Ex-Bundesbankchef Jens Weidmann soll zur Commerzbank wechseln

Ex Bundesbankchef Jens Weidmann soll zur Commerzbank wechseln


Der frühere Bundesbankpräsident Jens Weidmann soll im nächsten Jahr den Vorsitz der Commerzbank übernehmen, kündigte der deutsche Kreditgeber am Samstag überraschend an und markiert einen entscheidenden Vertrauensbeweis in eine Bank, die seit langem als Übernahmekandidat gilt.

Weidmann, ein weithin angesehener Ökonom und ehemaliger Top-Berater der damaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel, trat im vergangenen Jahr nach zehnjähriger Amtszeit als Chef der deutschen Zentralbank zurück.

Die Commerzbank sagte, Weidmann werde „vorgeschlagen . . . als neues Mitglied des Aufsichtsrats“ auf der Hauptversammlung im Mai nächsten Jahres und fügte hinzu, dass er „im Falle seiner Wahl auch als Aufsichtsratsvorsitzender zur Verfügung stehen wird“.

Die Bank sagte, dass der Schritt von der deutschen Regierung unterstützt wurde, die mit einem Anteil von 15,6 Prozent der größte Anteilseigner ist, seit sie vor mehr als einem Jahrzehnt die Commerzbank während der Finanzkrise gerettet hat. Weidmann, damals Merkels wichtigster Wirtschaftsberater im Kanzleramt in Berlin, war einer der Architekten der Rettung.

Die Commerzbank befindet sich in einer langjährigen Krise, nachdem sie auf dem Höhepunkt der Finanzkrise mit dem angeschlagenen Rivalen Dresdner Bank fusioniert war. Die Aktie der Bank ist seit ihrem Höchststand im Jahr 2007 um fast 98 Prozent gefallen. Die Bank, die einer der größten Kreditgeber für den deutschen Mittelstand ist, wurde aufgrund dessen auch aus dem deutschen Blue-Chip-Index Dax herabgestuft verminderte Marktkapitalisierung.

Analysten sehen in der Commerzbank schon lange einen Übernahmekandidaten. Der inländische Rivale Deutsche Bank hat sich 2019 von einer Fusion zurückgezogen, und der Krieg in der Ukraine hat Anfang dieses Jahres eine potenzielle Transaktion mit dem italienischen Kreditgeber UniCredit zum Scheitern gebracht.

Der 71-jährige Commerzbank-Vorstand Helmut Gottschalk, dessen Amtszeit im Mai ausläuft, hat sich „aus Altersgründen“ gegen eine weitere Amtszeit entschieden, teilte die Bank am Samstag mit.

Der ehemalige Vorstandsvorsitzende einer regionalen Genossenschaftsbank und damalige Vorstandsvorsitzende der DZ Bank wurde im vergangenen Jahr aus dem Ruhestand berufen, nachdem sein Vorgänger Hans-Jörg Vetter aus gesundheitlichen Gründen nach nur acht Monaten im Amt mit sofortiger Wirkung zurückgetreten war.

Der 54-jährige Weidmann wird der vierte Vorsitzende in drei Jahren. Stefan Schmittmann trat 2020 zusammen mit Vorstandsvorsitzendem Martin Zielke in einem erbitterten Vorstandskampf zurück.

Die Private-Equity-Gruppe Cerberus, die damals einen Anteil von mehr als 5 Prozent hielt, hatte auf eine Umstrukturierung des Managements gedrängt, da sie warnte, dass die Zukunft der Bank auf dem Spiel stehe. Der neue Vorstandsvorsitzende Manfred Knof hat einen radikalen Umbau angestoßen und die Bank zurück in die Gewinnzone geführt.

„Die Commerzbank hat in den vergangenen anderthalb Jahren große Fortschritte gemacht“, sagte Gottschalk in einer Mitteilung und fügte hinzu, dass sie „gute Chancen habe, als eigenständige Kraft im deutschen Bankenmarkt eine nachhaltig erfolgreiche Zukunft zu gestalten“.

Jens Weidmann lehnte eine Stellungnahme ab.



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