Heizpilze können Pflicht sein von: ‚Wo willst du die Leute denn hinstellen?‘

Heizpilze koennen Pflicht sein von Wo willst du die Leute


Terrassenheizung im Café Basilica auf dem Vrijthof in Maastricht: „Das ist Privatsache. Schließlich gehört die Rechnung auch uns.“Statue Marcel van den Bergh / de Volkskrant

Irene und Eddy Megens staunen, als sie am Mittwochabend den Vrijthof betreten, wo fast alle Terrassen rot werden. „Das muss ein Vermögen kosten.“ Doch das Ehepaar aus Den Bosch hat sich für sein Abendessen auch einen schönen Platz unter einem der glühend heißen Terrassenheizstrahler ausgesucht. „Wir fühlen uns belastet“, sagt Irene, „aber es ist schön hier.“ Drinnen sind alle Tische leer.

Im Herbst draußen essen? Dafür müssen sich die Gäste überhaupt keine Vorwürfe machen, sagt Laura Serpetiti, Restaurantleiterin im Aux Pays Bas. „Wir wollen eine volle Terrasse. Unabhängig von den Energiepreisen.“ Etwas weiter bei In Den Ouden Vogelstruys, einer der ältesten Kneipen der Stadt, sind die Angestellten vorsichtiger. Sicher, da die Energierechnung von 4.000 auf 12.000 Euro gestiegen sei, sagt Barkeeper Patrick Doelen. Trotzdem geht die Terrassenheizung an, wenn die Gäste fragen.

Für die hohen Energiepreise kommen die meisten Betreiber auf den Vrijthof Heizungen noch nicht ausschalten. Doch mitten in der Gas- und Klimakrise wird auch über Sinn und Unsinn der Außenheizung diskutiert: Ist es sozialverträglich, die energiefressende Terrassenheizung anzuschalten, während alle Energie sparen müssen? In Brüssel glauben sie das nicht. Letzte Woche kündigte die Europäische Kommission Pläne zur Eindämmung des „Luxusgasverbrauchs“ an. Um sicherzustellen, dass genügend Gas zur Verfügung steht, sucht die Europäische Kommission nach Möglichkeiten, den nicht unbedingt notwendigen Verbrauch zu begrenzen. Dazu gehört eine Terrassenheizung.

Patt

Die Gastronomieunternehmer in Maastricht messen ihren Heizpilzen – vom Gasstrahler bis zur elektrischen Wärmelampe – eine entscheidende Bedeutung bei. Wo sonst willst du die Gäste unterbringen, fragt sich Serpetiti. „Die zusätzlichen Plätze auf der Terrasse brauchen wir nach den Corona-Jahren dringend.“ Das gleiche Geräusch ist in der Brasserie Monopole zu hören. „Guter Service bringt viel“, sagt Manager Randy Liebers, „aber wenn man die Terrassenheizung ausschaltet und die Nachbarn nicht, verliert man trotzdem viel Umsatz.“

Nationale Regulierungen wären eine gute Lösung, um diesen Stillstand zu durchbrechen, meint Ökonom Rens van Tilburg, Direktor des Sustainable Finance Lab, einer akademischen Denkfabrik, die sich auf eine nachhaltigere Nutzung öffentlicher Finanzmittel konzentriert. „Für die Gastronomie mag es ärgerlich sein, aber das große Ganze wird außer Acht gelassen: Unser Energieverbrauch muss gesenkt werden. Wo Verbraucher oder Unternehmen dies nicht selbst tun, muss der Staat eingreifen.“

Von einem nationalen Verbot von Heizpilzen, wie es in Frankreich bereits der Fall ist, spreche laut Wirtschafts- und Klimaministerium aber keine Rede. Kommunen setzen sich kritisch mit der Terrassenkultur in ihrer eigenen Stadt auseinander. In Leiden wurde im vergangenen Jahr ein Antrag auf schrittweise Abschaffung der Terrassenheizung vor 2026 verabschiedet, und auch Amsterdam und Den Haag erwägen ein Verbot. Doch laut dem Verband der niederländischen Gemeinden (VNG) sind die Möglichkeiten begrenzt. Vor zehn Jahren wurde ein solches Verbot in Amsterdam erlassen, weil der Staatsrat entschied, dass Terrassenheizungen nach der Allgemeinen Kommunalverordnung (APV) nicht verboten werden sollten.

