Exit Polls: Emmanuel Macron wiedergewählter Präsident von Frankreich

Exit Polls Emmanuel Macron wiedergewaehlter Praesident von Frankreich

Dem amtierenden Staatsoberhaupt gelang ein etwas größerer Sieg als erwartet. Aber diese Punktzahl bedeutet nicht, dass mehr als die Hälfte der Franzosen ihn unterstützen. Ein großer Teil von ihnen wollte vor allem Marine Le Pen außerhalb des Élysée-Palastes halten. Die linken Wähler, die eine Rechnung für Emmanuel Macron in den Bus legten, taten dies oft mit großer Zurückhaltung. Außerdem erschienen nur 72 Prozent der Wähler.

Die wirkliche Unterstützung für Macron lässt sich an seinem Ergebnis im ersten Durchgang ablesen: 28 Prozent. Er erhielt 5 Prozentpunkte mehr als 2017. Diese Steigerung verdankt er seiner Leistung als „Krisenführer“: Die Franzosen glauben, dass er die Pandemie und den Krieg in der Ukraine gut verkraftet hat.

Unterstützung von anderen Parteien

Neben der schlechten Wählerunterstützung könnten die Parlamentswahlen im Juni Macron vor Probleme stellen. Eine Mehrheit ist wohl gerade für La République en Marche drin. Aber der wiedergewählte Präsident wird die Unterstützung anderer Parteien brauchen. Abgeordnete der klassisch rechten Les Républicains und der Grünen haben bereits erklärt, dass sie sich ihm anschließen wollen, aber nicht seiner Bewegung beitreten wollen. Der Staatschef befürchtet, dass dadurch eine „Patchwork“-Gruppe entsteht, die ihm nicht genügend Stabilität bietet.

Selbst mit einer Mehrheit hinter ihm kann sich Macron die Brust nass machen. Er will sofort mit einer umstrittenen Rentenintervention beginnen, die er in seiner vorherigen Amtszeit nicht durchgebracht hat. Der Präsident glaubt, dass die Franzosen bis zum Alter von 64 statt bis zum Alter von 62 Jahren arbeiten sollten. Marine Le Pen wollte dieses Alter nicht ändern, Jean-Luc Mélenchon wollte zurück auf 60. Gemeinsam erreichten sie im ersten Durchgang 45 Prozent. Wenn sich alle bösen Franzosen und die Gewerkschaften zusammenschließen, kann sich das Land auf große Demonstrationen und Streiks vorbereiten.

Wut schwelt weiter

Im ersten Wahlgang stimmten sechs von zehn Wählern für eine radikale Partei, ein klarer Protest gegen das derzeitige Staatsoberhaupt. Er hat das Image, arrogant und weit entfernt vom einfachen Mann zu sein. Der Zorn dieser Franzosen schwelt weiter. Hier und da wird bereits vor einem Revival der Gelbwesten gewarnt. Entstanden ist diese Protestbewegung Ende 2018 aus Irritationen über eine Ökosteuer auf das ohnehin schon teure Benzin, Macrons „Politik für die Reichen“ und allgemeinem Unmut.

Marine Le Pen sagte in einer Rede kurz nach der Bekanntgabe der Ergebnisse, dass sie sich weiterhin für Frankreich und die Franzosen einsetzt. Zuvor hatte sie angekündigt, sich nicht erneut für das Élysée zur Wahl stellen zu wollen. Die Frontfrau des Rassemblement National war eine ernsthaftere Kandidatin als vor fünf Jahren, aber noch nicht à la hauteur, wie die Franzosen sagen: „nicht gut genug“.

Das liegt nicht nur an ihrer Abneigung gegen ihre extremen Vorstellungen im Bereich Einwanderung und Integration – sie will den Franzosen bei der Vergabe von Sozialwohnungen, Jobs und Sozialleistungen Vorrang einräumen. Aber auch damit, dass einige ihrer Pläne einfach nicht realisierbar sind. Den Franzosen Vorrang einzuräumen, verstößt gegen die Verfassung und die europäischen Vorschriften. Le Pen mangelt es unter anderem wegen dieser maroden Vorschläge noch immer an Glaubwürdigkeit.



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