ERKLÄRT. El Niño-Zuschläge: Extreme Hitze, Dürre und Waldbrände bedrohen Australien

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Während hier am Samstag der Herbst Einzug hält, kündigt sich auf der Südhalbkugel der Frühling an. Alle Augen sind derzeit auf Australien gerichtet, denn es stehen ungewöhnlich trockene und warme Monate bevor. Als Folge des Wetterphänomens El Niño befürchten die australischen Behörden extreme Dürreperioden und schwere Waldbrände. Wie genau beeinflusst El Niño das Wetter in Down Under? Und welche Rolle spielen die globale Erwärmung und der Indische Ozean in dieser Geschichte? Der Klimaexperte Samuel Helsen erklärt es anschaulich.

Australien liegt auf der Südhalbkugel unseres Globus. Die Jahreszeiten sind im Vergleich zu unseren Jahreszeiten umgekehrt. Und so stellen die Australier bald auf den Frühling um und der Sommer steht vor der Tür. Es sieht jedoch so aus, als würden beide Jahreszeiten dieses Jahr unterschiedlich sein. Für die kommenden Monate sagen die Wettermodelle für weite Teile des Landes wärmeres und trockeneres Wetter voraus. Dies hängt vor allem mit den Meeresoberflächentemperaturen im Pazifischen Ozean zusammen, die aufgrund des Wetterphänomens derzeit überdurchschnittliche Temperaturen erreichen El Niño.

Was ist El Niño und wie wirkt es sich auf das Wetter in Australien aus?

Zu diesem Zeitpunkt ist das Meerwasser in der Zentraler und östlicher Pazifik wärmer als der Durchschnitt. Besonders in den Gebieten westlich von Südamerika erreichen die Meerwassertemperaturen ihren Höhepunkt. Dieses Phänomen ist als El Niño bekannt. Das Gegenstück zu El Niño – La Niña – hat den gegenteiligen Effekt, nämlich kühlere Meerwassertemperaturen westlich von Südamerika.

In den kommenden Monaten wird sich das Meerwasser in diesem Gebiet noch weiter erwärmen, wobei mancherorts Prognosen zufolge Abweichungen zwischen 2 und 4 °C im Vergleich zu den für diese Jahreszeit normalen Meerwassertemperaturen auftreten werden. Das bedeutet, dass El Niño weiter an Stärke gewinnen wird, sodass gute Chancen bestehen, dass es auch zunehmend Einfluss auf das Wettergeschehen in dieser Region nehmen wird.

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Es gibt bereits viele Signale, die darauf hindeuten, dass El Niño das Wetter in dieser Region zunehmend beeinflusst. Wettermodellen zufolge wird es in den kommenden Monaten eine zunehmende Verbindung zwischen Ozean und Atmosphäre geben, wodurch wärmeres Meerwasser mit Luftströmungen und Wettersystemen in der Region interagieren kann. El Ninõ bringt in den Frühlings- und Frühsommermonaten normalerweise weniger Niederschläge und ein trockeneres Wetter in die östlichen Teile Australiens. Es bringt normalerweise auch wärmeres Wetter in weite Teile Süd- und Südwestaustraliens.

Das warme Meerwasser westlich von Südamerika führt in dieser Zone zu stark aufsteigenden Luftbewegungen, wodurch sich Tiefdruckgebiete bilden. Diese Tiefdruckgebiete verursachen heftige Schauer und extreme Regenfälle entlang der Küstengebiete Südamerikas. Auf der anderen Seite des Ozeans, in der Nähe des Nordostens Australiens, entwickelt sich ein umgekehrtes Muster mit kühlerem Meerwasser und absteigenden Luftbewegungen, wodurch sich ein Hochdruckgebiet bildet und das Wetter trockener wird. Aus diesem Grund wird El Nino in weiten Teilen Ostaustraliens mit trockenerem Wetter in Verbindung gebracht.

Beeinflusst der Indische Ozean auch das Wetter?

