Für die PvdA, die einen Parteiführer sucht, steht die letzte Chance vor der Tür

Fuer die PvdA die einen Parteifuehrer sucht steht die letzte

Wenn die PvdA jetzt nicht vorsichtig Schach spielt, droht eine Zukunft als anonymer Spieler auf dem viel zu überfüllten linken Flügel des Repräsentantenhauses.

Raoul du Prec

Selten kam der Rücktritt einer politischen Führungspersönlichkeit so unerwartet wie der von Lilianne Ploumen am Dienstag. Selten hat sich ein politischer Führer so wenig Zeit genommen, sein Handwerk zu beherrschen. Es beginnt, symptomatisch für den Zustand der niederländischen Sozialdemokratie zu werden. Ploumens Nachfolger, wer immer es sein wird, wird bereits der achte PvdA-Führer in diesem Jahrhundert sein. Gerade die Partei, die aus Erfahrung weiß, dass politische Führung durch Schaden und Schande reifen muss, bevor sie ihre volle Reife erreicht – mit Joop den Uyl und Wim Kok als markanten Beispielen –, gelingt es nicht mehr, Menschen den Weg weisen zu lassen.

Ploumens Timing wirft Fragen auf. Die Gemeinderatswahlen im letzten Monat waren enttäuschend, aber nicht enttäuschender als erwartet. Es wurde ihr nicht ausgehändigt. Auch die parteiinterne Debatte um Ploumens andauernden Fusionsflirt mit GroenLinks wird nicht der Grund sein. Es wäre nur verwunderlich gewesen, wenn es bei einer so wesentlichen Zukunftsdebatte nicht zu Meinungsverschiedenheiten gekommen wäre. Hatte Ploumen vielleicht Angst vor dem Untersuchungsbericht über die Entlassung von Gijs van Dijk – dem Abgeordneten, der im Februar nach Vorwürfen wegen regelwidrigen Verhaltens ausgetreten ist, sich aber noch dagegen wehrt?

Ploumen selbst beharrte am Dienstag darauf, dass die Ursache nur bei ihr selbst zu suchen sei. Kurz: Sie hält sich für nicht gut genug, um eine breite Volkspartei zu führen. Eine solche Selbsteinsicht ist auf dem Binnenhof selten und schon deshalb lobenswert. Aber auch dann stellt sich die Frage, warum sie damit ihre Partei so komplett überrascht. Zum zweiten Mal innerhalb von anderthalb Jahren muss er sich nun eilig einen neuen Fraktionsvorsitzenden suchen – das wird also jemand sein, der sich im Detail noch keine Gedanken machen konnte. Darüber hinaus wurde keiner der verbleibenden Abgeordneten aufgrund der breiten inhaltlichen Erfahrung und der Führungsqualitäten ausgewählt, die Ploumen selbst fehlen.

Dies wird ein entscheidender Moment für den neuen Parteivorstand unter der Leitung von Esther-Mirjam Sent. Schließlich kann die Malaise nicht jahrelang anhalten: Die schrumpfende Partei verliert bereits zusehends an Kraft, Verwaltungstalente anzuziehen und auszubilden, während sich die Partei in dieser Hinsicht stets von den anderen linken Parteien abgesetzt hat. Wenn die PvdA nicht aufpasst, wird sie zu einem anonymen Akteur auf dem viel zu überfüllten linken Flügel des Repräsentantenhauses.

Aber irgendwo gibt es noch einen Hoffnungsschimmer. Der rechte Parteichef kann die Partei immer noch zurück in den Kampf um die Macht bringen. Denn die Wähler haben die PvdA noch nicht vergessen, wie kürzlich Frans Timmermans in Brüssel und Marjolein Moorman in Amsterdam bewiesen haben. Ein Kandidat wie der Rotterdamer Bürgermeister Ahmed Aboutaleb hat auch das Wahlpotential, sich ernsthaft in nationale Wahlen einzumischen.

Aber das fängt mit einem Plan an, der jetzt erstmal im Parteibüro geschmiedet werden muss. Die Fraktion wählt nun zunächst ihren eigenen Vorsitzenden, aber die Partei muss dann entscheiden, mit welcher Geschichte sich die Partei bei den nächsten Wahlen abholen will, ob mit oder ohne GroenLinks, welcher Parteivorsitzende dazugehört und wie sie antritt ein ernsthafter Herausforderer von Mark Rutte und Sigrid Kaag. Es könnte durchaus die letzte Chance sein.

Die Position der Zeitung wird im Volkskrant Commentaar zum Ausdruck gebracht. Es entsteht nach einer Diskussion zwischen den Kommentatoren und dem Chefredakteur.



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