Ein Milliardär mit „radikalem Weltbild“ als einer der mächtigsten Führer Deutschlands

Ein Milliardaer mit „radikalem Weltbild als einer der maechtigsten Fuehrer


Mathias Döpfner am 16. Januar 2023 in Berlin. Der CEO zählt Henry Kissinger und Elon Musk zu seinen Freunden.Bild ANP

Mathias Döpfner sehe aus wie ein deutscher Aristokrat des 19. Jahrhunderts, sagt Lionel Barber, der ehemalige Chefredakteur der Finanzzeiten die ihn regelmäßig trafen. „Er ist groß und schlank. Ich kann ihn mir mit einer Narbe auf der Wange vorstellen, wie er an einem Schwertduell teilnimmt.“

Döpfner (60) ist einer der einflussreichsten Medienmagnaten der Welt. Der Milliardär ist Vorstandsvorsitzender von Axel Springer, Europas größtem Verlag. Zum Portfolio von Axel Springer gehören deutsche Zeitungen Bild Und Die Welt und die amerikanischen Nachrichtenseiten Insider Und Politik.

Über den Autor


Gijs Beukers ist Medienreporter von de Volkskrant. Er schreibt hauptsächlich über Fernsehen, Podcasts und Bücher.

Ein Leak an die Zeitung Diese Zeit hat Döpfner nun diskreditiert. „Ich unterstütze den Klimawandel nachdrücklich“, schickte er laut einer der veröffentlichten Mitteilungen intern. Und: ‚Freier WestenScheiß auf die intoleranten Muslime und den ganzen anderen Abschaum.‘ Er schreibt auch, dass sogenannte „Ossis“, Einwohner der ehemaligen DDR, „entweder Kommunisten oder Faschisten“ seien.

beeinflussen

Die Quelle des Lecks ist unbekannt, aber es gibt starke Hinweise darauf, dass es sich um Julian Reichelt, den ehemaligen Chefredakteur von, handelt Bildsagt Anton Rainer, Medienredakteur der Wochenzeitung Der Spiegel. „Alles deutet darauf hin, dass Döpfner die meisten Nachrichten an Reichelt geschickt hat.“ Reichelt hat ein Motiv: Döpfner feuerte ihn 2021 danach eine Veröffentlichung In Die New York Times über Reichelts sexuell übergriffiges Verhalten. (Das kürzlich erschienene, mit Spannung erwartete Buch Warte immer noch?„Noch wach?“, ist für viele ein Schlüsselroman über die MeToo-Praktiken bei Axel Springer. Doch der Autor, Benjamin von Stuckrad-Barre, nennt sein Buch fiktiv.)

Laut Medienredakteur Rainer wirkt Döpfners Berichterstattung wie Bild beeinflusst zu haben. Im Vorfeld der Bundestagswahl 2021 schreibt er: „Können wir mehr für die FDP tun?“ und meint damit die Liberalen. ‚Bitte stark die FDP.“ Das sei für einen Verleger unerhört, sagt Rainer. „Außerdem scheint es, dass seine Befehle befolgt wurden. In Interviews durften FDP-Politiker bei einem Glas Wein abtropfen.‘

Radikales Weltbild

In Deutschland sei die Reaktion auf die Berichte schockiert gewesen, sagt Rainer. Nach einer Rüge von Marion Horn, Reichelts Nachfolgerin Bild, entschuldigte sich Döpfner – kurzerhand. Rainer: „Viele sind überrascht, dass einer der mächtigsten Führer Deutschlands eine so radikale Weltanschauung hat.“

Bei keinem anderen großen deutschen Unternehmen würden die Äußerungen folgenlos bleiben, sagt Rainer. „Aber Axel Springer ist anders. Sie haben amerikanische und kanadische Aktionäre, die sich wenig um die interne Kommunikation über die deutsche Politik kümmern.‘

Döpfners Ambitionen sind international. 2015 bewirbt er sich bei Axel Springer um die Finanzzeiten. Als er schließlich vom japanischen Nikkei überboten wird, sei er „zutiefst enttäuscht“, sagte Lionel Barber, damals Chefredakteur der britischen Wirtschaftszeitung.

