Auf Videoaufnahmen war zu sehen, wie die Verletzten am Mittwochmorgen von Krankenwagen abgeholt wurden. Auch rund 335 ausländischen Passinhabern gelang die Ausreise aus dem Gazastreifen, darunter Franzosen, Italiener und ein Belgier. Das ist weniger als zunächst erhofft, es kursierte eine Liste mit 545 Namen.
Die Passage ist das Ergebnis von Gesprächen hinter den Kulissen zwischen Israel, der Hamas, Ägypten und den Vereinigten Staaten, die von Katar vermittelt wurden. Nach Angaben der BBC sitzen insgesamt rund 7.000 Menschen mit ausländischen Pässen aus 44 verschiedenen Ländern im Gazastreifen fest. Weil alle elektronischen Systeme kaputt seien, musste ein palästinensischer Grenzschutzbeamter die Pässe händisch kontrollieren, berichten Reporter vor Ort.
Über den Autor
Jenne Jan Holtland ist Nahost-Korrespondentin für de Volkskrant. Er lebt in Beirut und ist der Autor des Buches Der Kurier aus Maputo (2021).
Unter den Passinhabern im besetzten Gazastreifen befinden sich auch 27 niederländische Staatsangehörige, die am Mittwoch jedoch noch nicht auf der Liste standen. Es ist unklar, wann sie evakuiert werden können. Die Listen werden in Absprache mit den jeweiligen Botschaften erstellt. Sobald die Niederländer die Grenze passieren dürfen, werde ein Team der niederländischen Botschaft in Ägypten bereit sein, sie zu empfangen, sagte ein Sprecher des Außenministeriums.
Die medizinischen Patienten wurden je nach Schwere ihrer Situation in Krankenhäuser in den Städten Arish oder Ismailia oder in ein Notfallkrankenhaus in der Nähe von Sheikh Zuweid verlegt. Arabische Medien berichteten am Mittwoch, Israel habe die Namen der Verwundeten überprüft, um sicherzustellen, dass sich keine Hamas-Kämpfer unter ihnen befanden. Nicht alle konnten rechtzeitig evakuiert werden: Nach Angaben eines Beamten des Gesundheitsministeriums in Gaza starben kurz vor der Evakuierung zehn Menschen an ihren Verletzungen.
Unterdessen berichtete Gazas einziges Krebskrankenhaus, das Türkisch-Palästinensische Freundschaftskrankenhaus, dass ihm am Mittwoch der Diesel für seine Generatoren ausgegangen sei und es daher nicht mehr geöffnet bleiben könne. „Wir sagen der Welt: Lassen Sie nicht zu, dass Krebspatienten aufgrund dieser Schließung einen bestimmten Tod erleiden“, sagte der Direktor auf einer Pressekonferenz. Derzeit liegen etwa siebzig Krebspatienten im Krankenhaus. Zuvor war das Krankenhaus von einem Projektil getroffen worden, wodurch ein Stockwerk beschädigt wurde.
Aufgrund der israelischen Blockade ist seit dreieinhalb Wochen kein Diesel mehr in das Gebiet gelangt. Lebensmittel, Medikamente und andere Güter kommen mit Lastwagen an, doch die Versorgung mit mehreren Dutzend Lastwagen pro Tag reicht nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen bei weitem nicht aus. Von den 35 Krankenhäusern im Gazastreifen mussten 16 ihre Türen schließen.