In Biddinghuizen entfernen die Bauern die umgedrehten Flaggen mit leichtem Widerwillen selbst

In Biddinghuizen entfernen die Bauern die umgedrehten Flaggen mit leichtem


Die Bauern werden am Dienstag ihre Protestfahnen von den Laternenpfählen in Biddinghuizen entfernen. Die Aktion folgte einem Gespräch zwischen Landwirten, der Gemeinde und einem Veteranen.Statue Marcel van den Bergh / de Volkskrant

Dann setzen sie sich hin, trinken eine Tasse Kaffee, Zottel im Mundwinkel. Vier Männer, die gerne anpacken, versammelten sich im Hofschuppen von Lohnunternehmer Martin Schoot Uiterkamp (36). Bald werden sie mit zwei Teleskopladern nach Biddinghuizen fahren, wo etwa 130 umgekehrte Flaggen an Laternenpfählen hängen. Diese Flaggen sind jetzt aus.

Nicht, dass diese Jungs ein Problem mit invertierten Flaggen hätten. Nein sagen, im Gegenteil. Mitte Juli lagen die gleichen Fahnen, noch ganz neu, hier in der gleichen Halle, fertig zum Aufhängen. Auch Ackerbauer Leon Eijbrink (30), jetzt ebenfalls mit am Tisch, war dabei. „Die Polizei winkte uns freundlich zu“, sagt er. „Sie haben die Daumen hoch gegeben.“

Und doch werden sie jetzt die Flaggen entfernen, wenn auch mit leichtem Widerwillen. „Unsere Probleme sind nicht gelöst“, sagt Schoot Uiterkamp, ​​der zuvor auch an der Blockade eines Distributionszentrums des Supermarkts Lidl beteiligt war. „Aber wir hatten ein gutes Gespräch und das war das Ergebnis. Daran halten wir uns.‘

Als der Kaffee ausgetrunken ist, setzt er sich einen Cowboyhut auf und setzt sich hinter das Steuer seines Teleskopladers. Wenig später fährt er mit Eijbrink im Eimer am Ende des Teleskoparms aus dem Hof. Der andere Teleskoplader folgt.

Aufhängen

Die umgekehrte Trikolore ist in den letzten Monaten zu einem Symbol des bäuerlichen Widerstands geworden. Die Fahnen erschienen nicht nur auf Höfen und Höfen, sondern auch auf Brücken, Viadukten und Laternenpfählen. Ganze ländliche Gemeinden wurden damit bedeckt.

Die Regierungen kämpfen immer noch mit den unerbetenen Dekorationen. Dass eine Gruppe den öffentlichen Raum in so großem Umfang in Besitz nimmt, führt zu Unbehagen. Denn gehört die Straße nicht alles uns? Dennoch entschieden sich viele Autofahrer in den vergangenen Monaten, nicht einzugreifen, teilweise aus Angst, die Flammen könnten explodieren.

Auch verständlich. Mitarbeiter eines Unternehmens, das diesen Sommer in Winterswijk Protestflaggen entfernt hatte, wurden eingeschüchtert, woraufhin die Gemeinde beschloss, die Flaggen von nun an hängen zu lassen. Der Bürgermeister von Oldebroek in Gelderland sah sich Drohungen und Einschüchterungen ausgesetzt, nachdem die umgekehrte Trikolore entfernt worden war. „Jemand schrieb, ich solle mich mit einer Fahne an einem Laternenpfahl aufhängen“, erzählte sie de Volkskrant.

