Eine Regierung mit Wilders und Omtzigt scheint nicht zu kommen, aber was dann?

1707279488 Eine Regierung mit Wilders und Omtzigt scheint nicht zu kommen


Pieter Omtzigt im Gespräch mit Informant Ronald Plasterk.Bild David van Dam / de Volkskrant

1. Ein Kabinett einer rechten Minderheit

Pieter Omtzigt hat es bereits vor den Wahlen angedeutet und oft auch kurz danach weiter darüber spekuliert: Er sei durchaus bereit, ein Kabinett generell zu unterstützen, am besten aber aus dem Repräsentantenhaus, ohne selbst mit Ministern daran teilzunehmen. Er sieht es als Teil seines Plans, die Gegenmacht des Repräsentantenhauses gegenüber einem Kabinett zu stärken: Ein Kabinett, das nicht automatisch auf Mehrheiten zurückgreifen kann, muss die Kritik aus dem Repräsentantenhaus stärker berücksichtigen.

Da Omtzigt nun sagt, er habe kein Interesse an einer Teilnahme, wird die Minderheitsoption sicherlich wieder auf dem Tisch stehen. Die Hauptfrage ist, ob PVV, VVD und BBB das wagen. Wenn Omtzigt ein Kabinett nur im Großen und Ganzen unterstützt, kann er in vielen Bereichen auch mit der Opposition im Repräsentantenhaus Geschäfte machen. Täglich kann es vorkommen, dass ein Kabinett mit Wünschen von parlamentarischen Mehrheiten konfrontiert wird, die im Widerspruch zur Kabinettspolitik stehen. Minister laufen ständig Gefahr, dass die parlamentarische Mehrheit das Vertrauen in sie verliert. Für erfahrene Regisseure ist dies keine attraktive Perspektive, die dafür wahrscheinlich einen guten Job aufgeben müssen.

2. Ein außerparlamentarisches Kabinett

Auch diese Option erwähnte Omtzigt am Dienstagabend noch einmal. Die Meinungen darüber, was genau ein außerparlamentarisches Kabinett beinhaltet, gehen auseinander. Im Großen und Ganzen bedeutet dies, dass das Repräsentantenhaus einen Formateur ernennt, der dann ein Kabinett aus Ministern zusammenstellt, die keine Verbindungen zu einer politischen Partei haben müssen, aber beispielsweise über große Experten in ihrem Politikbereich verfügen. Eine parlamentarische Mehrheit kann einem solchen Kabinett den Auftrag geben, das Land zu regieren und dann alle Gesetzesvorlagen separat zu prüfen. Ein solches Kabinett könnte daher mit unterschiedlichen parlamentarischen Mehrheiten regieren.

Nach Ansicht von Omtzigt würde diese Konstruktion auch die kritische Gegenmacht des Repräsentantenhauses stärken. Bei anderen Parteien herrscht Skepsis, da die Niederlande keinerlei Erfahrungen damit haben. Es wäre ein großes politisches Experiment. Viele der praktischen politischen Einwände gegen ein Minderheitskabinett gelten auch für diese Konstruktion.

3. Ein Mittelschrank

Das Wahlergebnis vom 22. November fiel so überzeugend nach rechts aus, dass damals niemand darüber reden wollte, es gibt aber auch eine andere Option für ein Mehrheitskabinett. VVD, NSC, D66 und GroenLinks-PvdA verfügen zusammen über 78 Sitze im Repräsentantenhaus. Programmatisch liegen diese Parteien nicht weiter auseinander als die vier Parteien, die in den vergangenen zwei Monaten einen Gründungsversuch unternommen haben. Im finanziellen und sozioökonomischen Bereich sind die Unterschiede noch geringer.

Bei der Einwanderungspolitik, dem Thema der letzten Wahlkampfwochen, sind die Unterschiede jedoch groß. Die VVD hat das bisherige Kabinett aus Unzufriedenheit mit der stagnierenden Einwanderungspolitik gesprengt, die eine Partei wie D66 grundsätzlich anders sieht. Dies gilt sicherlich auch für GroenLinks-PvdA, obwohl fast alle Parteien im vergangenen Jahr einen strengeren Kurs eingeschlagen haben.

Bisher hat VVD-Chefin Yesilgöz immer deutlich gemacht, dass das Regieren mit der PVV für sie zwar kompliziert sei, ein Kabinett mit linken Parteien jedoch keine Option sei. Auch die Mehrheit ihrer Wähler will es allen Wahlumfragen zufolge nicht. Für den VVD würde ein erneutes Eingehen auf ein solches Abenteuer die gesamte Strategie des vergangenen Jahres auf einen Schlag zum Scheitern bringen. Die Chance, dass Yesilgöz damit anfangen wird, ist daher sehr gering.

4. Ein Neustart der Gespräche

Omtzigt brauchte am Dienstagabend viele Worte, um – erneut – auf seine Einwände gegen die Beteiligung an einem rechten Kabinett aufmerksam zu machen. Ging es zu Beginn der Formation vor allem um den rechtsstaatlichen Umgang der PVV, geht es ihm mittlerweile vor allem um die Finanzpolitik.

Allerdings bemerkte der gute Zuhörer auch, dass er die Tür nicht ganz schloss. „Zum jetzigen Zeitpunkt wollen wir das nicht“, sagte er auf Nachfrage. Gleichzeitig sagt er, er wolle noch auf die Erkenntnisse des Informanten Ronald Plasterk warten. Auch er wird gespannt sein, wie seine Anhänger in den kommenden Tagen auf diesen Schritt reagieren.

Die Chancen stehen im Vorfeld zwar nicht groß, es wäre aber nicht das erste Mal, dass ein gescheiterter Formationsversuch nach einiger Zeit wieder aufgenommen wird. Der Lauf der Zeit und die Umstände können plötzlich alles in der Politik verändern. Berühmt ist die Gründung im Jahr 1994, als Frits Bolkesteins VVD zunächst die Verhandlungen mit PvdA und D66 verließ, sich aber einige Zeit später wieder anschloss, nachdem der Informant Wim Kok einen Entwurf eines Koalitionsvertrags verfasst hatte. Das erste Kok-Kabinett stand kurz darauf vor der Tür.

5. Neuwahlen

Das ist immer eine Option. Aber wer wird es den Wählern sagen? Und wer wagt es, wenn er weiß, dass die Wähler heutzutage ihre Präferenzen so schnell ändern, dass niemand die Garantie hat, dass der Sitzgewinn vom 22. November nicht zu einem dramatischen Verlust wird? Oder ein noch größerer Schaden als bereits entstanden?

Es ist auch alles andere als sicher, dass Neuwahlen zu einem Ergebnis führen werden, das die Bildung eines Kabinetts ermöglicht. Daher werden zunächst einige andere Optionen geprüft, bevor eine parlamentarische Mehrheit es wagt, über einen neuen Wahltermin zu diskutieren.



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