„Hausärzte haben schon zu wenig Zeit, auch Menschen mit wunden Zehen kommen in die Notaufnahme“

„Hausaerzte haben schon zu wenig Zeit auch Menschen mit wunden


Hausärzte protestieren auf dem Malieveld gegen die hohe Arbeitsbelastung.Statue Freek van den Bergh / de Volkskrant

Hallo Michiel, Zeitdruck, Verwaltungsdruck, Hausarztmangel: die Probleme häufen sich. Worauf genau machen die Ärzte von Malieveld heute aufmerksam?

„Ich habe gerade ein Transparent hier vorbeiziehen sehen, das das Gefühl hier angemessen zusammenfasst: ‚Haben Sie einen Moment Zeit? Weil wir es nicht tun. Die Hauptklage der Hausärzte ist, dass sie zu wenig Zeit für den Patienten haben. Eine Beratung dauert jetzt nur noch 10 Minuten, sie denken, es sollten 15 Minuten sein, damit sie sich besser unterhalten und besser für die Patienten da sein können.

„Außerdem sind die Hausärzte besorgt über die Menschenmassen an den Hausarztstellen. Am Wochenende, abends, nachts: Immer wieder kommen Patienten. Offiziell ist es eine Notfallstation, aber auch wegen Zehen- oder Bauchschmerzen kommen regelmäßig Menschen. Dieses Problem hängt mit der Hektik in den regulären Praxen zusammen: Wenn die Leute das nicht überstehen, versuchen sie es einfach abends beim Hausarzt.‘

Wie sind diese Probleme entstanden?

„Eine der Hauptursachen sind die überall im Gesundheitswesen entstandenen Wartelisten. In Krankenhäusern, psychiatrischen Einrichtungen, Jugendhilfe, Pflegeheimen: Überall müssen Menschen extrem lange warten. Und solange die Pflegebedürftigen dort nicht hingehen können, fallen sie in die Zuständigkeit des Hausarztes. Sie verfügen nicht immer über das Fachwissen, um sich um diese Menschen zu kümmern, was wiederum zusätzlichen Druck erzeugt.

„Ein weiteres Problem ist, dass es einfach immer weniger Hausärzte gibt, die sich selbst versorgen können. Aufgrund der Alterung der Bevölkerung gehen viele Hausärzte in den Ruhestand und es wurden zu wenige neue ausgebildet. Zudem arbeiten heute weniger Hausärzte Vollzeit als früher. Es ist ein Cocktail, der an allen Fronten stecken bleibt.

„Ein zusätzliches Problem ist neuerdings, dass Hausärzte wegen der hohen Arbeitsbelastung ausfallen. Manche steigen deswegen sogar aus dem Beruf aus, darunter auch junge Ärzte, die gerade erst angefangen haben. Das verschlimmert das Problem am Ende nur noch: Denn je mehr Hausärzte gehen, desto mehr steigt der Druck.“

Die Warnung, dass das Gesundheitswesen zum Erliegen kommt, ist schon länger zu hören, die Corona-Krise hat es schmerzlich ans Licht gebracht. Wie kommt es, dass es immer noch keine Lösung gibt?

„Das liegt vor allem daran, dass es keine fertige Lösung gibt. Wir haben auch ein Gesundheitssystem, das man nicht einfach so ändern kann. Und viele der Probleme liegen daher außerhalb der hausärztlichen Versorgung, etwa bei Wartelisten in Krankenhäusern oder Heimen. Um das zu lösen, muss man auf allen Ebenen eingreifen.

„Aber natürlich hätten sich die Leute früher dafür entscheiden können, mehr Allgemeinmediziner auszubilden. Das passiert jetzt. Aber das wurde zu lange hinausgezögert, so dass wir jetzt den Tatsachen hinterher laufen. Es passiert oft: Menschen sehen das Problem erst, wenn es da ist. Ich denke auch, dass der Anteil der Teilzeitärzte lange Zeit unterschätzt wurde.‘

Gibt es Möglichkeiten, die Arbeitsbelastung kurzfristig zu reduzieren? Oder sehen wir bald wieder die Hausärzte auf dem Malieveld?

„Hausärzte können sich digitale Lösungen ansehen. Doch der Berufsstand selbst steht dem skeptisch gegenüber. Ärzte glauben, dass die persönliche Bindung und der Kontakt zum Patienten für ihren Beruf von zentraler Bedeutung sind. Damit haben sie sicherlich Recht, aber es gibt immer noch Pflege, die Sie aus der Ferne digital leisten können.

„Auch gegen den Druck auf GP-Posten könnte etwas getan werden. Vielleicht sollte die Regierung eine nationale Kampagne starten, um den Menschen klar zu machen, dass sie nur für Notfälle da sind. Oder vielleicht können wir eine Notrufnummer einführen, so wie in Dänemark. Für Menschen fühlt es sich anders an: Es muss einen guten Grund geben, eine Nummer mit einem solchen Namen anzurufen.

„Auf jeden Fall macht diese Demonstration deutlich, dass etwas getan werden muss. Besonderes Augenmerk legen die Hausärzte auch auf die Regierung. Als der Name von Gesundheitsminister Ernst Kuipers auf das Podium fiel, wurde gebuht. In einem sind sich die Ärzte einig: Bisher wurde viel zu wenig getan.“



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