Den Zahlen zufolge erleben Sprengstoffe in der niederländischen Unterwelt in diesem Jahr einen Durchbruch. Im Jahr 2023 registrierte die Polizei insgesamt 716 Vorfälle, ein Jahr zuvor waren es noch 228. Vor allem in der Region Rotterdam, darunter Schiedam und Vlaardingen, kam es zu zahlreichen Explosionen. Es folgten weitere Großstädte wie Amsterdam und Den Haag. Relativ wenige Explosionen wurden in Ostbrabant und Limburg gezählt.
Vor der Coronakrise waren Handgranaten ein beliebtes Mittel zur Einschüchterung von Kriminellen. Nur in wenigen Fällen kam es zur Detonation. Von 2017 bis 2019 stieg die Zahl der Vorfälle mit Handgranaten von 22 auf 61 pro Jahr. In den Corona-Jahren kam es zu weniger Vorfällen. Seit 2022 stellt die Polizei eine Verlagerung hin zu anderen Sprengstoffen fest.
Das Niederländische Forensische Institut (NFI), das Material untersucht, das bei Explosionen verwendet wurde, hatte bereits den verstärkten Einsatz von Blitzpulver festgestellt. Der Anstieg dürfte darauf zurückzuführen sein, dass Kriminelle relativ leicht an die feine, graue Mischung gelangen, die eine größere Sprengkraft als Schießpulver besitzt. „Cobras (illegales Feuerwerk, Hrsg.) sind beliebt, aber es gibt noch viel mehr Artikel, die Blitzpulver enthalten“, sagt Sprengstoffexperte Jan Dalmolen vom NFI.
Darüber hinaus drohen Kriminellen eine geringere Strafe, wenn sie mit illegalem Feuerwerk erwischt werden. Der Besitz dieser Handgranaten wird mit weniger strengen Strafen geahndet als der Besitz von Handgranaten, die unter das Waffen- und Munitionsgesetz fallen.
Europäischer Führer
Die Polizei vermutet, dass die Niederlande mittlerweile europaweit führend beim Einsatz von Blitzpulver bei Angriffen und Einschüchterungsversuchen sind. In Antwerpen, einer wichtigen Hafenstadt wie Rotterdam und daher relativ vergleichbar, ist die Zahl der Angriffe im vergangenen Jahr sogar zurückgegangen. Das sagte kürzlich der Chef der Antwerpener Polizei, Yve Driesen zur belgischen Zeitung Die letzten Neuigkeiten dass die Mehrheit der Auftraggeber und Ausführenden dieser Angriffe aus den Niederlanden stammten.
Für die Polizei ist es schwierig, die Verbrecher hinter den vielen platzierten Sprengsätzen aufzuspüren. Die Täter sind oft jung und kennen den Klienten meist nicht. Mehr als die Hälfte der festgenommenen Verdächtigen war jünger als 23 Jahre. Etwa ein Zehntel der Tatverdächtigen sind Minderjährige. Der Kontakt zwischen Umsetzer und Auftraggeber erfolgt überwiegend über soziale Medien.
Um den Anstieg der platzierten Sprengstoffe zu stoppen, forderte das Repräsentantenhaus im vergangenen Sommer, den Handel mit Blitzpulver einzuschränken. Um dies zu erreichen, wurde ein Antrag zur Einbeziehung von Kobras und Blitzpulver in das Waffengesetz gestellt, dem mit europäischen Vorschriften entsprochen wurde. Der Senat prüft dies derzeit.