Es ist an der Zeit, die Entscheidung für eine Impfung etwas weniger unverbindlich zu gestalten

Es ist an der Zeit die Entscheidung fuer eine Impfung

Die Durchimpfungsrate nimmt weiter ab. Das ist das Signal, den Drang durch die Kindergärten zu verstärken.

Raoul du Pré

Der Impfschutz ist seit Jahrzehnten eine Säule der niederländischen Gesundheitsversorgung. Gefährliche Volkskrankheiten wie Masern, Mumps und Röteln konnten seit den 1950er Jahren dank der solidarischen Mitarbeit der Bevölkerung im nationalen Impfprogramm langsam aber sicher ausgerottet werden. Schätzungen zufolge konnten in 70 Jahren 6.000 bis 12.000 Todesfälle bei Kindern und Jugendlichen verhindert werden.

Im letzten Jahrzehnt kam der Entwurf. Dabei spielt der wachsende Einfluss der Anti-Vax-Bewegung eine wichtige Rolle, die propagiert, dass Impfstoffe mehr schaden als nützen. Dieser Trend begann vor fünf Jahren mit der landesweiten Herdenimmunität. So sank die Zahl der gegen Mumps, Masern und Röteln geimpften Zweijährigen von 96,1 Prozent im Jahr 2012 auf 92,9 Prozent im Jahr 2018. Das blieb nicht ohne Folgen: Wo Ausbrüche von Kinderkrankheiten bisher auf die streng religiösen Gemeinden beschränkt waren Mit dem Bibelgürtel kehrten sie plötzlich in die großen Städte zurück.

Zu Beginn des Jahres 2020 sah es so aus, als würde sich das Blatt wenden und das Kabinett konnte vermelden, dass die Impfquote wieder gestiegen sei. Die unzähligen Maßnahmen schienen Früchte zu tragen. Es wurden Interviews mit Eltern in stark christlichen Dörfern geführt, es wurden Bußgelder gegen homöopathische Ärzte verhängt, die behaupten, homöopathische Mittel seien ein geeigneter Ersatz für Impfungen, und es wurden Ermahnungen an Websites gesendet, die Desinformation verbreiten.

Doch dann kam Corona und alles änderte sich erneut. Der Widerstand in Teilen der Gesellschaft gegen den Corona-Impfstoff gab den Impfgegnern neuen Wind in die Segel. Das Ergebnis wurde diese Woche deutlich: Die Impfbereitschaft sinkt besorgniserregend schnell. Die Impfraten gegen Masern, eine Krankheit, die zu Meningitis führen kann, sind zum ersten Mal seit Jahrzehnten unter 90 Prozent gesunken. Das reicht zum Schutz vor Ausbrüchen mehr als nicht aus.

Dies stellt das Kabinett und das Repräsentantenhaus vor eine Herausforderung. Schon vor Corona gab es Forderungen nach einer Impfpflicht für die Kinderbetreuung – schließlich dort, wo Impfverweigerer nicht nur ihre eigenen Kinder direkt gefährden, sondern auch andere, etwa Babys, die noch zu jung für ihre Impfungen sind. Angesichts der aktuellen Impfpolitik stellt sich die Frage, ob eine solche Pflicht nicht das Misstrauen insbesondere der Zielgruppe gegenüber der Regierung weiter verstärken wird. Darüber hinaus wirft eine Pflicht komplizierte rechtliche und politische Debatten über das Recht auf körperliche Unversehrtheit auf.

Es liegt jedoch auf der Hand, Kitas zumindest das Recht einzuräumen, den anwesenden Kindern größtmöglichen Schutz zu bieten und so selbst zu bestimmen, wer willkommen ist und wer nicht. Es wird erwartet, dass die meisten Kitas eine Impfung zur Aufnahmevoraussetzung machen. Immer noch kein Zwang, aber stark zunehmender Drang.

Das Gute ist: Dafür gab es im Parlament bereits eine sehr große Mehrheit, bis sich herausstellte, dass auch die Corona-Impfungen zählen würden. Das ging dem Senat einen Schritt zu weit: Der Gesetzentwurf scheiterte letztes Jahr knapp.

Es ist also eigentlich ganz einfach: Passen Sie den Gesetzentwurf an, beseitigen Sie Corona und bringen Sie ihn dringend durch das Parlament. Das Kabinett wird es angesichts der Sensibilitäten bei der ChristenUnie nicht tun, aber welches Parlamentsmitglied wird den Fehdehandschuh auf sich nehmen?

Der Volkskrant Commentaar bringt die Position der Zeitung zum Ausdruck. Es kommt nach einer Diskussion zwischen den Kommentatoren und den Chefredakteuren zustande.



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