Er radelte mit Eddy Merckx und Jan Janssen, wollte aber trotzdem lieber Künstler werden

Er radelte mit Eddy Merckx und Jan Janssen wollte aber


Harm OttenbrosBild ANP

Die Lebensgeschichte des ehemaligen Radrennfahrers Harm Ottenbros, der am frühen Morgen des 4. Mai starb, hat zwei Seiten. Die kurze Seite ist die seines WM-Titels von 1969, ein Erfolg, der sich unerbittlich gegen ihn wendete. Demonstrativ warf Ottenbros sein Rennrad in die Oosterschelde. Damals galt es als Spaßakt. Aber das bedeutete nicht, dass Harm Ottenbros seinen Frust verloren hatte. Jahrelang irrte er durch den Alltag.

Die lange Seite seiner Lebensgeschichte ist, dass Ottenbros sich schließlich erholte, sein Glück in einer neuen Beziehung fand und Künstler wurde. Das Beste war, dass Harm Ottenbros wieder Spaß am Radfahren hatte. „Einen Tag vor seinem Tod ist er 150 Kilometer mit dem Fahrrad gefahren“, sagt Fabio Ottenbros. Sein Vater starb im Alter von 78 Jahren an einem Herzinfarkt.

Die Wiege von Ottenbros stand in einem Arbeiterviertel in Alkmaar. Überall hingen Pokale und Medaillen, die alle im Radsport errungen wurden. Sein Vater und sein Bruder Jan waren auch dabei, aber Harm hatte das meiste Talent. Er war besonders gut in dem, was man „die Kirche umrunden“ nennt. Bergauf war schlecht für ihn, sprinten umso besser.

Ausgestatteter

1967 wurde der Radsport zu seinem Beruf. „Ein guter Ausstatter“, sagt Jan Janssen, der das Wort Diener hasst. Bei der Tour de France 1968, die Janssen gewann, war Ottenbros bis zur dreizehnten Etappe sein Teamkollege. „Harm hat die Pyrenäen nicht überquert.“

Trotzdem war Ottenbros in den ersten Jahren auch auf Erfolgskurs. Er gewann nicht nur zwei Etappen bei der Tour of Switzerland, sondern wurde auch beim Giro 1967 in zwei Etappen Zweiter, was ihm auch bei der Tour 1969 gelang, und dann folgte am 10. August desselben Jahres die Weltmeisterschaft im belgischen Dachboden .

Mit Rik Van Looy und Eddy Merckx in den Reihen schien das Gastgeberland unschlagbar. Aber ihre gegenseitige Rivalität führte dazu, dass Landsmann Julien Stevens zusammen mit Harm Ottenbros die Führung übernahm. Jene WM endete in einem spannenden Sprint zwischen zwei Außenseitern mit dem bekannten Ausgang.

Ottenbros war zwischen 1967 und 1971 Teil des Radsportteams Willem II-Gazelle.  Bild Spaarnestad Foto / ANP

Ottenbros war zwischen 1967 und 1971 Teil des Radsportteams Willem II-Gazelle.Bild Spaarnestad Foto / ANP

Danach kam der Weltmeister nie wieder in die Nähe eines Podiums. Als er 1976 aufgab, beschwerte sich Ottenbros über Kollegen, die ihm das Regenbogentrikot nicht gönnten. Laut Jan Janssen war es auch seine Schuld. Harm hätte härter und auch intelligenter sein sollen. „Du musst auch ein bisschen feilschen.“ In spöttischem Ton spricht Janssen über diese überraschende Aktion auf der Zeeland-Brücke, die von einer Fernsehkamera festgehalten wurde. „Es war nicht einmal sein eigenes Fahrrad.“

Reinigungszeit

Als sie sich ein paar Jahre später trafen, erkannte Janssen ihn kaum wieder. „Großer Bart, Sandalen.“ Ottenbros war in linke Aktivistenkreise gestürzt, Hausbesetzer geworden, hatte sich von seiner Frau scheiden lassen und als Vater versagt.

Trotzdem muss das eine kathartische Zeit gewesen sein. „Ich bin endlich unter die Leute gekommen“, sagte Ottenbros selbst. „Er hatte viele Qualitäten, die im Radsport nicht zum Vorschein kamen“, sagt Sohn Fabio. Ottenbros konnte sich als Maler und Bildhauer weiterentwickeln.

Da war also wieder das harte Radfahren. Harm Ottenbros schloss sich einem Club ehemaliger Profis an, darunter Jan Janssen. Er hat es sehr genossen, aber der Sport hat ihn vielleicht umgebracht. Ottenbros hatte in den vergangenen Jahren einige Male einen bösen Sturz mit schwerwiegenden Folgen. Die Familie hatte schon Angst, dass er wieder in der alten Rüstung sterben würde. Das ist nicht passiert. Fabio: ‚Aber sein Körper war einfach weg.‘



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