Jedes Jahr verlieren im europäischen Raum mindestens 20.000 Menschen ihr Leben durch Ertrinken. „Das lässt sich verhindern“, sagt Hans Kluge, Europadirektor der Weltgesundheitsorganisation. Die Vereinten Nationen haben den 25. Juli zum Welttag zur Verhinderung des Ertrinkens erklärt. Er weist darauf hin, dass bei einem Viertel aller Ertrinkungsfälle Alkoholmissbrauch eine Rolle spielt.
Weltweit sterben jedes Jahr schätzungsweise 236.000 Menschen durch Ertrinken. Opfer von Naturkatastrophen oder Unfällen im Zusammenhang mit der Schifffahrt werden nicht berücksichtigt.
Der Zähler für den europäischen Raum liegt bei 20.000 Opfern pro Jahr. „Im Vergleich zu weltweiten Zahlen mag das wie eine kleine Zahl erscheinen, aber Ertrinken ist immer noch die zweithäufigste Todesursache bei Kindern (nach Geburtsfehlern, Anm. d. Red.) im Alter zwischen fünf und 14 Jahren“, sagt Kluge.
Das Ertrinken zeige auch die Ungleichheit in dieser Region, fährt er fort. „Von den 53 Ländern, aus denen die europäische Region besteht, befinden sich die meisten Opfer in den östlichen Regionen. Dort kann die Zahl der Opfer bis zu zwanzigmal höher sein.“ Besonders gefährdet sind den Zahlen zufolge Männer und Kinder.
Starke Strömung
Kluge will die Opfer von Bootsunglücken im Mittelmeer, 34.000 Menschen seit 2014, sicherlich nicht unerwähnt lassen, verweist aber auch auf die Ertrinkungstoten, die die Nachrichten deutlich seltener machen.
„Sehr oft ertrinken Männer, Frauen und Kinder still und allein, ohne dass es Aufsehen erregt. Sie springen zum Beispiel unbeaufsichtigt in ein nicht umzäuntes Schwimmbad oder geraten in eine starke Strömung, aus der sie allein mit Schwimmkenntnissen nicht herauskommen. Sie betreiben Wassersport ohne den Schutz einer Schwimmweste oder fallen auf dem Heimweg ins Wasser. Die Variationen sind endlos“, sagt Kluge.
Mit dem Welttag zur Verhinderung des Ertrinkens möchte die Generalversammlung der Vereinten Nationen die Regierungen dazu aufrufen, Unfälle dieser Art besser zu verhindern, indem sie unter anderem den Schwerpunkt auf mehr Sicherheit beim Schwimmen legen.
Alkoholmissbrauch
Kluge warnt auch vor einer Zunahme von Todesfällen durch Ertrinken aufgrund vorsätzlicher Selbstverletzung. Er nennt es eine besonders besorgniserregende Krise, der von den nationalen Regierungen volle Priorität eingeräumt werden sollte.
Er weist auch darauf hin, dass die europäische Region den höchsten Alkoholkonsum pro Kopf aller WHO-Regionen aufweist. Alkohol wird mit 26 Prozent aller Todesfälle durch Ertrinken in dieser europäischen Region in Verbindung gebracht, wobei die Zahl je nach Land zwischen 3 und über 55 Prozent liegt.
Die Organisation fordert mehr Präventionsmaßnahmen, ist sich aber gleichzeitig bewusst, dass dies eine ziemliche Herausforderung darstellt, insbesondere für Länder wie Irland mit mehr als dreitausend Kilometern Küstenlinie. Dennoch glaubt die WHO an Prävention und arbeitet an einem Bericht mit Maßnahmen und Rettungsstrategien, von dem sich Länder inspirieren lassen können. Das kommt nächstes Jahr, in der Zwischenzeit finden Sie hier Tipps zum sicheren Schwimmen.
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