GroenLinks-Mitglied Tom van der Lee kandidiert für die Präsidentschaft des Repräsentantenhauses: „Ich kann über den Parteien stehen“

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Tom van der Lee (GroenLinks-PvdA) war der erste, der sich als Nachfolger von Vera Bergkamp als Vorsitzender des Repräsentantenhauses registrierte.Bild David van Dam / de Volkskrant

Am Freitag kündigte Van der Lee seine Kandidatur in einem Brief an seine Kollegen und den Sekretär des Repräsentantenhauses an. Der Name des Abgeordneten von GroenLinks-PvdA als möglicher Nachfolger der verstorbenen Kammerpräsidentin Vera Bergkamp (D66) steht schon seit einiger Zeit im Raum.

Van der Lee, der seit 2017 im Namen von GroenLinks und kürzlich im Namen der gemeinsamen Fraktion mit der PvdA im Repräsentantenhaus sitzt, gilt als erfahrener und kompetenter Parlamentsabgeordneter mit Managementerfahrung. Als „GroenLinkser der ersten Stunde“ engagiert er sich auch schon viel länger in der Politik. Zwischen 1990 und 2009 war er hinter den Kulissen der Fraktion GroenLinks aktiv. Er war Berater von Parteiführern wie Paul Rosenmöller und Femke Halsema, leitete den Wahlkampf 2003 und galt als Spindoktor der Partei.

Obwohl für die Außenwelt nicht immer sichtbar, galt er zu dieser Zeit als einer der einflussreichsten Parteimitglieder. Während Parteiführer normalerweise die Fraktionssitzungen leiteten, übernahm dies in jenen Jahren häufig Van der Lee. Dies betreffe „mehr als fünfhundert Sitzungen“, die er leiten durfte, wenn auch „ungewöhnlich“, sagte Van der Lee in seinem Motivationsschreiben.

Nach fast zwei Jahrzehnten in den Startlöchern verließ er 2009 die Politik und übernahm eine prominente Position als Kampagnenleiter bei Oxfam Novib. Doch im Jahr 2016 wurde Van der Lee von GroenLinks-Chef Jesse Klaver zurück auf den Binnenhof gebeten.

Zuschläge Affäre und Gasförderung

Als Abgeordneter wurde er 2018 Mitglied des Präsidiums, dem Exekutivrat des Repräsentantenhauses. In einer vom SGP-Mitglied Kees van der Staaij geleiteten Arbeitsgruppe trug er zu einer überarbeiteten Fassung der Geschäftsordnung des Repräsentantenhauses bei. Und im Jahr 2020 schloss sich Van der Lee dem parlamentarischen Verhörausschuss in der Sozialleistungsaffäre an, der mit einem harten Urteil einherging, das zum Rücktritt des Kabinetts Rutte III führte.

Als eine seiner wichtigsten Errungenschaften sieht Van der Lee den Vorsitz im parlamentarischen Untersuchungsausschuss, der 2022 die Gasförderung in Groningen untersuchte. „Diese erfolgreiche Umfrage hat auch deutlich gemacht, dass ich ein einigender Anführer bin, der auch über den Parteien stehen kann“, schreibt er in seinem Brief zu dieser Position.

Mit diesen Worten will Van der Lee genügend Abgeordnete überzeugen, wenn am kommenden Donnerstag ein neuer Vorsitzender gewählt wird. Es ist schwer vorherzusagen, wie die Abstimmungsverhältnisse ausfallen werden, schon allein deshalb, weil etwaige Gegenkandidaten noch nicht bekannt sind. Darüber hinaus nominieren sich die Mitglieder persönlich für das Amt und die Abstimmung erfolgt stets anonym.

Parteipolitische Interessen

Allerdings werden parteipolitische Interessen bei der Abstimmung zweifellos eine Rolle spielen. Das wird sehr interessant sein, wenn der PVV-Abgeordnete Martin Bosma teilnehmen würde. Bosma, der seit Jahren auch Mitglied des Präsidiums ist, hat bereits zweimal erfolglos für das Präsidentenamt kandidiert. Die Mehrheit des Repräsentantenhauses sah damals nichts in einem Vorsitzenden der rechtsradikalen Partei, aber jetzt, da mehr Parteien offener für die PVV zu sein scheinen, stellt sich die Frage, wie stark diese Position noch ist. Für Van der Lee stellt sich die Frage, ob das Repräsentantenhaus nach der Wahlniederlage des linken Blocks etwas in einem linken Vorsitzenden sieht.

Bosma lässt sich vorerst nicht in die Karten schauen, er wird nach dem Wochenende eine Entscheidung treffen. Als möglicher weiterer Kandidat wird auch der VVD-Abgeordnete Roelien Kamminga genannt. Nach Bergkamps Weggang ist sie nun kommissarische Vorsitzende. Kandidaten haben bis Dienstag Zeit, sich anzumelden.



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