Alle Grundschulkinder meiner Töchter und deren Eltern sind zu Pfingsten weiß gekleidet, so auch dieses Jahr. Wir versammelten uns auf der großen Wiese hinter der Schule, wie eine Szene aus einem nostalgischen Kinderbuch. Die Kleinkinder hatten Papierblumen im Haar und sangen im Kreis Lieder, die größeren Kinder tanzten zu Musik um den Maibaum. Weiße Tauben wurden freigelassen und nach dem Tanz aßen wir Kuchen mit Schlagsahne und Erdbeeren.
Das bessere Zeug ist ein Abschnitt Volkskrant-Magazin in dem nachhaltigere Entscheidungen im Bereich Design, Schönheit und Mode diskutiert werden.
Das Fest symbolisierte den Übergang vom Irdischen zum Spirituellen, aber diejenigen, die diese weißen Kleider näher betrachteten, sahen auch, wie verderblich So wird ein festlicher Dresscode im Jahr 2023 aussehen: ein Feld voller Glitzer und Glitzer, bezaubernde Kostümkleider, Tüllröcke, Paillettenketten und glitzernde Sandalen. Alle Kleidungsstücke, die Plastik enthalten. Wir tanzen in der Morgensonne und verbreiten eine unsichtbare Wolke aus Plastikfasern. Nach der Party wuschen wir unsere Kleidung und schickten so Millionen weiterer Plastikfasern in unser Wasser.
Darm- und Atemwegserkrankungen
70 Prozent aller unserer Kleidungsstücke und die meisten Sofabezüge, Vorhänge und Teppiche bestehen ganz oder teilweise aus synthetischen Materialien: Polyester, Nylon, Acryl, Viskose, Lyocell, Kunstpelz und Leder. Mehr als 30 Prozent des gesamten Mikroplastiks (Plastikpartikel kleiner als 5 mm) in Meeren und Ozeanen stammen aus synthetischer Kleidung. Beim Herstellen, Tragen und Waschen dieser Kleidung werden Mikroplastikfasern in die Luft freigesetzt. Wir atmen sie ein und sie werden an das Wasser und die Nahrung abgegeben, die wir trinken und essen. In unserem Körper können sie Darm- und Atemwegserkrankungen verursachen. Dies sind nur einige der Schlussfolgerungen der Plastic Soup Foundation, die auf Hunderten von wissenschaftlichen Artikeln in ihrem im letzten Jahr veröffentlichten Bericht basieren.
„Plastik in Kleidung ist so allgegenwärtig geworden, dass wir als Verbraucher es kaum ignorieren können“, sagt Sprecher Jeroen Dagevos von der Plastic Soup Foundation. Beim Waschen von 5 Kilo Synthetikkleidung werden durchschnittlich neun Millionen Mikroplastikfasern freigesetzt, die mit dem Spülwasser ausgeschwemmt werden. Dieses Mikroplastik ist so klein, dass es durch die Filter von Wasseraufbereitungsanlagen schlüpft. So gelangen sie in Flüsse und Meere, in Schalentiere und Fische und schließlich in unseren Körper. Neben Meeres- und Süßwasserumgebungen kommen synthetische Fasern auch in der Luft und im Boden vor. Sogar Schnee auf den höchsten Gipfeln der Alpen und Eis in der Arktis enthalten synthetische Fasern.
Laut Dagevos geht die Zunahme von Mikroplastik in unserem Lebensumfeld mit dem Aufstieg von Fast Fashion und Ultrafast Fashion-Ketten wie Shein und Primark einher. „Seit dem Jahr 2000 ist die Textilindustrie weltweit gewachsen. „Fast Fashion ist auf Langlebigkeit ausgelegt, Kleidungsstücke sind zum Wegwerfartikel geworden.“
Sich plastikfrei zu entscheiden, ist schwierig
Mittlerweile fällt es den Verbrauchern schwer, eine plastikfreie Entscheidung zu treffen. Zunächst einmal ist das Angebot an synthetischer Kleidung überwältigend. Darüber hinaus ist es schwierig zu bestimmen, wie schnell sich Kleidung abnutzt. „Solange es keine gesetzliche Mindestlebensdauer eines Kleidungsstücks gibt, ist es für den Verbraucher schwierig, Qualität von Müll zu unterscheiden.“ „Nicht jedes billige Hemd ist von schlechter Qualität und nicht jedes teure Kleidungsstück ist gut“, sagt Dagevos.
Dass wir alle täglich Mikroplastik ausgesetzt sind, ist in den letzten zehn Jahren unumstößlich geworden. Die möglichen weiteren langfristigen Folgen für die Umwelt und die menschliche Gesundheit sind der nächste Schritt der Forschung. Nach Angaben der Plastic Soup Foundation ergreift die Textilindustrie Maßnahmen, um die Menge an aus Kleidung freigesetztem Mikroplastik zu reduzieren. Darüber hinaus sind verbindliche politische Maßnahmen erforderlich, um die Verschmutzung durch Mikrofasern zu bekämpfen. Nur so können Marken für ihren Beitrag zur globalen Plastikverschmutzung zur Verantwortung gezogen werden.
Ganz entmutigen müssen wir uns laut Dagevos aber nicht: Seit März dieses Jahres ist der bewusste Zusatz von Plastik zu Kosmetika in Europa gesetzlich verboten. Dagevos: „Vor zehn Jahren schien Plastik in Zahnpasta und Gesichtspeelings für die Regierung kein Thema zu sein. Doch dieses Verbot ist gekommen. Jetzt ist es an der Zeit, dass die Regierung auch die Textilindustrie ins Visier nimmt.“
Was können Sie selbst tun?
– Kaufen Sie Kleidung aus natürlichen Materialien: Bio-Baumwolle, Wolle, Leinen, Seide.
– Bei jedem Waschen werden natürliche und nicht natürliche (schädliche) Fasern freigesetzt. Begrenzen Sie die Anzahl der Wäschen.
– Füllen Sie die Trommel beim Waschen. Eine volle Trommel gibt der Kleidung (und damit den Kleidungsfasern) weniger Bewegungsspielraum und damit weniger Faserverlust.
– Je niedriger die Temperatur, desto geringer ist der Faserverlust.
– Wenn die Waschmaschine ausgetauscht werden muss: Investieren Sie in eine Waschmaschine mit Faserfiltern.
– Ein Glitzerkleid, Pietenpak oder vermeintlich witzige Partyklamotten sind leicht zu kaufen, aber seien Sie sich darüber im Klaren, dass Sie damit Mikroplastik in Ihr Zuhause bringen.
– Denken Sie an alles, was Sie kaufen und tragen: Kleidung zeigt, wer Sie sind und wofür Sie stehen. Was möchten Sie ausstrahlen?