Dokumentarfilm Bilal Wahib soll kein Pamphlet werden: „Ich wollte wissen, wie sein Kopf ist“

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Regisseurin Anne de Clercq und Schauspieler und Rapper Bilal Wahib.Bild ANP

„Zeigen Sie einfach das Gefühl, dass Sie sich nicht getraut haben, nach draußen zu gehen.“ Dass du gejagt wurdest. Dass jeder etwas von dir wollte.‘ Der Schauspieler und Rapper Bilal Wahib, an den sich die Anfrage richtet, hat sichtlich Schwierigkeiten mit den Regieanweisungen.

Der Ort ist ein Proberaum an der Amsterdam School of the Arts, wo Wahib Schauspiel studiert. Er wird gebeten, zu dem Moment vor fast zwei Jahren zurückzukehren, als er von fast dem ganzen Land erbrochen wurde und „Pädojäger“ versuchten, seine Heimatadresse herauszufinden.

Wahib geht leise über die Bühne. „Das will ich nicht wirklich spielen, das fühle ich“, sagt er und fängt an zu weinen.

Über den Autor
Hassan Bahara ist seit 2021 Medien- und Kulturredakteur für de Volkskrant. Zuvor schrieb er über (Online-)Radikalisierung. Eine Woche im Monat ist er als Fernsehkritiker tätig.

Das Fragment kommt gegen Ende Bilal Wahib: immer, immerein Dokumentarfilm der Filmemacherin Anne de Clercq über den Fall und die Auferstehung des „Goldjungen“ Bilal Wahib, erfolgreicher Rapper und Star in TV-Hits wie Mikro-Mafia. Der Film wurde am Sonntag auf dem Niederländischen Filmfestival uraufgeführt.

„Bilal Wahib: Immer, immer“ Bild Amazon Prime Video

„Bilal Wahib: immer, immer“Bild Amazon Prime Video

Im März 2021 schien die Karriere von Bilal Wahib über Nacht vorbei zu sein, nachdem er einem minderjährigen Jungen live auf Instagram einen „Streich“ gespielt hatte. Vor Tausenden von Zuschauern hatte Wahib den Jungen gebeten, für 17.000 Euro seinen Penis zu zeigen (danach erklärte Wahib den „Schlag“: Wie kann man seinen Penis „zeigen“, wenn er keine Augen hat?)

Am nächsten Tag, nachdem ein Video der Live-Session viral ging, wurde Wahib wegen des Verdachts der Herstellung von Kinderpornografie festgenommen (das Verfahren wurde schließlich von der Staatsanwaltschaft eingestellt). In den folgenden Stunden beendete sein Plattenlabel TopNotch die Zusammenarbeit, Wahib wurde von Radiosendern verbannt und sein Nummer-eins-Hit gekrönt Tiger zurückgezogen.

Anne de Clercq, bekannt aus Romkoms als Soof 3 und eine Dokumentation über den Rapper Snelle (Schnell: Ohne Jacke nach draußen gehen), verwendet eine bemerkenswerte Form, um Wahibs Geschichte zu erzählen. Entscheidende Momente rund um den Instagram-Vorfall und in Wahibs Leben werden in einem von allen Beteiligten gedrehten Film nachgestellt.

Dabei entstehen ergreifende Fragmente, etwa der Moment, als Wahib nach einem Tag in der Arrestzelle nach Hause zurückkehrt und seiner Freundin Sophie in die Arme fällt. „Immer, immer“, flüstern sie – Worte, mit denen sie einander ewige Treue schwören.

Anne de Clercq und Bilal Wahib bei der Premiere von „Bilal Wahib: Always, Always“ beim Niederländischen Filmfestival.  Bild Brunopress

Anne de Clercq und Bilal Wahib bei der Premiere von „Bilal Wahib: Always, Always“ beim Niederländischen Filmfestival.Bild Brunopress

„Es war schwierig, Bilals Vertrauen zu gewinnen“, sagt De Clercq. „Und ich habe das gut verstanden, weil er von vielen Menschen verlassen worden war und jedem misstraute. Dann dachte ich: Ich muss mir etwas einfallen lassen, damit er vergisst, dass es Kameras gibt. So entstand eine Art fiktive Geschichte, in der ich Schlüsselmomente aus seinem Leben mit ihm aufschreibe und ihn sie nachspielen lasse. Das hat ihn offener gemacht.‘

De Clercq wurde im Laufe des Produktionsprozesses immer klarer: Die öffentliche Empörung, die Wahib nach seinem „Witz“ ausgesetzt war, war unverhältnismäßig. Aus diesem Grund wollte sich der Filmemacher nicht noch einmal mit der Schuldfrage befassen, der Dokumentarfilm sollte kein „journalistisches Pamphlet“ werden. Aus diesem Grund wird auch die Geschichte des damals minderjährigen Opfers nicht thematisiert. De Clercq wollte eine Coming-of-Age-Geschichte erzählen und die Folgen zeigen, die der Witz für Wahib und seine Lieben hatte.

De Clercq: „Er hat sich mehr als eine Million Mal entschuldigt.“ Irgendwann muss es doch fertig sein, oder? In der Dokumentation gibt es einen Ausschnitt, in dem ich sein Telefon durchgehe, weil ich besser wissen wollte, wie sein Kopf aussieht. Ich habe Hunderte von Videos gefunden, in denen er ständig Leuten Streiche spielt. Das ist einfach seine Art, Dinge zu tun. Aber ein solches Video auf Instagram hat ihn fast alles gekostet.‘

„Bilal Wahib: Immer, immer“ Bild Amazon Prime Video

„Bilal Wahib: immer, immer“Bild Amazon Prime Video

Laut De Clercq zeigt der Dokumentarfilm, dass Wahib nun seine Lektion gelernt hat. In einem gefilmten Gespräch zwischen dem Schauspieler und einem Lehrer der Amsterdamer Universität der Künste scheint der Groschen zum ersten Mal zu fallen: Er hat alle Augen auf sich gerichtet, wird ihm klar, und spielt deshalb – ob er will oder nicht eine Vorbildrolle für seine jungen Fans. Das heißt aber laut De Clercq nicht, dass er schon da ist.

De Clercq: „Er ist sehr nervös. Er könnte noch dreihundert Mal auf die Nase fallen. Aber es besteht kein Zweifel daran, dass sein Herz am rechten Fleck ist.“

Bilal Wahib: immer, immer ist ab dem 29.9. auf Amazon Prime Video zu sehen.



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