Es gab viele Kriege in Europa, in denen Politiker nur „Blut, Schweiß und Tränen“ versprechen konnten. Jetzt herrscht Krieg auf diesem Kontinent, in dem die meisten Menschen verhätschelt werden.
Unternehmen und Privatpersonen erhalten einen Energiezuschlag. Die Grundförderung für Studierende wird strukturell. Beamte bekommen 10 Prozent mehr. Sie müssen kein Zugticket mehr bezahlen, da keine Schaffner mehr vorbeikommen. Die Kinderbetreuung wird kostenlos sein. Die Niederlande sind auf dem besten Weg, Fußball-Weltmeister zu werden.
Und zu allem Überfluss werden die Rentner nach jahrelangem Wehklagen nach Belieben bedient. Die Bauarbeiterrenten werden um 14,5 Prozent steigen – die stärkste Erhöhung aller Zeiten. Und am Donnerstag wurde bekannt, dass Beamte im Ruhestand um 12 Prozent profitieren würden. Es ist bizarr, weil der Krieg und die Energieknappheit eine enorme Kapitalvernichtung verursacht haben. Infolge von Inflation und steigenden Zinsen sind allein in den Niederlanden Hunderte von Milliarden an Anleihe- und Aktienkapital in Rauch aufgegangen.
Die Pensionskasse der Bauwirtschaft hat 800.000 Mitglieder. Aber nicht nur dieser Fonds macht eine großzügige Geste. Es ist eine aufsteigende Serie. Die Renten im Pflege- und Wohlfahrtsbereich werden um 6 Prozent steigen. Im Einzelhandel sind es 10 Prozent. Die Lotsenpensionskasse hat eine Erhöhung um 11,3 Prozent und die ABP, die größte in den Niederlanden, eine um 12 Prozent angekündigt. Bei PNO Media beträgt der Zuwachs 13,6 Prozent, bei der Pensionskasse der Bauwirtschaft 14,5 Prozent. „Es gibt eine Welle, in der eine Steigerung von 8 Prozent oder vielleicht sogar mehr zur Norm werden kann“, sagte diese Zeitung am Donnerstag.
Steigende Zinsen bedeuten, dass Pensionskassen weniger Barmittel für ihre zukünftigen Verpflichtungen vorhalten müssen. Dadurch steigen die Deckungsgrade – das Verhältnis von Verbindlichkeiten zu Vermögenswerten. Zudem hat die nunmehr für Renten zuständige Ministerin Carola Schouten festgelegt, dass die Renten bereits bei einem Deckungsgrad von 105 Prozent statt bisher obligatorisch 110 Prozent angehoben werden dürfen.
Der Deckungsgrad der Pensionskasse Baugewerbe liegt bei über 130 Prozent. Dieser Fonds hat intelligenter investiert als die anderen Fonds. So wurde ein relativ großer Teil des Kapitals in Immobilien investiert, deren Rendite in den letzten Jahren deutlich höher war als bei Aktien und Anleihen. Und auch das Risiko sinkender Zinsen war früher abgesichert worden. Die Bauarbeiter im Ruhestand können sich also die Hände reiben und müssen zum Leidwesen von Familie und Freunden im Alter keine Gelegenheitsjobs mehr erledigen.
Rentner finden es durchaus verständlich, dass ihnen die Erhöhungen zustehen, denn sie wurden genau zu einer Zeit gefällt, als Bäume in den Himmel wuchsen und Investitionen Supergewinne einbrachten. Sie bringen daher ihren eigenen Postleitzahl-Whopper mit einer sich abzeichnenden Rezession an Silvester.
Vielleicht klingt es zynisch. Aber neben Blut, Schweiß und Tränen geht es in diesem Krieg 1.900 Kilometer vom Schlachtfeld entfernt auch um Brot, Spiele und ein großzügiges Lachen.