Französische Regierung übersteht knapp zwei Misstrauensanträge für Rentenversicherung: Stimmung in Paris düster, Polizeianzeige

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Die französische Regierung hat wegen ihres umstrittenen Rentenplans zwei Misstrauensvoten in der Nationalversammlung überstanden. Dies löste landesweit neue Proteste aus, die zeitweise heftig ausfielen. In Paris wurden bereits mindestens 70 Personen festgenommen.


KVDS


Neuestes Update:
20.03.23, 23:41

Der erste Misstrauensantrag wurde von der LIOT-Gruppe eingereicht und wurde als der bedrohlichste der beiden heute zur Abstimmung gestellten Anträge angesehen. 278 Abgeordnete stimmten dafür, aber es dauerte 287, bis der Antrag angenommen wurde. Neun Stimmen fehlen also.

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Auch ein zweites Misstrauensvotum des rechtsextremen Rassemblement National (RN) scheiterte. Er bekam nur 94 Stimmen. Damit wurde Macrons Rentenreform endlich verabschiedet und die Regierung von Premierministerin Élisabeth Borne blieb bestehen.

Die Regierung hat keine Mehrheit in der Nationalversammlung. Die Partei Les Républicains (LR) spielte daher eine Schlüsselrolle bei der Abstimmung. Der einzige Antrag, der die entscheidende Stimme der LR-Parlamentarier erhalten konnte, war der der kleinen Gruppe LIOT. Aber sie konnte nur 19 Parteimitglieder zufrieden stellen.

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Die Anträge wurden eingebracht, nachdem Borne einen Verfassungsartikel (49.3) verwendet hatte, um das Rentensystem ohne parlamentarische Zustimmung zu ändern. Der Rentenplan, der unter anderem das Rentenalter bis 2030 von 62 auf 64 Jahre anhebt, steht in Frankreich unter massivem Beschuss. Ab 2027 müssen Beschäftigte zudem 43 Jahre gearbeitet haben, um eine Vollrente zu erhalten.

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Die Stimmung in Paris ist seit der Abstimmung über die beiden Anträge düster. Die Polizei griff die Demonstranten an und setzte Tränengas ein. Auch in Bordeaux, Lille, Toulouse, Straßburg, Nantes und Lyon kommt es zu Unruhen. Einige Demonstranten errichteten Blockaden, legten Feuer und richteten Zerstörung an. Parolen wurden gegen Präsident Macron skandiert.

Aktivisten und Gewerkschaften haben bereits angekündigt, in den kommenden Tagen weiter zu protestieren.

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Präsident Macron kommt aus dieser Saga nicht unbeschadet heraus. In einem Versuch, die Dinge wieder in die gleiche Richtung zu bringen, wird er sich am Dienstag umfassend beraten. Am Vormittag berät er sich mit Premierminister Borne, den wichtigsten an den Rentenplänen beteiligten Ministern und den Vorsitzenden der Mehrheitsparteien. Dann kommen die Präsidenten der Versammlung und des Senats vorbei. Am Abend sieht Macron die Vertreter und Senatoren der Mehrheit.

Verfassungsrat

Ministerpräsidentin Elisabeth Borne wiederum wird sich „direkt“ an den Verfassungsrat wenden, um den Text der umstrittenen Rentenreform „unverzüglich“ zu prüfen. Das teilte Matignon, der Amtssitz des französischen Premierministers, am Montagabend mit. Borne will, dass „alle in den (parlamentarischen) Debatten angesprochenen Punkte geprüft werden“, heißt es.

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