In den sozialen Medien macht ein Video die Runde, das zeigt, wie ein Mann in einer Albert-Heijn-Filiale auf Schweinefleisch zu urinieren scheint. Dieses Video ist eindeutig inszeniert. Der von hinten gefilmte Mann simuliert das Wasserlassen, während im Hintergrund das Geräusch von fließendem Wasser zu hören ist. Die Person hinter der Kamera kommentiert: „Bro, du bist radikal. Nur weil er kein Schwein essen will? Wow. Wir essen kein Schweinefleisch.‚
Das Video ist ein Witz des TikTok-Benutzers @Buurtwacht, der oft solche „lustigen“ Videos auf seinem Konto postet. Das besagte Video wurde inzwischen millionenfach angeklickt und sorgte im Internet für Aufsehen. Das Video wird jetzt weltweit mit dem Text „Migrant uriniert auf Schweinefleisch“ geteilt. Die Reaktionen reichen von Fassungslosigkeit bis hin zu Wut, mit Aussagen wie: „Ich habe mit ihm den Laden und die Straße gefegt.“ Sie stehen da und filmen, aber die Scheißer lassen das Gesicht aus. Außentreppen dieser Art!!!!‘
Über den Autor
Sander Duivestein arbeitet für das Sogeti New Technology Exploration Institute. Er schrieb das Buch im Jahr 2021 Wirklich falsch.
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Auch Geert Wilders, der Vorsitzende der niederländischen PVV, teilte das Video über seinen Twitter-Account mit dem Kommentar „Weitere zehn Sitze“, was eine hitzige Diskussion über X auslöste. Einige wiesen Wilders auf den fiktiven Charakter des Videos hin und forderten ihn auf es zu entfernen, aber er kam dieser Aufforderung nicht nach.
Der Mehrheit ist es völlig egal, dass das Video gefälscht ist. Sie drücken ein Gefühl aus, das subkutan lebt. Ihrer Ansicht nach sind die Bilder „wahrheitsgemäß“ und können daher im öffentlichen Diskurs verwendet werden. Henry Adjer, ein internationaler Experte für gefälschte Bilder und Fehlinformationen, sagt, das Problem bei gefälschten Bildern sei nicht, was sie verbergen, sondern was sie zeigen. Sie verstärken das, was die Leute denken.
Dies hängt eng mit Harry G. Frankfurts Theorie über „Bullshit“ zusammen. In seinem Aufsatz Auf Bullshit (2005) argumentiert Frankfurt, dass Quatsch gefährlicher ist als Lügen, weil er die Wahrheit völlig ignoriert. Bei Lügen besteht immer noch ein Bezug zur Wahrheit; Der Lügner weiß, was die Wahrheit ist, entscheidet sich aber dafür, etwas anderes zu sagen.
Den Bullshittern hingegen ist die Wahrheit völlig gleichgültig. Ihr Ziel ist es nicht, die Wahrheit zu verzerren, sondern sie nutzen die Bilder, um eine bestimmte Erzählung oder ein bestimmtes Bild zu verstärken, das zu ihrer politischen Agenda oder Weltanschauung passt, unabhängig von der Authentizität dieser Bilder.
Besorgniserregend
Das Internet bietet eine bunte Sammlung von Fakten, Filtern, Meinungen, Erfindungen und Verschwörungstheorien und damit Bullshit, bei dem Meinungen und Emotionen wichtiger sind als Fakten und Vernunft. Es ist besorgniserregend, dass Geert Wilders, dessen PVV bei den letzten Wahlen zum Repräsentantenhaus zur größten Partei wurde, aktiv zu dieser Verwirrung beiträgt.
Seine Entscheidung, das gefälschte Video nicht zu korrigieren, und die Art und Weise, wie er sich in den sozialen Medien präsentiert, wirft ernsthafte Fragen über die Rolle von Wahrheit und Integrität in der politischen Führung auf. Als jemand, der möglicherweise die höchste politische Machtposition in den Niederlanden innehat, kann von Wilders erwartet werden, dass er mit gutem Beispiel vorangeht, wenn es um die Aufrechterhaltung einer wahrheitsgemäßen und transparenten Kommunikation geht.
Stattdessen scheint er sich die Taktiken der Täuschung und des „Bullshits“ zu eigen zu machen. Dies untergräbt nicht nur seine eigene Glaubwürdigkeit, sondern trägt auch zu wachsendem Misstrauen gegenüber der Politik und staatlichen Institutionen bei.
Moralischer Führer
Das Vorgehen von Wilders ist umso besorgniserregender, wenn man bedenkt, dass er das Potenzial hat, Premierminister zu werden. Die Rolle eines Premierministers ist nicht nur die eines politischen Entscheidungsträgers, sondern auch die eines moralischen Führers. In einer gesunden Demokratie muss diese Figur ein Beispiel für Integrität und Verantwortung sein.
Das Verhalten von Wilders ist ein Hinweis darauf, wie er diese Rolle erfüllen könnte, bei der die Gefahr besteht, dass Fehlinformationen und Halbwahrheiten im höchsten Amt dieses Landes an der Tagesordnung sind. Es stellt einen gefährlichen Präzedenzfall dar, in dem sachliche Genauigkeit und Wahrhaftigkeit politischen Spielen und persönlichen Absichten untergeordnet werden.
Es ist von entscheidender Bedeutung, dass wir als Gesellschaft klare Maßstäbe setzen und uns an die Grundsätze der Wahrheit und Integrität halten, insbesondere in der Politik. Wir müssen von unseren Führungskräften verlangen, Verantwortung zu übernehmen und in ihrer Kommunikation transparent zu sein. Die Glaubwürdigkeit unserer demokratischen Institutionen und das Vertrauen der Öffentlichkeit in unsere Führer stehen auf dem Spiel.
Erosion
Sollte Wilders tatsächlich Premierminister werden, muss er sich an diese Standards der Ehrlichkeit und Offenheit anpassen, sonst riskieren wir einen weiteren Vertrauensverlust in unser politisches System. Es ist an der Zeit, dass wir alle, Bürger und Politiker, zusammenarbeiten, um die Wahrheit wieder in den Mittelpunkt unserer öffentlichen Debatte zu rücken und die Grundlagen unserer Demokratie vor den zerstörerischen Einflüssen von Fehlinformationen und Manipulation zu schützen.
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