FNV-Busfahrer warten auf niemanden: Erst streiken, dann verhandeln

FNV Busfahrer warten auf niemanden Erst streiken dann verhandeln


Stürmerregistrierungstabelle, Mittwoch in Bunnik, mit Ed Salome Dritter von links.Bild Raymond Rutting / Volkskrant

‚Ist das alles?‘ Bertus Aalbertse (67) betritt am Mittwochmorgen die Kantine des Viehmarktes in Bunnik. Hier versammeln sich die streikenden Busfahrer, die auf dem Gelände ihres Arbeitgebers Keolis nicht mehr willkommen sind. Und ihm gefällt nicht, was der pensionierte Gewerkschafter Aalbertse vorfindet. Nur fünf Fahrer hängen bei einer Tasse Kaffee zwischen den ankommenden und abgehenden Viehtreibern. „Wo ist der Rest?“, grummelt er empört. „Jetzt tauchen sie nicht mehr auf, aber sie huckepack auf den Gewinn.“

Von solchen Kommentaren will Ed Salome (62) nichts wissen. Der Busfahrer ist ein FNV-Manager und damit ein Vorgänger im Kampf der Keolis-Fahrer. Darüber gibt es kein Gejammer. Stattdessen konzentriert sich Salome auf den anwesenden lokalen Radioreporter. Autofahrer seien „vom Chef genervt“, sagt er. Die Gewerkschaftssprache rollt ihm glatt über die Zunge, „der Arbeiter muss wieder in den sauren Apfel beißen“.

Salome und der FNV ärgern sich seit Monaten über den „cao-ov“, der für 13.000 Beschäftigte im Regionalverkehr gilt. Dazu gehören fast alle Fahrer, ebenso wie eine Reihe von Straßenbahnfahrern und einige Zugbedienstete. Anfang dieses Jahres einigten sich Arbeitgeber (wie Arriva, Keolis, EBS, Qbuzz und Transdev) und der Gewerkschaftskollege CNV auf eine Lohnerhöhung von 2,8 Prozent. Aber FNV hielt das für „minderwertig“. Seitdem ist die Gewerkschaft im Aktionsmodus: Nach mehreren Staffelstreiks und einem landesweiten Streik rief die Gewerkschaft diese Woche zu einem neuen dreitägigen landesweiten Streik auf.

Regionalverkehr weitgehend stehend

Am Mittwoch, am ersten Streiktag, sind die Auswirkungen auf den öffentlichen Verkehr schwer abzuschätzen. Die im Verband der ÖPNV-Arbeitgeber (VWOV) zusammengeschlossenen Verkehrsunternehmen sind sich einig, dass der Fahrplan hier und da völlig durcheinander gewirbelt wird. Es gibt keine Züge in Limburg, keine Straßenbahnen in der Stadt Utrecht. Aber ansonsten bleiben nach Angaben der Verkehrsträger 70 bis 80 Prozent des Regionalverkehrs intakt.

Der FNV nennt diese Zahlen schmeichelhaft und verweist zum Beispiel auf West-Brabant, wo Arriva nur 10 Prozent des Stundenplans fahren konnte. Die Gewerkschaften schätzen, dass maximal 35 Prozent des Regionalverkehrs funktionierten. Beide Behauptungen sind am Mittwoch schwer zu überprüfen.

Es ist klar, dass nicht der gesamte Regionalverkehr eingestellt wurde. Zum Teil, weil Nicht-Gewerkschaftsmitglieder (40 Prozent) sich nicht einfach einem Streik anschließen; Diese Fahrer erhalten bei Teilnahme keine Entschädigung aus der Streikkasse. Gleiches gilt für die 2.200 Mitglieder der CNV, die sich nicht am Streik beteiligen. Auch FNV-Mitglieder (mehr als 6.000) machen nicht alle mit, manchmal weil die Entschädigung durch die Kasse nicht ausreicht. Streikende FNV-Mitglieder erhalten 70 Euro am Tag, laut Keolis-Fahrern 50 Euro weniger als sie brutto verdienen.

nächsten Tarifvertrag

Dass die Streikbereitschaft enttäuschend ist, mag auch an der vom FNV gewählten Position liegen. Die Gewerkschaft will gegen den geltenden Tarifvertrag vorgehen, der aber in zweieinhalb Monaten ausläuft. Gewerkschaftsdirektor Marijn van der Gaag deutet an, dass die neuen Vereinbarungen auch im nächsten Tarifvertrag getroffen werden können. „Ich möchte 13 Prozent mehr Gehalt und weniger Arbeitsdruck. Dabei spielt es für mich keine Rolle, ob dafür der aktuelle Tarifvertrag aufgelöst wird oder ob die Vereinbarungen im Tarifvertrag 2023 festgeschrieben werden.“

Der Verband der Arbeitgeber des öffentlichen Verkehrs (VWOV) hält dies für eine dubiose Verhandlungstaktik. „Die Gewerkschaft tut jetzt so, als würde sie für das alte Abkommen werben, aber das ist nicht machbar. Die Auslastungs- und Terminprobleme können wir nicht rückwirkend beheben. Das sind Vereinbarungen, die in eine neue Vereinbarung gehören. Wir müssen verhandeln, aber der FNV weigert sich, an den Tisch zu kommen.“

Auch die Gewerkschaft CNV stellt die Streiks in Frage. „Wir glauben nicht mehr, dass es ein logischer Weg ist. Die Verhandlungen über den neuen Tarifvertrag hätten wir längst beginnen sollen.“ Aber dazu ist der FNV noch nicht bereit. Van der Gaag: „Wenn die Arbeitgeber einen Vorschlag machen, werden wir die Klagen wahrscheinlich aussetzen. Aber sie sind an der Reihe.“

Dreißig Streikende

Auch Salome und seine Kollegen legen sich vorerst nicht fest. Am Ende des ersten Streiktages ist die Zahl der Streikenden auf dreißig gestiegen. Infolgedessen gingen nur 42 Prozent aller Busse, die den Bahnhof Bunnik verlassen mussten – darunter nach Rotterdam, Wageningen, Veenendaal und Amsterdam – auf die Straße. „Wir haben heute ins Schwarze getroffen“, sagt Salome. Am Donnerstag und Freitag sind wir wieder für Sie da. Und ich spüre den Enthusiasmus, noch länger zuzuschlagen.“



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