Fast 10-mal so viele Subunternehmer auf der Baustelle einer eingestürzten Schule, Branchenverband und Gewerkschaften reagieren: „Die Sicherheit auf Baustellen muss besser sein“

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Der Bauverband und die Gewerkschaften fordern mehr Sicherheit auf Baustellen. Sie tun dies nach einer Untersuchung von „VTM NIEUWS“ und „Het Laatste Nieuws“, die zeigt, dass der Hauptauftragnehmer der eingestürzten Schule im Antwerpener Stadtteil Nieuw Zuid die Stadt bezüglich der Anzahl der Subunternehmer belogen hat. „Wir fordern die Einführung einer Bauplakette, mehr Kontrollen und verstärkte Arbeitsprüfer.“

„Jeder Arbeitsunfall ist einer zu viel, daran besteht kein Zweifel“, sagte Sprecher Niko Demeester, Geschäftsführer des Bauverbandes. Der Branchenverband fordert mehr Sicherheit auf Baustellen: Er setzt sich beispielsweise für die Einführung der Bauplakette ein, einem optischen Erkennungsmittel, mit dem jeder auf der Baustelle kontrolliert werden kann. Der Bund fordert zudem mehr Inspektionen und eine Stärkung der Arbeitsprüfer.

Zudem werden laut Bund nur eingeschränkt Arbeitsunfälle gemeldet. „Zahlen des Bundesamtes für Berufsrisiken (FEDRIS) zeigen, dass die Zahl der Arbeitsunfälle auf dem Bau in den letzten fünf Jahren stark zurückgegangen ist. Unfälle von Selbständigen und entsandten Personen sind in diesen Zahlen nicht dargestellt, aber der Bauverband bittet darum, diese Unfälle zu registrieren, damit ein vollständiges und korrektes Bild der Sicherheitslage möglich ist.»

Dennoch seien bereits einige Initiativen ergriffen worden, um die Sicherheit zu verbessern, betont Demeester. „So etwa die Begrenzung der Zahl der Subunternehmer, aber auch die kürzlich genehmigte Sicherheitsgrundschulung für Arbeiter auf Baustellen, die im Herbst auch für Selbstständige und Entsandte gelten wird.“ Diese Grundschulung soll Neueinsteiger ins Boot holen Die Bauarbeiter sind sich aller Risiken bewusst, denen sie auf einer Baustelle ausgesetzt sein können, so der Verband: „Tatsächlich organisieren unsere lokalen Verbände bereits Sicherheitsschulungen in den unterschiedlichsten Sprachen.“

© Joel Hoylaerts / Fotonachrichten


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Der Bausektor in Belgien wird weiter verrotten, wenn die illegalen und sogar böswilligen Praktiken, die zunehmend in verschiedenen erschütternden Akten auftauchen, nicht gestoppt werden.

Patrick Vandenberghe, Vorsitzender von ACV Construction – Industrie & Energie (ACVBIE)

Auch die Gewerkschaften schlagen Alarm. „Der Bausektor in Belgien wird weiter verrotten, wenn die illegalen und sogar böswilligen Praktiken, die zunehmend in verschiedenen erschütternden Akten auftauchen, nicht gestoppt werden. Es ist höchste Zeit, dass sich die Spielregeln ändern“, sagt Patrick Vandenberghe, Vorsitzender von ACV Construction – Industry & Energy (ACVBIE).

Der ACVBIE wünscht sich außerdem eine Stärkung der Inspektionsdienste und Arbeitsprüfer sowie eine verstärkte Überwachung der Werften. „Wir plädieren daher für eine Anwesenheitsregistrierung auf den Baustellen, jeder muss minutengenau registriert werden und die Registrierung muss digital und kontrolliert erfolgen“, sagt Vandenberghe. „Auch die Entsendevorschriften sollten strenger kontrolliert werden. Schließlich muss auch Drittstaatsangehörigen ein Riegel vorgeschoben werden – der Weltzirkus der billigen Arbeitskräfte muss ein Ende haben – und Scheinselbstständige und Scheinpartner müssen bekämpft werden.“

„Strukturproblem im Bausektor“

„Diese Akte zeigt, dass es ein strukturelles Problem im Bausektor gibt“, fügt Maartje De Schutter hinzu. Sie ist Sekretärin des ABVV in Antwerpen. „Was sich jetzt über die Werft in Nieuw Zuid abzeichnet, ist kein außergewöhnliches Phänomen und passiert leider viel häufiger. In diesem Zusammenhang genügt es, auf eine Akte zu verweisen, die auch das Zeitgeschehen beherrscht, in der aufgedeckt wurde, dass es auf dem Borealis-Gelände Menschenhandel gegeben hat.“ Laut ABVV handelt es sich häufig um ausländische Unternehmen, die betrügerischer sind, aber so tief in der Kette verborgen sind, dass der Auftraggeber oder Hauptauftragnehmer leicht sagen kann, dass ihm diese Tatsachen nicht bekannt sind.

Der ABVV plädiert daher dafür, die Subunternehmerkette weiter anzugehen. „Wir denken zum Beispiel an eine gemeinsame Verantwortung über die gesamte Zulieferkette, sowohl für die Vergangenheit als auch für die Gegenwart. Das ist im Moment nicht der Fall. Wenn die Probleme am Ende der Kette liegen, können wir normalerweise nur einen Schritt nach oben gehen, um die Schuldigen zu lokalisieren.“


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Wir haben bereits mehrfach darauf hingewiesen, dass es auf den städtischen Höfen zu Missbräuchen kommt, die letztendliche Verantwortung aber immer noch vollständig in die Hände einer externen Partei gelegt wird.

Maartje De Schutter, Sekretärin des ABVV in Antwerpen

Bemerkenswert findet der ABVV auch, dass es auf den Werften der Stadt Antwerpen oft zu Problemen kommt, die Stadt aber ihre Haltung nicht ändert. „Wir haben bereits mehrfach darauf hingewiesen, dass es auf den städtischen Höfen zu Missbräuchen kommt, aber die Letztverantwortung liegt immer noch vollständig bei einem Außenstehenden. Für uns also: Angesichts der bestehenden Missstände sollte die Stadt es besser wissen und wir hoffen, dass sie in Zukunft ihrer Verantwortung gerecht wird und die Baustellen genauer überwacht.“

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