Ein Chinese reist auf einem Jetski 300 Kilometer über das Meer, um aus seinem Land zu fliehen

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Der Jetski, mit dem der Mann die gefährliche Überfahrt wagte.Bild Küstenwache Südkorea

Bei der Küstenwache ging am Dienstag ein Sonderruf ein: Ein Chinese war mit seinem Jetski auf einer Sandbank nahe der westlichen Hafenstadt Incheon auf Grund gelaufen. Nach der Rettung stellte sich heraus, dass er aus der chinesischen Provinz Shandong im Nordosten des Landes aufgebrochen war und somit mindestens 300 Kilometer über das Gelbe Meer gereist sein musste.

Ein von der Küstenwache veröffentlichtes Foto zeigt den knallroten Jetski, mit dem der Mann, nur mit Schwimmweste, Helm, Fernglas und Kompass ausgestattet, die gefährliche Überfahrt bewältigte. Um den Motor am Laufen zu halten, schleppte er fünf Fässer voller Treibstoff hinter sich her. „Unterwegs tankte er Benzin und warf die leeren Fässer ins Meer“, hieß es in einer Pressemitteilung der Küstenwache.

Über den Autor
Carlijn van Esch ist Auslandsredakteur von de Volkskrant. Sie lebt und arbeitet in Sierra Leone.

Der Mann, dessen Identität nicht bekannt gegeben wurde, wurde wegen des Versuchs, sich ins Land zu „schmuggeln“, festgenommen. Die Behörden sagen, sie hätten keine Hinweise darauf, dass er ein chinesischer Spion sei. Verschiedenen Berichten zufolge handelt es sich um den Menschenrechtsaktivisten Kwon Pyong, der wegen seiner Kritik an Präsident Xi Jinping und dem chinesischen Staat in Gefahr geriet.

Kampagne gegen Unterdrückung

Seit 2012 setzt sich der 35-jährige Aktivist für die Freilassung chinesischer Menschenrechtsanwälte und -aktivisten ein, die massenhaft inhaftiert werden. Er hat sich auch gegen andere Formen der Repression durch die chinesischen Behörden ausgesprochen und an prodemokratischen Demonstrationen in Hongkong teilgenommen. Im Jahr 2017 wurde Kwon wegen „Untergrabung der Staatsmacht“ wegen Beiträgen, die er in sozialen Medien geteilt hatte, inhaftiert. Es gab auch Fotos, mit denen er Xi verspottete.

Der Klimaaktivist Lee Dae-seon von der in Südkorea ansässigen NGO China Dialogue, der gegenüber der Nachrichtenagentur AFP seine Identität bestätigt hat, verteidigt die „falsche Art und Weise“, wie Kwon in das Land eingereist sei. Er verweist auf die verstärkte Überwachung durch die chinesischen Behörden und „die politische Verfolgung von Kwon seit 2016“.

Fluchtwege werden immer gefährlicher

Kwon Pyong, der zuvor in den USA studiert hat, hätte das Land wahrscheinlich nie mit dem Flugzeug verlassen können. Der chinesische Staat verhängt massive Reiseverbote gegen Dissidenten. Diese, in Kombination mit strengen Grenzkontrollen, machen es ihnen nahezu unmöglich, das Land über normale Straßen zu verlassen. Dies zwingt Aktivisten zu immer einfallsreicheren und gefährlicheren Routen, wobei der Jetski-Flug vorerst der bizarre Höhepunkt ist.

Laut Lee muss sich Kwon noch entscheiden, ob er in Südkorea Asyl beantragen oder weiterreisen soll. In Südkorea scheinen die Chancen nicht günstig zu sein, da das Land jedes Jahr nur wenigen Flüchtlingen Asyl gewährt.



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