Fußball muss wieder das Gewissen sprechen lassen; nicht mit der hand vor den mund, sondern laut und deutlich

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Bert Wagendorf

Jesper Möller, Präsident des dänischen Fußballverbandes, warf diese Woche einen Schläger in den Korb: Er sprach am Mittwoch offen über die Möglichkeit, dass sein Verband, die DBU, den Weltfußballverband Fifa verlässt. Möller war wütend über die diktatorische Haltung der Fifa in der Affäre, die schnell zu einem Streitpunkt wurde, der um den OneLove-Kapitän. Der Wächter berichtete am Freitag, die FIFA habe gedroht, Träger dieses Gürtels nicht nur mit einer gelben und dann einer roten Karte zu bestrafen, sondern der gesamten Mannschaft den Zutritt zu verweigern – und sie de facto aus dem Turnier zu werfen.

Dänemark steht im Widerstand gegen die Fifa an vorderster Front, doch die Bombe, die Möller nun unter der Organisation platzierte, ging weiter. „Ich kann mir vorstellen, dass es Probleme geben könnte, wenn Dänemark alleine geht. (…) Wir müssen bewerten, was passiert ist, und dann müssen wir eine Strategie erarbeiten, auch mit unseren skandinavischen Kollegen.“

Beispielsweise kann die Aufregung um ein Textilstück mit OneLove darauf zu einer Reformbewegung führen, die sich gegen eine kriminelle und korrupte Organisation richtet, die von einem manipulativen und geldgierigen Schweizer Mafiaboss, Gianni Infantino, angeführt wird. Schließlich gibt es ein Land, das sich fragt, ob man Teil einer solchen Organisation sein sollte. Wer sich dafür entscheidet, macht sich mitschuldig.

Ein Ausstieg scheint unmöglich: Die Fifa regiert die Welt des Fußballs und ein Ausstieg scheint eine Wahl für die Isolation zu sein. Doch dass Möller nun die Möglichkeit erwägt, zeigt, dass die Fifa übertrieben hat. Der Druck wächst, der KNVB soll gemeinsam mit den Dänen die Fifa von innen reformieren – nicht ausschließen, dies auch von außen durch die Gründung eines neuen Dachverbandes zu tun.

Ein Verband, und nicht der unwichtigste, hat Erfahrung mit dem Austritt aus der Fifa: der englische Fußballverband. Nach dem Ersten Weltkrieg verließ die FA die Fifa nach einer Meinungsverschiedenheit, was 1928 wiederholt wurde, was dazu führte, dass England die Weltmeisterschaften 1930, 1934 und 1938 verpasste. Von den sieben „OneLove-Ländern“ gehören fünf (die Niederlande, Dänemark, Belgien, Deutschland und die Schweiz) zu den acht Gründungsväter der 1904 an der Wiege der FIFA stand. Man könnte sagen, dass ihnen dadurch eine zusätzliche Verantwortung übertragen wird, die Zivilisation zurück in die Liga zu bringen.

Die Fifa zu sprengen ist ein rigoroser Schritt mit kaum absehbaren Folgen. Gleiches gilt aber auch für die Folgen des Verbrechens, das nun innerhalb der Fifa mit dem Deckmantel des Geldes überzogen wird. Fußball muss wieder das Gewissen sprechen lassen; nicht mit der hand vor den mund, sondern laut und deutlich.

Zeit für einen OneLovexit.

Während der WM schreibt Bert Wagendorp zweimal die Woche eine Rubrik über das Unbehagen von Katar.



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