Die Tupperware-Party kam zeitgleich mit der Beatlemania in die Niederlande. Der amerikanische Hersteller von Kunststoffbehältern, die dank eines ausgeklügelten Deckels wasser- und luftdicht verschlossen werden können, eröffnete 1961 eine Fabrik in der Nähe unseres Landes, in Aalst, Belgien.
Bald waren alle verrückt nach Tupperware. Die Schalen waren unverwüstlich und rochen nicht nach Plastik. Sie konnten sowohl sehr hohen als auch sehr niedrigen Temperaturen standhalten, gerade als die moderne Küche mit einem Gefrierschrank ausgestattet war. Die Kritiken über die Lebensmittelbehälter waren so lyrisch wie das Beatles-Album Revolver. „Kunst für 39 Cent, nahtlos und weich wie Jade, Licht reflektierend wie Alabaster oder Perlen.“
Auch das Marketingkonzept war einzigartig. Die Tupperware wurde der Frau durch Berater gebracht. Sie kamen zu einem Hausbesuch und demonstrierten die einfache Handhabung, insbesondere die Kunst des Öffnens und Schließens des Deckels. 25 Prozent des Erlöses erhielt der Berater, was in einer Zeit, in der Frauen tagsüber oft noch ans Haus gefesselt waren, ein netter Nebenverdienst war. Je nach Umsatz durfte sich die Gastgeberin ein paar Präsente aussuchen. Jeder wollte eine Party mit Nachbarn und Freunden organisieren. Früher gab es auf der Welt alle 2,6 Sekunden eine Tupperware-Party.
Doch seit einigen Jahren läuft es bei der Firma Tupperware weniger gut. Vergangene Woche wurde bekannt, dass das amerikanische Unternehmen kurz vor der Pleite steht. Vor vier Jahren kostete eine Aktie 63 Dollar. Anfang dieses Jahres waren es 20 Dollar. Am Freitag fiel der Aktienkurs auf 4 US-Dollar, nachdem Anfang der Woche ein Umsatzrückgang von 20 Prozent angekündigt worden war. Das Unternehmen verfügt nur über 103 Millionen US-Dollar in bar, während die Schulden 704 Millionen US-Dollar betragen.
Die Probleme kommen nicht aus heiterem Himmel. In den Niederlanden stoppte Tupperware bereits Anfang letzten Jahres die Partys. Einer der Gründe war die Pandemie, die die Partys für einige Zeit nicht mehr möglich machte. Der Krieg in der Ukraine hat die Lieferkette untergraben. Da hilft auch der starke Dollar nicht. Und in China gibt es immer noch Lockdowns.
Tupperware hat seit Corona-Ausbruch die Partys durch einen Online-Verkaufskanal ersetzt, der den Umsatzrückgang bisher aber nicht umkehren konnte. Offenbar lassen sich die Berater nicht einfach gegen das Internet austauschen.
In der Tupperware-Fabrik im belgischen Aalst brach vergangene Woche ein spontaner Streik aus, wo 260 Beschäftigte um ihren Arbeitsplatz fürchten. Tupperware sieht die Umsatzeinbußen in einem altmodischen Image begründet. Deshalb werden neue Produkte wie Mikrogrills und Karaffen für Kaffee und Tee auf den Markt gebracht. Aber vielleicht ist das nicht das eigentliche Problem. Tupperware verkauft sich vielleicht deshalb so schlecht, weil nach 70 Jahren jeder schon ein unverwüstliches Set hat. Genau wie alle anderen die unverwüstliche LP Revolver hat.