Ein unerwartetes Juwel an einem ansonsten ruhigen, leicht vorhersehbaren Fernsehabend. Spurlosseit 33 Jahren Stammlieferant von herzerwärmendem oder herzzerreißendem TV, hatte am Mittwochabend nach zehn Jahren wieder jemanden große Neuigkeiten erzählen.
2013 war Iris – damals 45 Jahre alt, heute 55 – dabei Spurlos, in der Hoffnung, endlich herauszufinden, wer ihr Vater war. Sie hatte sie nie gekannt. Iris hatte nur einen Namen von ihrer verstorbenen Mutter erhalten, einen gewissen „Jim“, wahrscheinlich Antillen oder Suriname.
Bei solchen Quests hält man sich immer ein bisschen das Herz. Enttäuschung lauert. Oft fehlt eine gemeinsame Geschichte mit der neu gefundenen Familie, es gibt zu wenige Ansatzpunkte für eine dauerhafte Bindung.
Für Iris war ein Wiedersehen 2013 nicht einmal das Ziel. Ein vollständiger Name oder ein Foto hätte ihnen dann gereicht. Ein lebender Vater, den sie festhalten und kennenlernen konnte, war ein Gedanke zu weit. Leider endete die Spur zu diesem Zeitpunkt und ihre Suche wurde in der Schublade mit anderen Cold Cases verstaut.
Auch interessant bei Spurlos sind die Snacks, in denen die Teilnehmer etwas mehr über ihren Lebenslauf erzählen. Für Iris war es eine ergreifende Geschichte über eine psychisch instabile Mutter, die Iris‘ leiblichen Vater nie über die Schwangerschaft informiert hatte. Als Baby wurde Iris zur Adoption freigegeben und wuchs in einer rein weißen Umgebung auf. Allmählich wurde ihr ihre Andersartigkeit bewusst. Jeder hatte eine schöne runde Geschichte über sich selbst, außer ihr.
Trotzdem wuchs sie zu einer starken Frau heran, die mit ihren beiden Söhnen und Ehemann Martin Simek idyllisch in Italien lebte. Ja, dieser Martin Simek, der gefeierte Radio- und TV-Moderator, Autor feiner Kolumnen und Interviews. „Es muss unerträglich sein, dass du nicht weißt, woher du kommst“, sagte Simek über Iris‘ wurzelloses Dasein.
Zehn Jahre später. Dank der Stammbaumforschung Spurlos einen Durchbruch erzwingen. Das große Nichts, das Iris Hintergrund immer gewesen war, war plötzlich bis zum Rand mit Informationen gefüllt. Sie bekam einen Namen (Elfried), ein Foto und eine Videobotschaft von dem Mann, den sie ihr ganzes Leben lang gesucht hatte.
Es stellte sich als Vatertraum heraus. 80 Jahre alt, lebt in Paramaribo, wo er immer noch als Architekt tätig ist. Er hatte kurz in den Niederlanden studiert, wo sein Name der Einfachheit halber auf „Jim“ abgekürzt wurde. Ein fröhlicher, warmherziger Mann, der wirklich traurig war, dass er nie von Iris‘ Existenz gewusst hatte.
In Utrecht wurde ein Treffen organisiert. „Ein Lottoschein“, stammelte Iris. „Ein Geschenk Gottes“, sagte Elfried, der seine Tochter fest an sich drückte.
In der Zwischenzeit Iris besuchte mit ihrer Familie ihren Vater in Suriname. Sie telefonieren jede Woche miteinander. Iris: ‚Wir lassen einander voll und ganz in das Leben des anderen ein.‘
Ob es ein Geschenk Gottes ist, möchte ich mal dahingestellt lassen, aber magisches Fernsehen war es auf jeden Fall.