James Bond im Baltikum: Wer hat die Pipeline sabotiert und warum?

James Bond im Baltikum Wer hat die Pipeline sabotiert und


Ausgetretenes Gas aus der Pipeline Nord Stream 2.Bild über REUTERS

Die Tatsache, dass die Seismographen auf der nahe gelegenen Insel Bornholm Explosionen gemessen haben, rundet das Bild ab: Hier gibt es Praktiken, die in einem Suspense-Film nicht fehl am Platz wären. James Bond in der Ostsee.

Weniger eindeutig fällt die Antwort auf die Frage aus, wer hinter dieser spektakulären Sabotage steckt. Gleichzeitig ist es natürlich die Frage, die alle beschäftigt. Ganze und halbe Experten wagen sich daher zögerlich an hauptsächlich drei Theorien. Theorien mit etlichen Anknüpfungspunkten, bei denen aber durchaus Anmerkungen gemacht werden können.

Da ist zum Beispiel oft ein Video von US-Präsident Joe Biden zu sehen. Er sagte Anfang dieses Jahres, dass es „Nord Stream 2 nicht mehr“ geben würde, wenn Russland mit Panzern oder Truppen in die Ukraine einmarschieren würde. „Wir werden dem dann ein Ende setzen“, sagte Biden über die Pipeline. Auf die Frage, wie, antwortete er fest: „Ich garantiere, dass wir das schaffen werden.“

Amerika war schon immer ein Gegner der Nord-Stream-Pipelines, weil sie Europas Energieabhängigkeit von Russland zu groß machen würden. Eine Position, die mit heutigem Wissen vereinbar ist. Der Punkt ist, dass Bidens Versprechen bei Nord Stream 2 längst eingelöst wurde. Die Pipeline sollte noch in diesem Jahr in Betrieb genommen werden, wurde aber von der Bundesregierung nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine abgesagt.

Die Vereinigten Staaten? Nein, schauen Sie sich die Ukraine an, sagen andere Analysten. Sie weisen darauf hin, dass auch dieses Land immer ein erbitterter Gegner von Nord Stream gewesen sei. Dank dieser Pipeline mussten die Russen mit ihrem Gas nicht mehr ukrainisches Territorium durchqueren, um es nach Europa verkaufen zu können. Aber Sie würden sagen, dass die Ukraine etwas anderes im Sinn hat als militärische Aktionen auf dem Territorium der Verbündeten.

Schließlich wird mit dem Finger auf den Kreml als das böse Genie hinter der Sabotage hingewiesen. Ein Berater der ukrainischen Regierung schlug vor, Moskau habe die Pipeline zerstört, in die es Milliarden investiert hat, um den Westen in Angst und Schrecken zu versetzen. Viele Analysten nehmen diese Theorie an, insbesondere nachdem die norwegischen Behörden bekannt gegeben haben, dass es in letzter Zeit Berichte über verdächtige Drohnen in der Nähe von Ölplattformen gegeben hat. Das norwegische Energieministerium kündigte am Dienstag umgehend an, für zusätzliche Sicherheit bei den Öl- und Gasanlagen zu sorgen.

Die Angstmacherei funktioniert also gut. Wenn es so einfach ist, unterseeische Gaspipelines zu zerstören, ist seine Energieversorgung extrem anfällig, ist sich Europa bewusst. Dieser Gedanke wäre auch die treibende Kraft hinter dem steigenden Gaspreis. Nach einer Zeit des allmählichen Rückgangs stieg sie am Dienstag um 20 Prozent.

Bei all den Spekulationen gibt es natürlich auch Warnungen. Wie die von Katja Yafimava vom Oxford Institute for Energy Studies. Sie betonte, am Dienstag sei die Seltenheit eingetreten: Sowohl Russland als auch Europa seien sich einig, dass Nord Stream sabotiert worden sei. Es führte zu dem Seufzen in Yafimava: „Sei vorsichtig mit Möchtegern Hercules Poirot und Misses Marple.‘



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