Region zieht im Sommer wahrscheinlich Zehntausende niederländische Touristen an, die ein Wohnmobil mieten oder mit eigenem Transport- und Campingequipment auf einem Campingplatz am See ankommen.

Thermischer Schock

Ein erfrischendes Bad gehört dazu, ist aber nicht ohne Risiko, warnen italienische Experten. Die häufigste Ursache für das Ertrinken ist wohl der sogenannte Thermoschock. Der Körper kann die plötzlichen großen Temperaturunterschiede zwischen der Hitze und dem Wasser nicht bewältigen. Eine andere Ursache ist, dass die Menschen nicht gut genug schwimmen können.

Was den Gardasee betrifft, war 2017 vor allem ein Desaster. Dann ertranken fünfzehn Menschen. Darunter waren vier Selbstmorde.

Nach Angaben des italienischen Higher Institute of Health ISS sterben jedes Jahr mehr als 400 Menschen in ganz Italien durch Ertrinken, oder im Durchschnitt mehr als einer pro Tag. Die Altersgruppen mit den meisten Opfern sind die zwischen 15 und 19 Jahren und zwischen 76 und 79 Jahren.

Schlechte Schwimmer

Es gibt mehrere Gründe, warum so viele Menschen in Italien ertrinken. Laut Kinderarzt Italo Farnetani liegt es daran, dass die Menschen in Italien schlecht schwimmen lernen. In der Altersgruppe zwischen 5 und 18 Jahren können nur 30 % ausreichend schwimmen. Weitere 30 % können floaten, wissen aber nicht, was sie tun sollen, wenn die ersten Probleme auftreten. Dann gibt es in dieser Altersgruppe auch 10 %, die nur in einem Pool schwimmen können.

Laut Farnetani ist es wichtig, dass Kinder schon früh im Meer schwimmen lernen. Mehr als die Hälfte der Menschen ertrinken im Meer (50,3 %). Der Rest ertrinkt hauptsächlich in Binnengewässern wie Seen und Flüssen (41,3 %). Der Rest ertrinkt fast immer in Schwimmbädern (8,3 %). Weit mehr Männer als Frauen ertrinken.

Rettungshelfer Davide Gaeta hat sogar eine Liste aller Ertrinkungsopfer zusammengestellt. Er argumentiert, dass es in Italien zu wenig Bewusstsein für die Gefahren gebe und will deshalb auf die Tragödien aufmerksam machen.



ttn-de-2

Schreibe einen Kommentar