Ein europäisches Totalverbot von Glyphosat ist zu viel verlangt, aber wie sieht es mit dem Mittelweg aus?

Ein europaeisches Totalverbot von Glyphosat ist zu viel verlangt aber

Der mögliche Schaden für die öffentliche Gesundheit gibt der Lobby gegen Glyphosat Wind in die Segel. Im Namen des niederländischen Großverbrauchers sollte Minister Adema diesbezüglich mehr Initiative zeigen.

Raoul du Pré

Glyphosat ist eine tolle Sache, wenn man nicht mit einem Feld voller Unkraut enden möchte. Im Gegensatz zu den meisten Unkrautvernichtungsmitteln wirkt das Produkt bei fast allen Pflanzen, zumindest bei denen, mit denen es in direkten Kontakt kommt. Sobald es auf dem Boden landet, wird es fast sofort wirkungslos. Ideal im zeitigen Frühjahr, um das Feld für die Aussaat der neuen Kultur zu „säubern“.

Leider ist seit Jahren bekannt, dass Glyphosat Bienen, Hummeln, Wasserlebewesen und der Bodenflora schadet. Vor allem, wenn es in großen Mengen auf großen Flächen eingesetzt wird. Wie zum Beispiel in den Niederlanden, die innerhalb der EU zu den größten Verbrauchern pro Hektar gehören.

Die Position der Zeitung wird im Volkskrant-Kommentar zum Ausdruck gebracht. Es ist das Ergebnis einer Diskussion zwischen den Kommentatoren und dem Chefredakteur.

Naturschutzorganisationen setzen sich daher schon seit Jahren für ein Verbot ein, doch erst seit es Hinweise darauf gibt, dass Glyphosat gesundheitsschädlich ist, gewinnt die Lobby an Fahrt. Berichte über einen Zusammenhang mit Krebs erwiesen sich als in keiner Weise wissenschaftlich belegt, doch in den letzten Jahren deuteten Studien auf einen Zusammenhang zwischen Glyphosat und neurologischen Erkrankungen wie Parkinson hin. Vieles ist noch unklar, doch allein der Vorschlag hat in der Debatte in den Niederlanden eine andere Wendung genommen: Im Repräsentantenhaus hat sich mittlerweile eine klare Mehrheit für ein Verbot herausgebildet.

So weit ist das scheidende Kabinett noch nicht gekommen, denn es ist tief gespalten. Die Regierungsparteien VVD und CDA sind gegen ein Verbot. Landwirtschaftsminister Piet Adema enthielt sich kürzlich in der EU der Stimme bei der Abstimmung über den Vorschlag, die Genehmigung für den Einsatz von Glyphosat um weitere zehn Jahre zu verlängern. Wird diese Erlaubnis nicht erteilt, gilt ab dem nächsten Jahr ein Verbot. Aber auch die Niederlande haben nicht dafür gestimmt.

Diese Unentschlossenheit führte dazu, dass der Minister beschuldigt wurde, der Agrarlobby nachgegeben zu haben. Einfluss kann nicht ausgeschlossen werden, aber das ist sicherlich nicht die ganze Geschichte. Unabhängige Experten warnten das Repräsentantenhaus zudem, dass ein Totalverbot keinen Sinn mache, solange keine guten Alternativen zur Verfügung stünden. Andere Pestizide sind weniger wirksam und oft mindestens genauso schädlich für die Umwelt. Die Unkrautbekämpfung ohne Pestizide ist so arbeitsintensiv, dass sie für die meisten Ackerbauern schlicht keine Option ist.

Mittlerweile werden bessere, nicht-chemische Alternativen entwickelt und in der Praxis scheint es tatsächlich möglich zu sein, viel weniger Glyphosat zu verwenden und trotzdem eine gute Ernte zu erzielen. Aber diese Entwicklung wird natürlich nicht gefördert, wenn die EU beschließt, die Genehmigung um zehn Jahre zu verlängern. Dann ist der Anreiz, Dinge anders zu machen, vorerst weg.

Ein völliges Verbot ab dem nächsten Jahr ist das andere Extrem, aber warum liegt der Schwerpunkt nicht auf dem Mittelweg: einem verpflichtenden europäischen Ausstiegsprogramm mit strengen Auflagen, die den Einsatz auf die notwendigsten Mengen beschränken? In den Niederlanden wurden diesbezüglich bereits Schritte unternommen, aber wenn Adema sich in Brüssel sichtbar dafür einsetzen würde, würde er weniger den Eindruck erwecken, dass es hier erneut um ein Festhalten an den Dingen geht, wie es alles geschehen ist zu oft in der niederländischen Umweltpolitik dieses Jahrhunderts.



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