Der Zähler in Europa steht beim 27-jährigen Dessers bereits bei acht Toren und damit leistet er den Rotterdamern einen großen Dienst. Vorbei sind die Zeiten von Robert Bozenik und Lucas Pratto, ein Angreifer, der in Genk aufgegriffen wurde und für ein paar Jahre in der Eredivisie umsonst aufgegriffen werden konnte, ist zum Helden der Legion geworden.
Stolz
Zusammen mit Luis Sinisterra, der das dritte Tor erzielte, bildete er im Sturm ein torgefährliches Duo. Doch wo der Belgier und der Kolumbianer offensiv glänzten, brillierten hinten die Außenverteidiger Lutsharel Geertruida und Tyrell Malacia. Die beiden Produkte der hauseigenen Academy behaupten sich mühelos auf europäischer Bühne und sorgen für Stolz bei den eigenen Unterstützern.
Arne Slot kann stolz auf sein Team sein, das unter seiner Führung gelernt hat, Mega-Attacking zu spielen. Das ging manchmal durch Versuch und Irrtum, aber im Moment kommt er einem europäischen Finale ziemlich nahe.
Wobei er wohl ein Déjà-vu-Gefühl gehabt haben muss, als er sah, wie sein Team nach 42 Sekunden (!) einen Hauch einer Chance vergab. Genau das, was letzten Sonntag in Almelo gegen Heracles passiert ist und wo Feyenoord das schnellste Gegentor der Saison kassiert hat. Zum Glück für die Rotterdamer war Ofir Marciano beim Einsatz des nigerianischen Stürmers Collins Sor an der richtigen Stelle und verhinderte einen so dramatischen Start.
Echter Stürmer
Weniger als eine Minute später nutzte Feyenoord einen kapitalen Patzer in der Abwehr der Hausherren aus, bei dem ein Einwurf von Slavia Prag vor Dessers landete. Er musste zwar noch ein halbes Feld überbrücken, beendete aber wie es sich für einen echten Stürmer gehört. Der Belgier spitzelte den Ball aus vollem Tempo und aus der Distanz ins lange Eck: 0:1.
Cyriel Dessers wird von den mitgereisten Feyenoord-Fans bejubelt
ANP/HH
Damit bestätigte Dessers sofort Slots Recht als Trainer, der erneut eine Entscheidung darüber treffen musste, welchem seiner beiden Stürmer er einen Basisplatz zugesteht. Slot entschied sich daher diesmal für Dessers und hatte weniger gute Nachrichten für Bryan Linssen, den er auf die Bank setzte. Vor einer Woche war die Situation gegen denselben Gegner genau umgekehrt.
Süße Rache
Es schien ein Traumstart für Feyenoord in einer Arena zu sein, die von den Fans von Slavia Prag in eine rot-weiße Hölle verwandelt wurde. Nach einer Viertelstunde erschien auf der Tribüne der über 100 Meter lange und 30 Meter hohe Text „Süße Rache“ als Hinweis auf die Gruppenphase, in der sich Feyenoord gegen die Tschechen durchsetzte.
Dieser Traumstart wurde jedoch von Orkun Kökcü ruiniert, der in der zweiten Minute einen noch größeren Fehler als die Heimmannschaft machte. Der türkische Nationalspieler spielte ohne hinzuschauen auf seinen Keeper Marciano zurück, doch der war nicht so nah dran, wie er gedacht hatte. Ibrahim Traoré sagte „vielen Dank“ und hätte den Ball beinahe ins Tor von Feyenoord geschleudert: 1:1.
Orkun Kökcü (links) geht gewaltig schief, was Feyenoord ein Gegentor kostet. Zum Glück für den Mittelfeldspieler ist der Fehler für ihn und Feyenoord nicht fatal.
ANP/HH
Noch mehr als der PSV sehnte sich Feyenoord nach einem Einzug ins Halbfinale. An diesem Wochenende haben die Einwohner von Eindhoven noch die Chance, einen Hauptpreis zu ergattern. Feyenoord hatte keine anderen Eisen im Feuer und so ging es darum ‚tun oder sterben†
Aber auch der Führer der Tschechischen Republik hatte dieselbe Haltung. Slavia Prag spielte von der ersten Minute an mit dem Messer zwischen den Zähnen. Zeitweise rücksichtslos in den Zweikämpfen, wie Malacia vor der Halbzeit erleben musste. Der Linksverteidiger erlitt einen Angriff auf die Achillessehne von Sor, wo er glücklicherweise danach weiterspielen konnte.
Die physische Stärke von Dessers war daher praktisch, genau wie Slot es vor dem Spiel vorhergesagt hatte. Mit dem starken zentralen Duo kam er alleine zurecht und brachte sein Team kurz vor der Halbzeit beinahe wieder in Führung. Dessers warf den großen Körper ins Getümmel und war blitzschnell vor dem Keeper, der mit dem rechten Fuß knapp parierte. Danach hätte auch Reiss Nelson treffen müssen, der aber als Amateur in der Londoner Sunday Morning League aus zwei Metern abschloss.
Festival der Fehler
War die erste Halbzeit ein Fest der Fehler, aus denen die Tore fielen, dann war der Moment für Slavia-Keeper Ales Mandous der Superlativ. Mit seinem Tollpatsch im eigenen Sechzehner holte er sich beim Goof-Festival in Prag ordentlich den ersten Preis. Dessers wiederum sagte auf Flämisch ‚Danke schön‘ und sorgte für das 1:2.
Kökcü spielte in dieser Phase mit Feuer und das war ein Bindeglied für Feyenoord, weil es bereits Jens Toornstra wegen einer Knöchelverletzung verloren hatte. Kökcü, der sich mitten im Ramadan befindet, schien es vor allem im Kopf an Schärfe zu mangeln. Er lief in eine dumme Gelbe Karte und foulte dann weiter. In der Nachspielzeit schien der Mittelfeldspieler noch auf dem Weg zum 1:4 zu sein, doch als er alleine auf den Keeper zuging, wurde er von Taras Kacharaba gestoppt, der mit einer Roten Karte vom Platz musste.