Blik glaubt zu wissen, warum manche Autofahrer Motorräder so sehr lieben. Von Benzinern und Dieseln, nicht von Elektromotoren. Ihre Liebe lässt sich damit erklären, dass ein Benzinmotor Charakter hat, vielleicht einen eigenen Willen. Man muss ihn kennenlernen, ihn verwöhnen, ihn verstehen. Dies erfordert Investitionen in Zeit, Geld und Motoröl, das teurer ist als guter Whisky.
Ihre Liebe gilt freilich nicht dem modernen, von den Halbleitern des Motormanagements gezähmten Reihenvierer-Ottomotor. Enthusiasten träumen von einem Motor mit zwei SU-Vergasern. Der Charakter ändert sich, wenn er eine Woche lang stillsteht. Lassen Sie einen solchen Motor für eine Weile sich selbst überlassen, und er wird mürrisch laufen. Dann muss der Enthusiast es mit einer Vierteldrehung gegen den Uhrzeigersinn an der Einstellschraube unten am Vergaser wieder auf Linie bringen. Es ist unendlich befriedigend, wenn es ihm gelingt, wenn er nett herumläuft und zeigt, dass er wieder dein Freund ist.
Diese Liebe wird immer unerreichbarer. An modernen Motoren gibt es nichts zu basteln. Um die Zuneigung am Leben zu erhalten, haben Ingenieure mit College-Ausbildung dem heutigen „Sportmotorrad“ eine Rassel verpasst, wenn Sie vom Gas gehen, wodurch ein sportliches Murmeln aus dem Auspuff entsteht, genau wie in alten Zeiten. Jeder weiß, dass es eine Fälschung ist, aber wir klammern uns an die Illusion, dass es eine Maschine ist, die wir zähmen können. Auch wenn es der Computer ist, der uns zähmt.
Aus diesen Gründen sollte der „echte“ Enthusiast nichts über Elektro wissen. Ein Auto mit Elektromotor ist in vielerlei Hinsicht überlegen, aber auch leise und steril wie der Reinraum von NXP. Um ihren Traum nicht aufgeben zu müssen, denken manche Benzinköpfe also Ausreden über die angebliche Klimaunfreundlichkeit des E-Autos. Alles Nostalgie, der hartnäckige Feind des unvermeidlichen Wandels.
Insgeheim versteht Blik diese Abneigung gegen Elektrizität. Das sanfte Schaudervergnügen beim Starten des Motors ist so viel verlockender als das kühlgrüne „Fertig“ des E-Autos.
Der Cupra Born steht stellvertretend für Alt und Neu. Cupra (ausgesprochen Koepra) war die sportliche Marke des spanischen Autoherstellers Seat, bekannt für seine Geschwindigkeit, gefürchtet für seine Heckklappe. Viele Automarken haben einen solchen sportlichen Zweig: Mercedes-Benz hat AMG und Fiat hat Abarth. Seat hat Cupra zu einer eigenen Marke erhoben. Das ist auch ein Trend im Autoland. Als Volvo seinen Elektro-Ableger Polestar nennt, hat sich Alpine von Renault abgesetzt und DS ist die Luxus-Schwester von Citroën.
Um herauszufinden, was dieser Born (der erste vollelektrische Cupra) sein will, nehmen wir die Broschüre. „Das urbane Design verkörpert Kraft und Leistung. Stil und Sportlichkeit. Dynamische Linien. Mutiges Design.‘
Klingt nach Cupra der alten Schule. Nun ist dieser Born definitiv dynamisch gezeichnet: aggressive Schnauze, Seitenschweller, Spoiler rundum und „gewagte Akzente“ in Kupferfarbe. Doch unter der dünnen Kupferschicht bröckelt der Anspruch. „Ein Innenraum, der auf Erlebnis und Emotion ausgerichtet ist“, heißt es in der Mappe. Blik sieht vor allem den Volkswagen ID.3. Auf dem Armaturenbrett und hinter dem Lenkrad befinden sich genau die gleichen Bildschirme wie im VW, einschließlich der manchmal rätselhaften („hypermodernen“, „intuitiven“) Bedienung.
Auch der Rest des Autos ist ID.3: Bei der Leistung, der Antriebsart, selbst im Fahrverhalten haben wir kaum einen Unterschied festgestellt. Kofferraum, Beinfreiheit, Armaturenbrett: alle gleich. Keine Schande, denn der ID.3 bietet das gesamte Komfortplus des Elektroantriebs. Die Reichweite geht in Ordnung, ebenso das Schnellladen, das mit maximal 120 Kilowatt erfolgt. Damit ist der Cupra Born genauso gut wie der ID.3. Also gut.
Problematisch ist dennoch, dass der Born dem ID.3 genetisch so nahe bleibt. Cupra tappt in dieselbe Falle wie einst Seat, als sich die Modelle der spanischen Marke nur im Preis von Volkswagen unterschieden. Erst als der ehemalige CEO Luca de Meo das Ruder übernahm und die Designs eigenwilliger wurden, gelang Seat der Erfolg. Aber De Meo ist zu Renault gegangen und damit scheint der Drang, sich zu profilieren, verschwunden.
Blik fragt sich, für wen diese Marke eigentlich ist. Nichts für die jungen Burschen, die in gebrauchten Cupras über die Schwellen des Wohnviertels hüpfen. Für sie ist der Born viel zu teuer und macht zu wenig Lärm. Während ältere Fahrer, die es sich leisten können, wenig ‚Erfahrung‘ mit dem Tribal-Arschgeweih auf der Motorhaube verspüren. Vielleicht die jungen Exekutive Ein Born will, obwohl der seit diesem Jahr nur um einen Bruchteil niedrigere Zuschlag zum Beispiel einen deutlich günstigeren BMW 1er auf Benziner nicht weglocken wird. Glücklicherweise kann Cupra Hoffnung daraus schöpfen, dass immer mehr Arbeitgeber von ihren Bürgern verlangen, vollelektrisch zu fahren, und sich deshalb um Himmels willen für diesen ID.3 in Glitzerhose entscheiden.
So müssen wir die Geborenen sehen; ein ausgezeichnetes ziviles Auto, das mit einem Kupferpinsel verziert wurde.
Angetrieben: Cupra Born Performance One
Preis: 47.990 € (Copper Edition, Preisniveau April), ab 40.990 €
Motorleistung: 150 Kilowatt, 204 PS
Batterie: 58 Kilowattstunden
Reichweite: 424 km (WLTP), 350 km praktisch
LxBxH 432 x 181 x 154 cm
Gewicht: 1.946 Kilogramm
Den Cupra Born gibt es auch in einer stärkeren Version mit einem „E-Boost“-Motor, der vorübergehend 231 PS leistet. Bis vor kurzem war diese Variante nur mit einer 59-kWh-Batterie erhältlich. Für diese Version ist seit Kurzem eine größere Batterie mit 77 kWh erhältlich.