Beleidigung der Soldaten

In der Gemeinde Dronten, zu der auch Biddinghuizen gehört, gab es keine Zwischenfälle. Aber es gab Unzufriedenheit, sagt Bürgermeister Jean Paul Gebben, nicht zuletzt mit sich selbst. „Diese Fahnen hängen auf Gemeindegrundstücken“, sagt er. „Dafür sind Laternenpfähle grundsätzlich nicht vorgesehen.“

Gebben erhielt auch einige Beschwerden von Anwohnern, die sich über die umgedrehten Fahnen ärgerten. Er wusste auch, dass Veteranen es als schmerzhaft empfanden, die Trikolore verkehrt herum hängen zu sehen. So hatte beispielsweise Marco Kroon, Träger des Wilhelmsordens, die umgedrehte Flagge als „Beleidigung der Soldaten“ bezeichnet.

Der Bürgermeister, der eine Eskalation nicht ausschloss, beschloss, die Beteiligten seiner Gemeinde an einen Tisch zu bringen. Und es hat funktioniert. Eines Abends saß er am Küchentisch von Martin Schoot Uiterkamp mit einem Stadtrat, ein paar Bauern und dem Veteranen Paul van Tintelen (62).

Nervös

Van Tintelen: „Ich habe ihnen gesagt, dass ich als Soldat unter anderem nach Jugoslawien und Afghanistan versetzt wurde und dass etwa zwanzig Kollegen unter der Flagge in die Niederlande zurückgebracht wurden. Diese Flagge bedeutet uns sehr viel. Es tut mir weh, wenn Leute es respektlos behandeln.‘

Gebben: „Die Bauern haben ihnen dann gesagt, dass das Überleben ihrer Höfe gefährdet ist. Worauf der Veteran sagte, er wisse das alles nicht.‘

Schoot Uiterkamp: „Die Bauern, die ich eingeladen habe, haben alle unterschiedliche Probleme mit der Regierung. Einer sprach über die Stickstoffstandards, ein anderer über den kranken Markt.“

Van Tintelen: „Ich war im Vorfeld ziemlich nervös wegen dieses Gesprächs. Aber die Bauern sagten schnell, dass sie mit diesen Fahnen nie etwas Böses gemeint hätten. Und dass sie bereit waren, Kompromisse einzugehen.“

Gebben: „Am Ende hat man sich darauf geeinigt, dass die Fahnen bleiben, bis das Repräsentantenhaus aus der Sommerpause zurückkehrt. Sie würden die Flaggen dann am 6. September selbst entfernen. Das ist schön, nicht wahr? Wenn man in Kontakt bleibt und Verständnis füreinander zeigt, kann man viele Probleme lösen.“

Mittelfinger

Und so fahren an diesem Dienstag zwei Teleskoplader in Biddinghuizen ein. Schoot Uiterkamp fährt den Teleskoparm seiner Maschine aus und bringt den Eimer knapp unter die Lampe. Dort schneidet Eijbrink mit seiner Zange zwei Kabelbinder ab. Er zielt mit der Fahne auf den Boden. Die Tonne fällt. Die Maschine fährt zum zweiten Pol. Aufbacken. Schnip schnap. Backen. Usw. Sie brauchen weniger als eine Minute pro Flagge.

Nach einer Stunde treffen sich die beiden Teams im Einkaufszentrum. Die Arbeit ist erledigt. Die Männer erzählen sich gegenseitig von den hupenden Autos und den erhobenen Mittelfingern. „Ich habe Fahnen verteilt“, sagt der 22-jährige Ben van Steenoven. „Die Leute können die zu Hause aufhängen.“

Einen Tag später wird Schoot Uiterkamp die anderen Flaggen zu einem Bauern mit Land an der A6 bringen, wo auch entfernte Flaggen aus anderen Dörfern in Flevoland mitgenommen wurden. Sie werden dort in naher Zukunft – verkehrt herum – den rasenden Autofahrern begegnen.

Routinier Paul van Tintelen macht sich darüber vorerst keine Sorgen. „Jetzt sind die Flaggen auf privatem Land, das ist also eine andere Geschichte“, sagt er. „Außerdem nutze ich den A6 nicht jeden Tag. Sie sind aus meinen Augen. Und wenn es mich bald stört, fange ich das Gespräch wieder an.‘



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