Nicht nur der Pazifik, sondern auch der Indische Ozean hat Einfluss auf das Wetter in Australien. Auch hier besteht meist eine starke Wechselwirkung zwischen Meerwassertemperaturen und Luftströmungen. Ebenso wie El Niño und La Niña erlebt auch der Indische Ozean im Laufe der Jahre einen Wechsel zwischen Gebieten mit wärmeren und kühleren Meereswassertemperaturen. Dies wird auch von Meteorologen genannt „Dipol im Indischen Ozean.“‚ genannt.

Derzeit befindet sich dieser Dipol in einer positiven Phase. Das bedeutet, dass die Meeresoberflächentemperaturen nördlich von Australien kühler als der Durchschnitt sind und die Meeresoberflächentemperaturen in der Nähe der Küsten Ostafrikas wärmer sind. Auf diese Weise entsteht, ähnlich wie bei El Niño, ein Zusammenhang mit den Luftströmungen, wobei sich nördlich von Australien ein Hochdruckgebiet und in der Nähe von Ostafrika ein Tiefdruckgebiet bildet. Aufgrund der Entwicklung eines Hochdruckgebiets in der Nähe oder nördlich von Australien führt eine positive Phase des Dipols im Indischen Ozean auch zu trockenerem Wetter mit weniger Niederschlägen in weiten Teilen Australiens. Schließlich wird der Regen nach Ostafrika umgelenkt.

Dieses Jahr ist also ein ganz besonderes Jahr. Denn sowohl das Verstärkungsphänomen El Niñoals positive Phase des Dipol im Indischen Ozean erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass Australien in den kommenden Frühlings- und Sommermonaten anhaltende Hochdruckbedingungen erleben wird. Dadurch regnet es weniger als normal und es kann zu extremer Trockenheit kommen. Wettermodelle gehen davon aus, dass sich El Niño erst gegen Februar 2024 verstärken wird, und die meisten Prognosen deuten darauf hin, dass der Dipol im Indischen Ozean bis zum späten Frühjahr positiv bleiben wird.

Beide Wetterphänomene können sich somit gegenseitig verstärken. Die australischen Behörden befürchten daher, dass das möglicherweise extrem trockene Wetter viele Nebenwirkungen haben wird.

Shutterstock / Johan Larson
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Sollte sich Australien auf schwere Buschbrände vorbereiten?

Die extremen Buschbrände 2019–2020 in Australien sind uns noch frisch in Erinnerung. Im Sommer erlebte das Land dann die heftigsten und verheerendsten Waldbrände seit Menschengedenken. Tausende Quadratkilometer Natur gingen in Flammen auf, mehr als eine Milliarde Tiere kamen durch das riesige Flammenmeer ums Leben und auch 33 Menschen kamen ums Leben. Schon damals erlebte das Land extreme Dürre, nicht aufgrund von El Niño, sondern aufgrund einer starken positiven Phase im Dipol des Indischen Ozeans und eines starken Hochdruckgebiets. Da diese Katastrophe noch frisch vor Augen ist, ist das Schlimmste zu befürchten.

Was ist mit der globalen Erwärmung?

Die globale Erwärmung betrifft auch Australien. Seit Beginn der Messungen im Jahr 1910 bis heute hat das Land bereits eine Erwärmung von etwa eineinhalb Grad erlebt. Im Laufe der Jahre ist das Wetter in Australien immer unbeständiger geworden, mit Perioden intensiven Regens, die sich mit längeren Trockenperioden abwechseln. Vor allem der Süden des Landes ist durch die globale Erwärmung stark dehydriert. Klimamodelle deuten darauf hin, dass die positive Dipolphase des Indischen Ozeans aufgrund der Klimaerwärmung immer häufiger auftritt. Dies würde bedeuten, dass das Land in Zukunft noch häufiger von extremen Dürren und Waldbränden heimgesucht werden könnte.

Im vergangenen Monat erreichten die globalen Meerwassertemperaturen Rekordhöhen. Neben El Niño sind hier auch die Auswirkungen der globalen Erwärmung deutlich im Spiel. Auch die Ozeane erwärmen sich derzeit in Rekordtempo, mit allen Konsequenzen, die das mit sich bringt.

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