Das Kabinett Rutte IV ist gestürzt, ein Kabinett, das schwer zu bilden war und trotz einiger Erfolge mit vielen Krisen konfrontiert war. Die Geschichte von anderthalb Jahren Rutte IV, basierend auf zehn Fotos.
Sommer 2021: Nachdem die VVD im März erneut die größte geworden ist und D66 unter Sigrid Kaag deutlich gewonnen hat, suchen beide Parteien gemeinsam nach einem Kabinett. Die Ereignisse rund um die 1.-April-Debatte (als Antwort auf den Hinweis „Position Omtzigt, Funktion woanders“) wirken verzögernd.
Es hilft nicht, dass VVD und CDA nicht mit GroenLinks und PvdA verhandeln wollen, was D66 gerne tun würde. Am Ende treffen sich die vier Parteien von Rutte III mit leichter Zurückhaltung wieder: VVD, D66, CDA und ChristenUnie.
Nach sehr schwierigen Verhandlungen einigen sich die alten Bekannten im Dezember 2021 schließlich und am 10. Januar 2022 wird das Kabinett vom König vereidigt. D66-Chef Kaag wird Finanzminister, CDA-Chef Hoekstra für auswärtige Angelegenheiten und CU-Chef Segers werden bis Januar 2023 den Vorsitz der Fraktion innehaben.
Sommer 2022
Das Bewerbungszentrum in Ter Apel ist jederzeit voll. Die Menschen müssen auf Stühlen oder draußen im Gras schlafen. Ärzte ohne Grenzen geht nach Ter Apel, um medizinische Hilfe zu leisten.
VVD-Staatssekretär für Asyl, Eric van der Burg, hat echte Kopfschmerzen: Nach der Flüchtlingskrise 2015 wurden viele Unterkünfte wieder geschlossen und es gelingt ihm kaum, Kommunen zur Aufnahme von Menschen zu bewegen. Die Aufnahme ukrainischer Flüchtlinge läuft gut, für andere Menschen gerät er jedoch ins Wanken.
November 2022
Die VVD-Partei bleibt standhaft und fordert von ihrem Premierminister Mark Rutte, dass konkrete Maßnahmen ergriffen werden, um die Ankunft von Asylbewerbern in den Niederlanden zu begrenzen. Der Premierminister kommt im Parteisaal des Parlaments auf die Matte und gibt ein Versprechen. Im selben Monat wiederholte Rutte dieses Versprechen auf einem VVD-Kongress: Noch vor Beginn des Sommers 2023 werde er ein Maßnahmenpaket vorlegen.
Juli 2023
Dieser Sommer naht, denn nach Donnerstagabend, dem 6. Juli, geht das Repräsentantenhaus in die Sommerpause. Am Dienstag, den 4. Juli, wird das Kabinett neue Gespräche über die Begrenzung der Zahl der Asylbewerber in den Niederlanden aufnehmen.
Der VVD bringt die Forderung auf den Tisch, dass Kriegsflüchtlinge mit Aufenthaltsstatus nicht mehr einfach mit ihren Familien zusammengeführt werden können. CDA stimmt dem zu, D66 und insbesondere ChristenUnie nicht.
Am Mittwochabend legte Rutte eine Bombe unter das Kabinett: Die Parteien müssten seiner Forderung zustimmen, sonst sei er bereit, das Kabinett fallen zu lassen.
D66 und CU wollen nicht durch die Pumpe gehen, und Rutte hätte sich am Mittwochabend sogar für seine Haltung entschuldigt. Staatssekretär Van der Burg soll am Freitag einen Kompromissvorschlag auf den Tisch gelegt haben. Aber es macht keinen Sinn mehr: Nach anderthalb Jahren stürzt das Kabinett Rutte IV.