Manchmal ist es genauso praktisch, ein Smartphone im Klassenzimmer. Aber es gibt noch zu viele Nachteile.
Das Gespräch über das Smartphone in der Schule, das seit Jahren in vielen Lehrerzimmern für Aufregung sorgt, avanciert in diesem Winter langsam aber sicher zur nationalen Debatte. Die Schlüsselfrage: Was tun die weiterführenden Schulen selbst, indem sie Bildschirme in ihre Gebäude und in vielen Fällen auch in Klassenzimmer zulassen?
Die meisten Schulen haben keine oder nur halbherzige Richtlinien, sehr zum Leidwesen eines erheblichen Teils des Lehrpersonals, das die ständige Präsenz von Smartphones in und um Klassenzimmer als großes Ärgernis ansieht. Die häufigsten Beschwerden: Auch wenn es nicht erlaubt ist, schauen Schüler während des Unterrichts ständig auf ihre Bildschirme, was zu Lasten ihrer Konzentration geht. Und selbst wenn die Geräte an der Klassenzimmertür abgegeben werden müssen, fordern Benachrichtigungen und Anrufe indirekt weiterhin Aufmerksamkeit.
Die soziale Interaktion außerhalb des Klassenzimmers hat sich bis zur Unkenntlichkeit verändert. Wer schon einmal in den Pausen eine weiterführende Schule besucht, wird das Bild von in sich versunkenen, in ihren Bildschirm vertieften Schülern wiedererkennen, die teilweise kaum noch miteinander reden – ein Schüler reagiert da sensibler als der andere.
Andererseits sehen auch die Lehrer die Vorteile. Wer das Smartphone geschickt in den Unterricht integriert, sorgt für Aufmerksamkeit und trägt gleichzeitig zur Entwicklung digitaler Kompetenzen bei. Das ist ein stichhaltiges Argument, aber ein Telefonverbot in der Schule kann natürlich mit einer befristeten Ausnahmeregelung für Unterrichtsstunden einhergehen, in denen ein Bildschirm gewünscht wird.
Auffallend ist die Abwesenheit des Bildungsministeriums in diesem Streit. Das Ressort, das jahrelang dafür bekannt war, per Rundschreiben („Tische einmal die Woche putzen!“) im Detail in den gesamten Prozess eingebunden zu werden, scheut sich inzwischen so sehr vor dem Vorwurf der Überregulierung, dass es gar nicht mehr will an einem Gespräch über ein Problem teilnehmen, das sich direkt auf die Qualität der Bildung auswirkt. „Das ist Sache der Schulen“, heißt es aus dem Hoftoren in Den Haag.
Das bleibt abzuwarten. Denn solange die Dozenten untereinander uneins sind, zögern viele Rektoren, den Sprung zu wagen. Auch im alljährlichen Kampf um die Schüler schauen die Schulen aufeinander. Ein Telefonverbot hat bei vielen Studierenden keine direkte Werbewirkung. Auch ohne sofort ein nationales Verbot zu erlassen, könnte Minister Wiersma zumindest den Versuch unternehmen, die Norm zu ändern und den Schulbehörden eine Orientierungshilfe geben.
Überzeugend ist das Beispiel des Calvin College in Goes, das vor drei Jahren unter dem Motto „zu Hause oder im Tresorraum“ ein Smartphone-Verbot einführte. Der Widerstand war groß, unter Schülern und Eltern, die einen Schritt in die Vergangenheit fürchteten. Die Schule spricht mittlerweile von einem echten „Kulturwandel“, Lehrer loben die verbesserte Konzentration und Fokussierung im Unterricht, in der Aula wird wieder viel miteinander gequatscht und Umfragen unter den Schülern zeigen, dass auch sie mit der Ruhe überwiegend zufrieden sind im Klassenzimmer Klasse und der Spaß draußen.
Das ist ein großer Gewinn, für eine Maßnahme, die so einfach zu ergreifen ist.
Der Volkskrant Commentaar bringt die Position der Zeitung zum Ausdruck. Es kommt nach einer Diskussion zwischen den Kommentatoren und den Chefredakteuren zustande.