Auch das würde einen Schritt zu weit gehen, sagt Mitarbeiter Paul Janssen vom Restaurant Basilica. „Es ist eine private Angelegenheit. Schließlich gehört die Rechnung auch uns.“ Ihm zufolge steht die Terrassenheizung vor allem deshalb unter Beschuss, weil sie sichtbar ist. „Aber was ist mit den beheizten Pools?“

Auch wenn es nach Koninklijke Horeca Nederland geht, Vorschriften sind überflüssig. Der Gewerbeverband gibt an, dass viele Gastronomiebetriebe aufgrund der hohen Energiepreise bereits die Terrassenheizung abschalten. Aufgrund der Preisobergrenze, die auch für Haushalte gilt, werden Kleinverbraucher im nächsten Jahr davon weniger betroffen sein. Für Großverbraucher gibt es den Energiekostenausgleich (TEK), aber laut KHN bleiben viele Gastronomiebetriebe außen vor: „Die Schwellen sind so hoch, dass die wenigsten Unternehmer das geltend machen können.“

heimlich

Auch auf dem Vrijthof scheinen Vorschriften nicht immer wirksam zu sein. Maastricht hat seit Jahren strenge Regeln: Fassadenterrassen können das ganze Jahr über beheizt werden, die quadratischen Terrassen jedoch nur im Dezember. Die rot beleuchteten Terrassen heute Abend? Das mag zum Teil an den LED-Lampen liegen, die der Stadt ein „warmes Aussehen“ verleihen sollen, aber auf diversen Platzterrassen leuchten auch echte. Heizungen. „Die sind hinterhältig“, lacht ein Catering-Mitarbeiter. „Wenn die Durchsetzung kommt, werden sie ihn bald vertreiben.“ Einige Gastronomiebetriebe akzeptieren gerne ein Bußgeld von 259 Euro für eine volle Terrasse.

Die Gemeinde Maastricht will vorerst nicht mit einem kompletten Verbot fortfahren. „Angesichts der aktuellen Umstände wird mit der Branche diskutiert, ob eine Terrassenheizung wünschenswert ist“, sagte ein Sprecher. Außerdem wird nächsten Monat ein Pilotprojekt starten, um nachhaltigere Alternativen wie Heizkissen zu testen.

KHN möchte, dass auch Gastronomieunternehmer in anderen Kommunen ermutigt werden, nachhaltiger zu werden. Gleichzeitig betont der Fachverband, dass solche Investitionen nicht für jeden Unternehmer selbstverständlich sind: „Gastgewerbe-Unternehmer haben aufgrund der Corona-Krise nach wie vor mit Liquiditätsproblemen zu kämpfen. Es ist erstmals, auch dank voller Terrassen, einen guten Umsatz zu erwirtschaften und Schulden zu begleichen.‘

Außerdem sind die „nachhaltigen“ Alternativen nicht heilig. „Sie verbrauchen immer noch kostbare Energie“, sagt Van Tilburg. „Natürlich ist es besser, wenn die Leute einfach drinnen sitzen.“

Als „old fashioned barkeeper“ würde Patrick Doelen das eigentlich ganz angenehm finden. „Zieh sie aus, dann ist es drin wenigstens voll“, scherzt er und zapft noch ein paar Bierchen für die Stammgäste auf der Terrasse. „Die Leute sind eigentlich zu verwöhnt geworden. Sie wollen eine Fleecedecke und a Heizung. Früher haben wir einfach einen dicken Schal angezogen.“

Was kostet eigentlich eine Terrassenheizung?

Ein kleines Gasheizung verbraucht etwa 0,46 Kubikmeter Gas pro Stunde, berechnete das Forschungsinstitut Kwink im Jahr 2018 im Auftrag der Gemeinde Den Haag. Das bedeutet, dass die Kosten für ein Café mit sechs kleinen Heizpilzen bei den aktuellen, variablen Energietarifen auf knapp 80 Euro pro Abend ansteigen können (für Unternehmer, die noch einen festen Energievertrag haben, liegen die Kosten eher bei rund 14 Euro). Ein kleines elektrische Heizung verbraucht 1,4 kWh und ist damit etwas günstiger. Ein Café mit sechs Elektro-Terrassenheizstrahlern zahlt nach aktuellen Tarifen etwa 50 Euro pro Abend.



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