Es war eine Präsentation eines seriösen Buches von einem seriösen Verlag mit sehr seriösen Menschen

Ich hatte nicht auf Geselligkeit gehofft ich hatte gehofft sie
Julien Althuisius

In der Einladung zur Buchpräsentation stand, dass sie um 17 Uhr begann. Erfahrungsgemäß kann man sicher eine halbe Stunde später ankommen, dann geht es meist erst richtig los. Die Präsentation fand in einem Raum statt, der einen Platz mitten in der Stadt überblickte. Da es zu Hause spät lief, war ich etwas später als die geplante halbe Stunde. Ich stellte mein Fahrrad ab und sah sofort, dass es falsch war. Die Halle war voll. Alle starrten angestrengt auf die Bühne. Dort wurde der Autor des Buches von einem Journalisten aus interviewt Der grüne Amsterdamer. Ich setzte mich auf die Fensterbank nebenan und meldete mich bei einem Bekannten an, bei dem ich erwartet hatte.

„Bist du bei dieser Buchpräsentation?“
‚Nein. Habe es nicht geschafft. Du?‘
‚Ich bin jetzt draußen. Aber es sieht alles sehr ernst aus. Wenn ich jetzt reingehe, werde ich gelyncht.‘

Das war sicher nicht übertrieben. Es war ein ernstes Buch von einem seriösen Verleger, das sehr ernste Leute anzog. Im besten Fall würde die ganze Halle „Schande, Schande, Schande“ skandieren, als ich eintrat.

Es war also klüger zu warten, bis der Drink anfing. Von einer Bank auf der anderen Seite des Platzes hatte ich einen hervorragenden Blick auf die Bühne. Passend zum Thema des Buches, Einsamkeit und digitale Süchte, saß ich an meinem Handy und hörte mir einen Podcast an.

„Lass mich wissen, wie es war“, schrieb der Bekannte.

Zehn Minuten vergingen. Zwanzig. Nach dem Interview stellte sich ein Q&A heraus, das enorm genutzt wurde. Hatte das Interview nicht gereicht? Konnten diese Leute das Buch nicht einfach lesen?

Das hat mir zu lange gedauert. Ich stand auf und ging zu meinem Fahrrad. All dies in einer lächerlichen, gebeugten Haltung, mein Gesicht vom Publikum abgeschirmt, damit mich niemand sehen konnte.

„Ich gehe wieder nach Hause“, schrieb ich der Bekannten.
Sie fragte, wie es gewesen sei.
Ich antwortete, dass ich nicht drinnen gewesen sei.
„Das ist ehrlich gesagt das Introvertierteste, was ich je gehört habe“, antwortete sie.

Nun, antwortete ich. Was hätte ich dann tun sollen? „Eine Stunde zu spät kommen und so tun, als wäre alles in Ordnung?“

„Ja“, antwortete sie. Und dann in Großbuchstaben: „DU WARST BEREITS VOR DER TÜR.“

Aber, sagte ich, ‚niemand hat mich gesehen. Ich saß auf einer Bank auf der anderen Straßenseite. Verdeckt.‘

„Jesus“, schickte sie zurück, „noch schlimmer.“ Seitdem habe ich nichts mehr von ihr gehört. Wahrscheinlich hält sie mich für verrückt. Was natürlich etwas zu sagen ist.



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