Kabinett kämpft mit Notfallplan für Bürger, die unter Energiekrise leiden

Kabinett kaempft mit Notfallplan fuer Buerger die unter Energiekrise leiden


Schornsteinfeger sieht man selten, aber das könnte sich ändern. Aufgrund der hohen Energiepreise sind die Verkäufe von Kaminöfen, Pelletöfen und Brennholz in diesem Sommer um mehrere zehn Prozent gestiegen.Statue Marcel van den Bergh/Großbritannien

„Es kann nicht sein, dass Energiekonzerne wegen Zahlungsschwierigkeiten abschalten“, kündigte Minister Jetten (Klima und Energie) diese Woche an. Auf 1. Damit hat er sich ein teures Versprechen gegeben, denn die Folge ist, dass das Kabinett erneut die Brieftasche zücken muss. Wenn Energieversorger nicht zahlenden Kunden Gas und Strom abschneiden dürfen, entstehen große Verluste. Dann sind die Gewinne, die einige jetzt machen, schnell verflogen. Also sagt der Sektor zum Kabinett: Alles schön und gut, aber können wir aufholen?

Kaufkraftteller halten dieses Jahr weniger als ein Softeis in der Sommersonne. Zwischen Oktober und Juli hat die Regierung Maßnahmen im Wert von fast 7 Milliarden Euro ergriffen, um die Bürger vor steigenden Gaspreisen zu schützen. Vor wenigen Wochen hat die Koalition mit Dampf und kochendem Wasser ein neues Kaufkraftsparpaket von angeblich mindestens 15 Milliarden Euro geschnürt. Die Details folgen am Tag des Haushalts, aber vor der Präsentation hat das Kabinett bereits festgestellt, dass es nicht reicht. Hunderttausende Haushalte stehen diesen Winter vor akuten Zahlungsschwierigkeiten, es sei denn, die Regierung stellt noch mehr Geld für die Energienothilfe bereit.

Es ist sicher, dass die Regierung dies tun wird. Die Linderung der finanziellen Notlage der Energiearmen hat höchste Priorität. Laut Insidern wird es wohl einen Notfallfonds für Energieverbraucher mit großen Zahlungsrückständen geben. Die Regierung muss noch verhandeln, wie viel der Energiesektor selbst zu diesem Fonds beitragen wird, aber die Erwartungen sind gering. Große Parteien wie Vattenfall, Essent und Eneco sind zwar fett auf den Knochen, nicht aber die rund vierzig kleinen Anbieter.

Um eine Pleiteserie in der Branche zu vermeiden, wird die Regierung wohl eine Kreditlinie für in Not geratene Energieunternehmen eröffnen müssen. Nur unter dieser Bedingung können Anbieter weiterhin Gas und Strom an Kunden liefern, die nicht zahlen. Der Staat übernimmt dann das Ausfallrisiko.

Notfallfonds

Das Kabinett muss zudem entscheiden, welche Bürgerinnen und Bürger den Nothilfefonds bald in Anspruch nehmen können und ob diese mit einem vollständigen Erlass ihrer Energierechnung rechnen können. Ein Dilemma ist das „moralische Risiko“ der Begnadigung. Kalkulierende Bürger können absichtlich aufhören, ihre Energierechnungen zu bezahlen, obwohl sie es können. Zur Betrugsbekämpfung sollte die Steuer- und Zollverwaltung den Energieunternehmen Einkommensdaten zur Verfügung stellen, damit diese die Zahlungsfähigkeit ihrer Kunden prüfen können. Aber das führt nicht nur zu Datenschutzbedenken; Auch die Finanzbehörden und Energieunternehmen haben dafür nicht die Manpower. Aus technischer Sicht sei eine solide Betrugsprävention wohl nicht machbar, sagen die Beteiligten.

Eine Alternative ist, dass bedürftige Verbraucher eine milde Zahlungsregelung erhalten, wodurch sie die Energieschuld sehr langsam abbezahlen können. Auch dann muss die Regierung über den Notfallfonds für die ausstehenden Schulden bürgen (oder Kredite bereitstellen), um den Zusammenbruch der Energieunternehmen zu verhindern. Der Nachteil einer Zahlungsregelung ist, dass sie den ärmsten Haushalten wahrscheinlich nicht helfen wird, weil sie die höheren Kosten überhaupt nicht tragen können.

Preisobergrenze

Die Regierung erwägt, eine Preisobergrenze für das nächste Jahr festzulegen (früher ist nicht machbar). Hierfür werden verschiedene Varianten in Betracht gezogen. Die Regierung könnte anordnen, dass Energieversorger ihren Kunden unabhängig vom Marktpreis einen Höchstbetrag pro Kubikmeter Erdgas und Kilowattstunde Strom in Rechnung stellen dürfen. Ist der Kaufpreis der Energieunternehmen höher als der Betrag, den sie weitergeben dürfen, muss der Staat die Differenz erstatten.

Tatsächlich stellt die Regierung einen Blankoscheck aus. Die Kosten für die Staatskasse können mehrere zehn Milliarden Euro betragen, wenn der Gaspreis hoch bleibt und diese Maßnahme für alle niederländischen Haushalte gilt. Das ist ein weiteres Dilemma für das Kabinett: Wenn jeder Haushalt eine Entschädigung erhält, profitieren auch Menschen, die keine Hilfe benötigen. Aber die Auswahl spezifischer Zielgruppen macht jedes Schema komplex und weniger durchführbar.

PvdA und GroenLinks haben eine Preisobergrenze für den Energieverbrauch vorgeschlagen. Bei dieser Variante zahlt der Verbraucher für die ersten x verbrauchten Kubikmeter Gas und Kilowattstunden Strom pro Jahr einen günstigen Festpreis. Für den darüber liegenden Konsum zahlen sie den Marktpreis. Bei dieser Variante bleibt ein finanzieller Anreiz zum Energiesparen bestehen, sofern der Staat die unter den Niedrigtarif fallende Verbrauchsmenge nicht zu hoch ansetzt. Nur: Das wäre in einem schlecht gedämmten Haus wieder ein Problem für arme Haushalte. Sie haben einen hohen Energieverbrauch und müssten dann teilweise die hohe Rate zahlen, während wohlhabende Hausbesitzer, die viel in Solarmodule und Isolierung investiert haben, dies nicht müssen.

Die Ideallösung gibt es nicht, so viel ist mittlerweile klar. Das Kabinett muss sich durch einen Wald von Dilemmata arbeiten, in dem jeder Vorteil einen Nachteil hat.



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