Für das Repräsentantenhaus wird der Fall Trodelvy ein interessanter Test: Wie teuer darf die Pflege werden?

Neues teures Medikament gegen Brustkrebs wird nicht erstattet „Wir muessen


Ernst Kuipers, Minister für Gesundheit, Soziales und Sport, auf dem Binnenhof.Bild Bart Maat / ANP

Weitreichende gesellschaftliche Debatten präsentieren sich oft in übersichtlichen Nachrichtenmeldungen. Am Dienstag gab Gesundheitsminister Kuipers bekannt, dass Trodelvy nicht in das Pflegepaket aufgenommen wird. Das neue Medikament ist für Patienten bestimmt, die an metastasiertem oder inoperablem dreifach negativem Brustkrebs leiden. Mit Trodelvy leben sie im Durchschnitt mehr als fünf Monate länger. Andererseits die Behandlungskosten: 69.000 Euro pro Patient. Das sei kein „sozial akzeptabler Preis“, sagt Kuipers.

Natürlich ist dies ein typisches Beispiel für Verhandlungen über die Medien: Kuipers will den Preis senken, der Lieferant weigert sich, Kuipers hofft, dass seine unerschütterliche Haltung und der Druck der Patienten jetzt etwas bewegen könnten.

Aber die Wirkung ist viel größer, weil es noch viel mehr solcher Botschaften geben wird. Das Zentrale Planungsbüro warnte kürzlich vor der bevorstehenden Explosion der Gesundheitsprämie. Diese ist in diesem Jahr bereits um 10 Euro auf etwa 138 Euro pro Monat gestiegen, aber wenn die Umstände gleich bleiben, schätzen die Wirtschaftsprüfer die Prämie über vier Jahre bereits auf 175 Euro. Kombiniert mit der Prognose, dass im nächsten Jahr fast 1 Million Menschen unter die Armutsgrenze fallen werden, wird deutlich, dass Pflege für viele Menschen unerschwinglich wird.

Nun, das ist keine neue Beobachtung, und es wird seit Jahren versucht, die Kosten zu begrenzen, aber das Problem ist, dass die tief hängenden Früchte jetzt geerntet wurden. Krankenhausliegezeiten wurden bereits drastisch reduziert, viele chronische Pflege wegorganisiert und vieles auch an günstigere Pflegezentren und Reha-Kliniken in der Nachbarschaft delegiert. Dennoch kämpfen die alternden Niederlande weiterhin mit der Aussicht, dass die Gesundheitsausgaben in vierzig Jahren auf ein Viertel des Bruttoinlandsprodukts steigen werden.

Das Kabinett und das Repräsentantenhaus haben drei ziemlich einfache und schnelle Möglichkeiten, darauf zu reagieren. Erstens: Mehr Steuergelder für das Gesundheitswesen auf Kosten anderer Kollektivausgaben wie etwa für Schulen, Straßen und Sozialversicherungen. Zweitens: Erhöhung der Krankenversicherungsprämie. Drittens: Der Selbstbehalt ist stark gestiegen.

Aber das sind keine Maßnahmen, die einen als Politiker beliebt machen. Jeder Euro Erhöhung der Prämie oder Selbstbeteiligung führt bereits zu dringenden Debatten im Haus. Um mehr Steuergelder einzusetzen, braucht es an anderer Stelle Kürzungen oder Steuererhöhungen, und daran ist eine parlamentarische Mehrheit meist auch nicht interessiert.

Bleibt noch die vierte, komplizierte Option: Weniger behandeln. Mit fortschreitender Wissenschaft können Leben zu steigenden Kosten immer weiter verlängert werden. Das ist natürlich manchmal fantastisch, aber nicht immer. Das Gespräch zwischen Arzt, Patient und Angehörigen über den Mehrwert, den eine Behandlung noch bietet, und über die Lebensqualität wird bereits in vielen Sprechzimmern geführt, aber das Weiterbehandeln bis zum letzten Atemzug wird oft noch als logische Konsequenz angesehen.

Die Last, diese Logik zu brechen, können die Gesundheitsdienstleister nicht allein tragen: Ohne die Unterstützung der Politiker in Den Haag sind sie zu verwundbar. Deshalb ist es zu begrüßen, dass Kuipers im Fall Trodelvy den Fehdehandschuh aufnimmt. Es wird ein interessanter Test für das Repräsentantenhaus.

Der Volkskrant Commentaar bringt die Position der Zeitung zum Ausdruck. Es kommt nach einer Diskussion zwischen den Kommentatoren und den Chefredakteuren zustande.



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