Inflation im Sport: die schlimmste Form der Hyperinflation

Inflation im Sport die schlimmste Form der Hyperinflation
Peter Wert

Fußballer Lionel Messi würde in Saudi-Arabien 33 Millionen Euro verdienen pro Monat verdienen kann. Das sind 7 Millionen mehr als er bei seinem jetzigen Verein Paris Saint-Germain verdient hat. pro Jahr bekommt. Auf Jahresbasis liegt sein Gehalt bei 400 Millionen Euro. Das sind 1,2 Millionen pro Tag.

Messi verdient an einem Dienstagmorgen mehr als alle MVV-Spieler in Maastricht in einer ganzen Saison. Sie dürfen 750.000 Euro ausschütten. Messi muss es nicht des Geldes wegen tun. Der Star ist längst zum Milliardär geworden, nicht nur dank seiner Fußballgehälter und Boni, sondern auch dank seiner Werbekampagnen. Beispielsweise würde er 25 Millionen pro Jahr erhalten, um das Image von Saudi-Arabien aufzupolieren – einem Land, das die Rechte von Homosexuellen nicht sehr ernst nimmt. Er ist Botschafter großer Marken wie Adidas, Pepsi, Louis Vuitton, Lays und Gatorade. Auch über soziale Medien fließt Geld an den PSG-Angreifer. Für einen Werbespot auf dem Instagram-Profil des Weltstars, der 460 Millionen Follower hat, muss man 1,72 Millionen Euro bezahlen. Er ist selbst ein multinationaler Konzern.

Was in der normalen Gesellschaft nicht akzeptiert wird, ist im Fußball möglich. Vor nicht allzu langer Zeit wurde in einem Stadion – fast so groß wie letztes Wochenende in De Kuip – ein großes Banner mit der auffälligen Aufschrift „Geschaffen von den Armen, genommen von den Reichen“ ausgerollt. Vielleicht gilt das für alle Sportarten. Seitdem die Einnahmen aus Fernsehrechten explodiert sind und sich arabische Scheichs, amerikanische Milliardäre und russische Oligarchen in den Sport eingeschlichen haben, ist das Tor geöffnet.

Wenn sich dieser Trend fortsetzt, werden die besten Fußballspieler im Jahr 2033 eine Milliarde Euro pro Saison verdienen. Es ist nicht auf Fußball beschränkt. Letzte Woche wurde in der Zeitung berichtet, dass die Organisatoren des Tennisturniers in Roland Garros in Paris das Preisgeld um 12,3 Prozent auf 49,6 Millionen Euro erhöht haben. Die Gewinner bei den Männern und Frauen erhalten jeweils 2,3 Millionen. Wer in der zweiten Qualifikationsrunde stirbt, erhält 22.000 Euro. Das ist viel Geld, aber der Gewinner erhält das Hundertfache.

Im Jahr 1968, als von Geschlechtergleichheit noch keine Rede war, erhielt der Sieger der Männer 2.000 Euro und der Sieger der Frauen 750 Euro. Der Gewinner erhält nun das Tausendfache. Im Jahr 1968 kostete ein Laib Brot durchschnittlich 0,36 Euro und ein Glas Bier durchschnittlich 0,54 Euro. Mittlerweile kostet ein Laib Brot durchschnittlich 2,19 Euro und ein Glas Bier 3,50 Euro. Das ist eine sechs- bis siebenfache Steigerung. Lag der Durchschnittslohn 1968 bei 3.500 Euro im Jahr, sind es heute 40.000 Euro – eine Verzehnfachung.

Die Gehälter für Spitzensportler sind um das Tausend-, wenn nicht Zehntausendfache gestiegen. Es ist eine dumme Welt. Sportler gelten als Vorbild, doch bei den Einkommen ist die Ungleichheit nirgendwo so groß wie im Sport. Selbst die Gehaltsverteilung bei den multinationalen Konzernen gleicht im Vergleich fast einem Muster einer kommunistischen Utopie.

Die Sportinflation – man könnte sie Spin-Inflation nennen – ist das sich verstärkende Stadium der Hyperinflation. Und das endet meist sehr schlecht.



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