Ein Elektro-Oldtimer, ist das noch ein Oldtimer?

Ein Elektro Oldtimer ist das noch ein Oldtimer


Menno Schilder bei der Arbeit in seiner Garage in Limmen, wo er Elektromotoren in Oldtimer einbaut.Bild Raymond Rutting / Volkskrant

Ein kleiner weißer Hund, der durch das Tor eines der geräumigen Häuser am Hogeweg in Limmen entwischt ist, zwingt Menno Schilder auf die Bremse. Vor einigen Jahren hatte der Hund den grün-weißen VW-Bus von 1979 laut und deutlich kommen hören.

Aber neben einem Eisenschild am Handschuhfach mit der Aufschrift „Fahren nur mit verriegelter Schiebetür“ gibt es neuerdings auch eine Plakette mit „Bus hält bei 90 V“. Der Oldtimer-Van fährt jetzt elektrisch. „Dieses Geräusch war besonders schön und charakteristisch, als der Volkswagen-Transporter vorbeifuhr“, sagt Schilder. „Aber wir hätten uns hier im Bus nicht verstehen können.“

1973 Volkswagen Käfer

Dass Schilder (44) von Beruf Oldtimerbauer wurde, geschah mehr oder weniger zufällig. Vor zehn Jahren baute er zusammen mit seinem Vater seinen eigenen Volkswagen Käfer von 1973 zum Elektroauto um. Er hatte Das Zeitalter der Dummheit gerade gesehen, ein Film über einen alten Mann, der sieht, dass sich das Klima unwiderruflich verändert hat. „Es ist so viel los auf der Welt, was kann ich tun?“, dachte er. „Außerdem fand ich es einfach cool, es einmal zu versuchen und es mit meinem Vater zu machen.“

Bald kam eine E-Mail von einer Dame mit demselben Käfer, die auch einen Elektromotor haben wollte. Inzwischen hat Painter bis zu zwanzig Oldtimer mit einem Elektromotor ausgestattet. In einer Scheune in Limmen, einem Dorf nahe der nordholländischen Küste, stehen elf weitere zum Renovieren bereit.

Er ist in diesem Schuppen aufgewachsen. Sein Großvater Martin Schilder gründete dort ein Autohaus und einen Kutschenbetrieb, der von der Familie weitergeführt wurde. Seine Eltern wohnen noch gegenüber der Scheune. Autos haben daher für ihn wenig Geheimnisse. „Die Umstellung fällt mir eigentlich gar nicht so schwer“, sagt Schilder.

Volkswagen Transporter

Dabei arbeitet er präzise: Ein vorbildlicher Oldtimer, um den er sich vorher noch nicht gekümmert hat, kann eben Monate dauern. Er hat den Volkswagen-Transporter, von dem auch ein cremeweißer und ein oranger im Schuppen stehen, so oft gemacht, dass es in drei bis vier Wochen machbar ist.

Der britische Lunaz, der alte Rolls-Royces und Bentleys elektrisch macht, macht mittlerweile einen Millionenumsatz. David Beckham kaufte einen Anteil von 10 Prozent. Auf der anderen Seite beschäftigt Schilder Electric neben einem festen Mitarbeiter vor allem Freiberufler, von denen einer ein ehemaliger Kunde ist. Schilder sieht sich als Pionier. „In den Anfangsjahren haben die Leute oft hinterfragt, welche Möglichkeiten es gibt. Jetzt lassen sie ihren Oldtimer manchmal gleich beim ersten Termin stehen.“ Studenten kommen aus Assen, Roermond und Gent, um ein Praktikum zu absolvieren.

Beliebt sind die Volkswagen Transporter unter anderem bei Vermietern, die die Transporter für Freizeit, Urlaub oder Fernsehsendungen vermieten. Privatpersonen sind vor allem Oldtimer-Liebhaber, denen Nachhaltigkeit wichtig ist. Jemand zahlt etwa 20.000 Euro für einen Käfer, die Transporter kosten für den Umbau leicht mehr als 30.000 Euro. „Um das rauszubekommen, muss man sehr lange fahren, was die Spritkosten betrifft, die man spart“, sagt Schilder ehrlich.

Puristen

Die Federation of Historic Automobile and Motorcycle Clubs (FEHAC) blickt mit Bestürzung auf die Elektro-Oldtimer. „Ich habe einen Porsche 944 von 1990“, sagt Stefan Hulman, Vorsitzender und ehemaliger VVD-Bürgermeister von Den Helder. „Es gibt kein Haar auf meinem Kopf, das daran denkt, es elektrisch zu machen. Und das sieht man am Telefon nicht, aber ich habe eine Glatze.“

Hulman möchte betonen, dass jeder Oldtimer-Besitzer seine eigene Wahl treffen muss. „Aber diese Entwicklung gefällt mir nicht. Wir stehen für den Erhalt des mobilen Erbes, dazu gehört auch der Motor. Wenn Sie einen Oldtimer elektrifizieren, werfen Sie etwas von seinem Erbe weg.“

Hulman sieht mehr Nutzen in der Entwicklung von synthetischem Kraftstoff. „Wir verstehen, dass der Oldtimer mit der Zeit gehen muss. Zwar hat man mit synthetischen Kraftstoffen immer noch mehr Emissionen als mit Elektroautos, aber wir haben uns dafür entschieden, die Authentizität zu bewahren.“

Auch Schilder hatte schon einmal einen wütenden Puristen am Telefon. Er zuckt mit den Schultern. „Kerzenmacher rebellierten auch gegen die Erfindung der Glühbirne.“ Er glaubt, dass synthetischer Kraftstoff funktionieren könnte, fragt sich aber, ob dies eine Lösung für Oldtimer ist. „Das schmeißt man dann in einen Verbrennungsmotor und die Frage ist, ob das überhaupt möglich ist.“

„Ich kann verstehen, dass Sie einen Oldtimer in seinem klassischen Zustand erhalten wollen.“ Er zeigt auf die Bilder von alten Automotoren, die an der Wand des Kaffeezimmers hängen. „Es ist fast ein Kunstwerk, wenn man es so betrachtet. Aber sie sind wartungsintensiv und nicht gut für die Umwelt. Mit einem Elektromotor geben Sie dem Auto, das Sie für so schön halten, ein neues Leben.“



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