Endlich konnte die Gewerkschaft bei der NS wieder Zähne zeigen, jetzt folgt die Lackmusprobe

Endlich konnte die Gewerkschaft bei der NS wieder Zaehne zeigen


Markante Schaffner und Fahrer in der Halle des Rotterdamer Hauptbahnhofs.Bild Raymond Rutting / Volkskrant

Der Tarifvertragsvorschlag, der bei der niederländischen Eisenbahn durchgesetzt wurde, kann mit Sicherheit als bahnbrechend bezeichnet werden, mit einer Lohnerhöhung, die es seit den 1970er Jahren nicht mehr gegeben hat.

Die NS-Mitarbeiter erhalten in 18 Monaten zusätzlich 9,25 Prozent, dazu kommen zwei Einmalzahlungen von 1000 Euro. Insgesamt entspricht dies einer Lohnsteigerung von etwa 12 Prozent in anderthalb Jahren, etwa 8 Prozent auf Jahresbasis. Das ist deutlich mehr als die 7,5 Prozent, die die NS in ihrem letzten Angebot auf den Tisch legte.

Die Inflation ist derzeit etwas höher, was bedeutet, dass es kurzfristig noch zu Kaufkraftverlusten kommen wird, aber in Kombination mit den Stützungsmaßnahmen der Regierung werden die Bahnangestellten den Winter wohl gut überstehen, insbesondere wenn der Benzinpreis sinkt ging in den letzten Tagen weiter.

Die Tarifverhandlungen bei der NS waren für die FNV von großer Bedeutung. Endlich konnte die Gewerkschaft wieder Zähne zeigen. Bei der NS ist der Organisationsgrad, die Zahl der gewerkschaftlich organisierten Beschäftigten, noch hoch genug, um den Betrieb tagelang stillzulegen. Bei den meisten anderen Unternehmen und Organisationen ist dies nicht mehr der Fall.

Die Gewerkschaft war so zuversichtlich, dass sie den automatischen Preisausgleich (APC) forderte. Zudem steigen die Löhne im Einklang mit der Inflation, sodass die Kaufkraft unter allen Umständen stabil bleibt. Das stellte sich als zu ambitioniert heraus. APC ist auch keine gute Idee in der heutigen instabilen Welt, in der sich die Preise schnell auf und ab bewegen.

Es ist gut, dass sich Gewerkschaften und Management geeinigt haben. Die Niederlande haben Interesse an einem starken Eisenbahnunternehmen, das eine gute Alternative zu anderen Transportmitteln sein kann. Die Streiks kamen gerade, als sich die NS von dem Schlag erholte, den das Coronavirus versetzt hatte.

Die Vereinbarung bürdet den Bahnen, die seit der Pandemie bereits erhebliche Einbußen hinnehmen müssen, einen neuen Kostenblock auf. Ein Teil davon wird an den alleinigen Anteilseigner, den niederländischen Staat, weitergegeben, der dem Unternehmen jährlich bereits fast eine Milliarde Euro an Subventionen zur Verfügung stellt.

Die eigentliche Bewährungsprobe für die Stärke der Gewerkschaften werden die Unternehmen sein, die die hohen Lohnerhöhungen selbst tragen und sich mit geringeren Gewinnen abfinden müssen. Nur wenn dort auch deutlich höhere Löhne durchgesetzt werden, lässt sich der Trend der letzten Jahrzehnte, in denen ein immer geringerer Anteil der Unternehmenseinkommen an die Beschäftigten ging, umkehren.

Die Position der Zeitung wird im Volkskrant Commentaar zum Ausdruck gebracht. Es entsteht nach einer Diskussion zwischen den Kommentatoren und dem Chefredakteur.



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