„Eigentlich“, sagt Ausflugsleiter Johan Medenblik, „sollte man eine Meile entfernt stehen.“ Mit einer hundertmal so großen Kugel.‘ Die leuchtende Kugel in der Hand von Teun (11) hat einen Durchmesser von 8 Zentimetern. Immer noch genug, um das Phänomen eines Vollmonds zu simulieren.
Dieser Vollmond ist auch am Samstagabend da. Aber es ist hinter einer dicken Wolkendecke verborgen. Das einzige bemerkenswerte Licht am Rande des Lauwersmeers ist jetzt das des Leuchtturms Schiermonnikoog. In der Ferne vage. Viermal, ein und aus. Bis sich plötzlich die Wolken auflösen. „Schau, ein Stern!“ „Der Kochtopf“, weiß Medenblik. „Oder zumindest der Stamm.“ Dann rast ein Lieferwagen mit hellen Scheinwerfern auf der Anliegerstraße vorbei. „Buh!“
Die Niederlande sind eines der aufgeklärtesten Länder der Welt. Zu aufgeklärt, meinen die Natur- und Umweltverbände. Bei der Nacht der Nacht, einer jährlichen Veranstaltung, die am Samstag zum neunzehnten Mal stattfand, machen sie auf den Wert der Dunkelheit für Mensch und Natur aufmerksam.
Über den Autor
Jurre van den Berg ist Regionalreporter für de Volkskrant im Norden der Niederlande und deckt Entwicklungen in den Provinzen Groningen, Friesland und Drenthe ab
Dies geschah bei Hunderten von Aktivitäten im ganzen Land. Nachtbootfahrten, Fledermausausflüge, Horrortouren, Geschichtenerzähler, Sternbeobachtungstreffen, Meditationssitzungen, Abendessen bei Kerzenschein und vor allem: Spaziergänge im Dunkeln. Wie hier in Nord-Groningen.
Vor der Nachtwanderung fragte Ranger Jaap Kloosterhuis vom Staatsbosbeheer die rund vierzig Besucher – darunter viele Kinder –, was die Besonderheit der Nacht sei. Ein Mann in der ersten Reihe weiß: „Dann ist es dunkel.“
„Das stimmt“, sagt Kloosterhuis. „Oder besser gesagt, das war es.“ Denn in Nordwesteuropa sei es nicht nur sehr wohlhabend, sondern auch sehr leicht geworden, sagt er. „Die meisten Leute glauben nicht, dass es ein Problem ist.“ Aber es ist.‘ Für den Menschen, aber sicherlich auch für die Natur. „Zugvögel geraten ziemlich durcheinander.“
Mit dem 2016 erworbenen Label „Dark Sky Park“ konzentrierte sich das Lauwersmeer-Gebiet zunächst vor allem auf das Universum. Der Nationalpark bewarb sich als der Ort, an dem man die Sterne noch ungehindert sehen konnte. Aber Kloosterhuis bemerkte, dass dieser Fokus auch eine Einschränkung hatte. „Die Leute denken dann vielleicht: ‚Was kümmern mich diese Sterne?‘ „Die Auswirkungen von Licht sind viel drastischer.“
Es gibt gute Gründe, die Dunkelheit einmal im Jahr zu feiern, sagt Jasper Tiemens vom Natur- und Umweltverband Groningen. „Wir brauchen die Dunkelheit genauso wie das Licht.“ Es ist das Maß für den Rhythmus von Tagen, Monaten, Jahren. Eine düstere Statistik: Seit der Einführung des künstlichen Lichts schlafen wir durchschnittlich 1,5 Stunden weniger.
Restriktive Richtlinien zur Lichtverschmutzung hinken hinterher
Ohne eine spektakuläre Kampagne wächst die Nacht der Nacht immer noch, mit mehr Veranstaltungen und mehr Besuchern von Jahr zu Jahr. „Ich kann das nicht anders erklären, als dass es ein Bedürfnis nach Dunkelheit gibt.“
Doch anders als beispielsweise Lärmbelästigung hinken restriktive Richtlinien zur Lichtverschmutzung hinterher, sagt Tiemens. „Licht ist so selbstverständlich.“ „Es ist schwierig, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass es wirklich nicht immer und überall notwendig ist.“
Berüchtigt sind der Gewächshausgartenbau, Gewerbegebiete, Sportplätze und Litfaßsäulen. „Und was ist mit Weihnachtsbeleuchtung?“ Die Technologie bietet Möglichkeiten zur Verbesserung, wie z. B. gezielte Anpassung, (Bewegungs-)Sensoren und Vorrichtungen, die sparsamer sind oder die Farbe weniger stören. Doch darin liegt auch eine Gefahr. „Menschen, die LED-Lampen haben, denken zu oft: Die sind so sparsam, dass ich sie anlassen kann.“
Es gibt auch Orte im Lauwersmeergebiet, an denen der sprichwörtliche Dimmer etwas heruntergedreht werden könnte. Zum Beispiel die Militärkaserne im Marnewaard. Die Verteidigung habe in dieser Hinsicht bereits einen großen Schritt gemacht, sagt Förster Kloosterhuis. Verdunkelung bedeute nicht zwangsläufig weniger Licht, sondern vor allem eine gezieltere Nutzung und die Begrenzung unnötigen Lichts, erklärt er. Auf dem Trainingsgelände wurde die Luftstrahlung um 80 Prozent reduziert, während am Boden eine bessere, funktionellere Beleuchtung gewählt wurde. „Weil wir nicht mit der Sicherheit feilschen sollten.“
Lichtemission im Hafen von Lauwersoog halbiert
Sicherheit ist auch an einem anderen hell erleuchteten Ort im Lauwersmeer ein Thema: dem Hafen von Lauwersoog. Ziel sei es, die Lichtemission in den nächsten drei Jahren zu halbieren, sagt Klaas Laansma, treibende Kraft hinter dem Programm „Nachhaltiger Hafen von Lauwersoog“.
Letztes Jahr wanderte ein Forscher vier Nächte lang mit einer Kamera umher, um die gesamte Beleuchtung zu kartieren. Auch hier handele es sich um einen Bewusstseinsprozess, sagt Laansma. Und normalerweise ist es gar nicht mal so kompliziert. „Wenn zwei Fischerboote entladen sind, braucht es keinen Scheinwerfer, der den Kai die ganze Nacht lang beleuchtet.“ Ihm zufolge erkennen Unternehmer zunehmend, dass Dunkelheit auch eine finanzielle Ersparnis sein kann.
Die Tour führt weiter durch den Wald, vorbei an reflektierenden Wegweisern. Eine Voraussetzung für die Ausweisung als Dark Sky Park ist, dass der Standort nachts zugänglich sein muss. Teuns Mutter, Feija Schaap, geht hier manchmal tagsüber mit ihrem Sohn und ihren beiden Töchtern spazieren. „Aber im Dunkeln gibt es etwas anderes, ein Abenteuer.“
Leider erscheint der Vollmond nur kurz zwischen den Wipfeln der Pappeln. Für einen echten Sternenhimmel, sagte Teun bereits, müsse man in Dänemark sein, wo sie Urlaub machten. Glücklicherweise erwartet Sie hier anschließend die Wärme und das Licht des Lagerfeuers. Und die Schokoladenmilch.