An seinem 35. Chefredakteur

Döpfner wurde am 15. Januar 1963 in Offenbach am Main geboren. Er studiert Musikwissenschaft in Frankreich und besucht das Berklee College of Music in Boston. Dort erkennt Döpfner, dass er nie ein erfolgreicher Gitarrist werden wird, und beschließt, als Journalist über Musik zu schreiben. Er beginnt als Gutachter bei der Frankfurter Allgemeine Zeitung. 1998 wird er im Alter von 35 Jahren Chefredakteur der Qualitätszeitung Die Welt.

Vier Jahre später wird er Vorstandsvorsitzender des Mutterkonzerns Axel Springer. Er entwickelt eine Beziehung zu Friede Springer, der Witwe des 1985 verstorbenen Axel. Sie unterstützt seinen drastischen Kurswechsel – Döpfner trennt sich von allen regionalen Zeitungen und Zeitschriften – und spendet 2020 15 Prozent der Unternehmensanteile (aktueller Wert: über 1,1 Milliarden Euro) plus sämtliche Stimmrechte.

Warum dieses üppige Geschenk? Sie selbst sagte in einem Pressemitteilung froh, dass die Kontinuität des Unternehmens gewährleistet war. Quellen erzählt New Yorker Magazin dass Döpfner sie an ihren Mann erinnert: ebenfalls ein hochgewachsener Zionist (siehe Kasten), antikommunistischer Playboy und Musikliebhaber. Döpfner nannte diesen Vorschlag in der Zeitschrift respektlos: Springer sei scharfsinnig und analytisch, sagte er, keine naive Frau, die sich bezaubern lasse.

Gruselige Geschichten

Ein Jahr nachdem er seinen Einfluss vergrößert hat, gelingt es Döpfner schließlich, eine große internationale Nachrichtenmarke zu gründen. Axel Springer kauft das Prestige dann in politischen Kreisen Politikder es schafft, aus einem einschläfernden Politiktreffen eine haarsträubende Geschichte zu machen und die Berichterstattung in Washington und Brüssel auf den Kopf zu stellen.

Döpfner begründet den Kauf mit der Aussage, dass das Amerika von CNN und Fox News Chancen für einen neutralen Journalismus biete. Der Schock ist daher groß, als Nachrichten, die er einige Wochen vor den amerikanischen Präsidentschaftswahlen an Kollegen verschickte, Auslaufen Unangenehm Die Washington Post. „Sollen wir alle am Morgen des 3. November zusammenkommen, um zu beten, dass Donald Trump wieder Präsident von Amerika wird?“, schlägt er unter anderem vor.

„Dank an das Genie Mathias Döpfner“, schreibt Trump dann auf seinem eigenen Social-Media-Truth Social.

Döpfner provoziere mit solchen Äußerungen, sagt Barber. Er ist kein Trump-Fan. Er ist ein Atlanter. Aber er will die Menschen zum Nachdenken zwingen, den Status quo zu bekämpfen. Er gehört zu den deutschen Romantikern, und die haben oft riskante Triebe. Denken Sie nur an den Werther aus Goethes Buch.‘

3x Mathias Döpfner

Verein Berghain

Döpfner will größer als das Leben sind, sagt Journalist Anton Rainer. „Er ist ein Konservativer, der die Leute schockieren will, einer Freigeist.‘ An seinem fünfzigsten Geburtstag tritt er als Dragqueen auf und tanzt gerne im berüchtigten Berliner Nachtclub Berghain.

Henry Kissinger und Elon Musk

Döpfners Netzwerk spiegelt seinen Anspruch wider. Er ist mit Henry Kissinger, dem amerikanischen Diplomaten und Nobelpreisträger, befreundet. Twitter kaufen, riet er Elon Musk per SMS. „Eine interessante Idee“, antwortete Musk. „Ich meine es ernst“, schrieb Döpfner. „Es ist erreichbar. Und es wird Spaß machen.“

Pro-Israel

Döpfner habe eine romantische Seite, sagt der Journalist Lionel Barber, aber auch eine rationale. Er bezeichnet sich selbst als nichtjüdischen Zionisten und ist ein starker Unterstützer des israelischen Staates. Das hat mit einem großen Bewusstsein für die deutsche Vergangenheit zu tun.“ Im Jahr 2021 sagte Döpfner den Mitarbeitern, sie könnten gehen, wenn sie die pro-israelischen Ansichten des Verlags nicht teilen.



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