Im Krimi rund um den Anschlag auf die Gaspipeline Nord Stream 2 zeigen immer mehr Finger in Richtung Ukraine

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Die Ostsee am 27. September 2022. Aus der Nord Stream 2-Pipeline austretendes Gas erreicht die Wasseroberfläche.Bild der schwedischen Küstenwache über Getty

Drei Monate vor den Explosionen, die Nord Stream 2 im vergangenen September weitgehend zerstörten, versorgten die USA „Deutschland und andere europäische Länder“ mit Informationen über ukrainische Anschlagspläne. Dem Geheimdiensthinweis der CIA zufolge plante die Ukraine eine verdeckte Operation, bei der ein sechsköpfiges Team von Kampfschwimmern die Pipeline während eines heimlichen Sturzflugs in die Luft jagen sollte. Die CIA wiederum habe die Informationen von einem „europäischen Verbündeten“ erhalten, hieß es Die Washington Post, der am Dienstagabend für Schlagzeilen sorgte.

Der Angriff auf Nord Stream 2, bei dem im vergangenen September drei der vier Pipelines in die Luft gesprengt wurden, ist rätselhaft. Experten für Sicherheit im Seeverkehr verwiesen zunächst darauf, dass Russland das einzige Land sei, das über das Motiv und die Mittel verfüge. Einige beschuldigten die Amerikaner. In den letzten Monaten kam das Bild auf, dass ein Team ukrainischer Taucher hinter den Angriffen steckt.

Über den Autor
Remco Andersen ist Deutschlandkorrespondent für de Volkskrant. Er lebt in Berlin. Als Nahost-Korrespondent gewann er 2015 den Lira-Preis für Auslandsjournalismus für seine Arbeit in Syrien und im Irak.

Der durchgesickerte Geheimdienstbericht ist der bisher stärkste Hinweis auf eine Beteiligung der Ukraine an den Anschlägen, wirft aber auch Fragen auf. Zuvor hatten deutsche Medien enthüllt, dass die Behörden dort seien haben mehrere ukrainische Verdächtige im Visier. Ihre Verantwortung steht noch nicht fest. Auch ist noch unklar, ob und in welchem ​​Umfang die Verdächtigen aus Kiew geschickt wurden. Mehrere paramilitärische Gruppen sind rund um den Ukraine-Konflikt aktiv und behaupten, auf eigene Faust zu handeln.

Entsprechend Die Washington Post Der CIA-Hinweis vom Juni war sehr detailliert. Ein Undercover-Team aus sechs ukrainischen Seekommandos würde mit gefälschten Ausweisen losgeschickt, um ein Boot zu mieten und von dort aus in einem Tauchboot auf den Grund der Ostsee zu tauchen. Das Team würde Helium mitbringen, um in einer Tiefe von 70 Metern arbeiten zu können. Die Einheit stünde unter dem direkten Kommando des ukrainischen Oberbefehlshabers, General Valery Zaluzhnyi. Präsident Selenskyj wäre nicht informiert worden.

Fragen

Viele Details decken sich mit Erkenntnissen der deutschen Behörden. Bei ihren Ermittlungen fanden sie eine Mietyacht, die Andromeda, mit Spuren von Sprengstoff an Bord. Das Boot war am Tag vor dem Anschlag nahe der norddeutschen Hafenstadt Rostock von Personen mit gefälschten Ausweisen gemietet worden.

Es gibt aber auch Unterschiede. In den Informationen, die offenbar von einer menschlichen Quelle in der Ukraine stammen, wird Nord Stream 2 nicht erwähnt. Der Quelle zufolge war der Angriff auf Nord Stream 1, die ältere Schwesterpipeline von Nord Stream 2, geplant, und zwar im Juni – nicht im September. Als Ausgangspunkt der Operation nennt die Quelle auch ein anderes europäisches Land als Deutschland. Und warum sollte ein ukrainisches Saboteureteam ein Tauchboot, Helium und Hunderte Kilo Sprengstoff nach Deutschland schmuggeln, dann aber für den Erfolg ihrer streng geheimen Operation ein Urlaubsboot mieten müssen?

Zweifeln

Eines der Argumente gegen ein ukrainisches Engagement, das schnell klang, war, dass der potenzielle Nutzen das Risiko nicht überwiege. Nord Stream 2 wurde aufgrund der russischen Invasion in der Ukraine nie in Betrieb genommen und es besteht praktisch keine Chance, dass jemals wieder Gas durchfließen würde. Gleichzeitig könnte die Beteiligung der Ukraine an einem Angriff auf die europäische Energieinfrastruktur die westliche Unterstützung für dieses Land erheblich beeinträchtigen.

Dann ließe sich der Schaden durch geschicktes politisches Handeln begrenzen. Die Ukraine könnte die Verantwortlichen als Aufrührer strafrechtlich verfolgen, was den westlichen Ländern die Chance gäbe, die Strafmaßnahmen einzuschränken. Darüber hinaus liegt es auch im Interesse der USA und der EU-Länder, dass die Ukraine den Krieg gegen Russland nicht verliert.

Bei europäischen und NATO-Gesprächen über die Ukraine, so ein europäischer Diplomat Die Washington PostDeshalb heißt es jetzt: Nicht mit Nord Stream anfangen.



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