Disziplin. Klarheit. Hingabe. Und viel Aufmerksamkeit auf die Zahlen. In seinem akribisch aufgeräumten Sitzungssaal hoch oben im neuen, riesigen Hauptsitz der Van Mossel Automotive Group in Waalwijk macht CEO Eric Berkhof deutlich, worum es bei der Führung eines Unternehmens geht. Vor allem bei einem der am schnellsten wachsenden Autoverkäufer in Europa, der im vergangenen Jahr 171.000 Neu- und Gebrauchtwagen verkaufte.
Berkhof (60) begann 1982 als Praktikant an der Einzelhandelsfachschule beim Autohändler Van Mossel. Sechs Jahre später übernahm er das angeschlagene Unternehmen. Die Gruppe umfasst mittlerweile 438 Unternehmen an 256 Standorten in den Niederlanden, Belgien, Deutschland, Luxemburg, England und Frankreich. Der erwartete Umsatz für dieses Jahr: 6,3 Milliarden Euro. Eventuell noch mehr, wenn es in den kommenden Monaten erneut zu größeren Zukäufen kommt.
Berkhof kennt die Zahlen sehr genau, weil er „richtig zahlenverrückt“ ist. „Ich wache damit auf und gehe damit ins Bett.“ Sie können keine Entscheidungen treffen, wenn Sie die finanziellen Konsequenzen nicht kennen. Ich habe mir schon früh beigebracht, alle Zahlen auswendig zu können. „Ich kann Ihnen auswendig sagen, wie der aktuelle Stand aller unserer 438 Unternehmen ist.“
Das Gleiche erwartet Berkhof auch von jedem Filialleiter. „Wie hoch ist der Umsatz der Werkstatt? Sind alle Teile auf Lager? Kann das Auto also heute Abend für diesen einen Kunden bereit sein? Dieser Überblick sei nicht nur eine Voraussetzung für gutes Unternehmertum, glaubt er. Es ist auch die Widerspiegelung der Hingabe, die er fordert. „Maximale Hingabe ist viel wichtiger als höchste Intelligenz.“ Für mich persönlich sind es 90 Prozent Intelligenz und 140 Prozent Engagementzum Unternehmen und zu den Kunden.‘
Aktuelle Zahlen
Seiner Meinung nach basiert dieses Engagement auch auf eiserner Disziplin. Dreimal pro Woche prüft er an festgelegten Tagen sorgfältig die aktuellen Zahlen aller seiner Händler. Dies gilt auch für die Zahlen der Leasinggesellschaften von Van Mossel mit 119.000 unter Vertrag stehenden Autos. Und für die Zahlen der Schadensgesellschaften. Und für alle anderen Tochtergesellschaften, von der Versicherungssparte über die Finanzierungsbranche bis hin zum Immobilienunternehmen und dem Anbieter von Elektroladestationen.
Jeden Samstag um Punkt 18.10 Uhr klingelt das Telefon bei Berkhof. Am Telefon ist sein Bruder Kees, der ebenfalls in der Firma arbeitet. „Dann werden wir die Zahlen für alle Filialen in ganz Europa sorgfältig prüfen.“ Das klingt vielleicht etwas seltsam, jeden Samstag um 18:10 Uhr. Aber Disziplin ist unglaublich wichtig. Es ist eine Notwendigkeit. „Wenn ich nicht weiß, wie alles läuft, kann ich nicht schlafen.“
Er hat noch regelmäßigere Gewohnheiten. Wir sprechen jede Woche mit zehn Kunden, von klein bis groß. Alle acht Wochen ein unangekündigter Besuch in jeder Filiale. Ist der Ausstellungsraum sauber? Ist der Bestand in Ordnung? Sind die Autos ordentlich angeordnet?
Wenn es etwas gibt, was Berkhof nach eigenen Angaben schätzt, dann ist es die Klarheit für seine fast siebentausend Mitarbeiter. „Ich bin mir sicher, dass die Leute mich nicht so hart erleben, sondern vor allem als klar.“ Wenn es nicht gut ist, erfahren Sie es sofort. Dann machst du es beim nächsten Mal richtig. Aber normalerweise geht es um Details.‘
Gute Arbeit erfordert auch grüne Zahlen, an jedem Standort. „Ich akzeptiere keinen Verlust. Van Mossel hat unter mir nie einen Verlust gemacht. Wir müssen Geld verdienen. Sämtliche Gewinne fließen zurück in dieses Unternehmen für Investitionen, Mitarbeiterschulungen und Akquisitionen. „Wenn man kein Geld verdient, kann man nicht wachsen.“
Expansion ist auf dem sich schnell verändernden Automobilmarkt von heute unerlässlich, so die Philosophie von Van Mossel. Zwischen den großen Autoherstellern und den Verkäufern herrscht seit Jahren ein Tauziehen. Viele Hersteller haben Zweifel. Wäre es für sie nicht besser, ihre Autos selbst zu verkaufen, über ihre eigenen Händler oder über das Internet, wie Elon Musks Tesla? Oder überlassen sie den Verkauf einfach unabhängigen Händlern wie Van Mossel?
Letzteres wird es sein, ist sich Berkhof sicher. „Autobau ist etwas anderes als der gute Kontakt zum Kunden, von der Beratung und dem Verkauf bis hin zur Wartung und Reparatur.“ Davon erfahren immer mehr Hersteller.“ Aber dann muss man groß genug sein, um diesen Herstellern ordentliches Gegenspiel bieten zu können. So übernahm Berkhof im vergangenen Jahr beispielsweise die deutsche Autohandelsgruppe Hugo Pfohe und die englische Händlergruppe Jacksons. Anfang Januar dieses Jahres war ein großer Mercedes-Benz-Händler in Dänemark an der Reihe.
Ben Mandemakers
Der Wachstumsschub begann erst 2011 mit der Zusammenarbeit mit Ben Mandemakers (67), dem Selfmade-Küchen-Milliardär und bekannten Persönlichkeit der Brabanter Geschäftswelt. „Wir haben einmal über die Zukunft seines geliebten Fußballvereins RKC gesprochen. Dann sind wir zu einem einfacheren Thema gewechselt, haha. Die Entwicklung der internationalen Automobilindustrie. Ich erzählte ihm, dass ich mit Private Equity im Gespräch sei, um noch weiter wachsen zu können. „Warum nicht mit mir“, fragte er dann. Wir sind schnell rausgekommen.‘
Als gleichberechtigte Anteilseigner von Van Mossel konkurriert das Ehepaar nun mit internationalen Konkurrenten wie dem Schweizer Emil Frey und dem Schweden Hedin. Berkhof hat keine Angst vor einem unverantwortlichen Preiskampf. Natürlich kennt er auch die Zahlen der Konkurrenz. „Wir arbeiten gerne mit eigenem Kapital und waren schon immer sparsam.“
Wo endet es? Mit einem guten Managementteam und einer guten Familie im Unternehmen wie einer Tochter, einem Sohn und einer Bonustochter werde alles gut, glaubt er. „Diese Kinder haben so viel Leidenschaft für das Geschäft, das ist großartig.“ Ben und ich machen vorerst wie gewohnt weiter. Mindestens zehn Jahre, da haben wir uns gerade geeinigt. Und dann werden wir sehen, was passiert.‘
Wo: Waalwijk
Seit: 1947
Anzahl der Angestellten: 6.600
Umsatz 2024 (erwartet): 6,3 Milliarden Euro