Dijkgraaf muss zurück ans Reißbrett: Maßnahmen für den Zustrom internationaler Studierender reichen nicht aus

1707218104 Dijkgraaf muss zurueck ans Reissbrett Massnahmen fuer den Zustrom internationaler


Eine Gruppe ausländischer Studierender an der TU Eindhoven.Bild Raymond Rutting / de Volkskrant

Die Qualität der Bildung sei mancherorts durch überfüllte Hörsäle und Laborräume sowie ein gestörtes Lehrer-Schüler-Verhältnis unter Druck, erklärt die Vorsitzende des Bildungsrates Edith Hooge. Studierende aus dem In- und Ausland kämpfen jedes Jahr vor allem in den Großstädten um eine begrenzte Anzahl an Zimmern. „Der Druck auf die Hochschulbildung ist hoch.“

Der Rat, der den Gesetzentwurf auf Ersuchen des Bildungsministers analysierte, geht davon aus, dass das Kabinett den Zustrom internationaler Studierender besser bewältigen will. Jahr für Jahr melden mehr Studierende aus dem Ausland, dass sie in den Niederlanden bleiben wollen. Von den knapp 123.000 internationalen Studierenden (15 Prozent aller Studierenden an einer Universität oder Hochschule im Studienjahr 2022/2023) kommen drei Viertel aus Europa. Nach Angaben des Statistischen Zentralamts sind die meisten ausländischen Studierenden Deutsche. Mehr als zwei Drittel der internationalen Studierenden studieren an einer Universität.

Über den Autor
Mark Misérus ist Reporter für de Volkskrant und verfolgt hauptsächlich Entwicklungen im Bildungswesen. Zuvor war er lange Zeit als Sportjournalist tätig.

Die Einführung sogenannter Fixus-Maßnahmen, ein sehnlicher Wunsch der Hochschulen selbst, soll Hochschulen und Universitäten mehr Kontrolle über die Zahl der sich einschreibenden internationalen Studierenden geben. Dabei kann ein solcher Stopp für Studierende, beispielsweise speziell für den englischsprachigen Track innerhalb eines Kurses, Abhilfe schaffen. Dijkgraaf möchte Bildungseinrichtungen zudem die Möglichkeit geben, die Zahl der Studierenden von außerhalb des Europäischen Wirtschaftsraums (EWR) zu bremsen, was derzeit rechtlich nicht möglich ist. Niederländische Studierende könnten daher bessere Chancen auf einen Studienplatz haben.

Dennoch muss Dijkgraaf mit seinem Gesetzentwurf noch einmal ans Reißbrett gehen, sagt der Bildungsrat. Problematisch findet der Rat beispielsweise, dass der Minister auf ein Paket allgemeiner Maßnahmen zurückgreift, die für den gesamten Hochschulbereich gelten. Bildungseinrichtungen, die dringend nicht-niederländischsprachige Studierende benötigen, könnten darunter leiden.

Hooge: „Universitäten und Hochschulen unterscheiden sich voneinander, und auch zwischen den Grenzregionen und den Großstädten gibt es große Unterschiede.“ „In einigen Gegenden gibt es überhaupt keine Probleme mit der Unterbringung von Studenten.“ Dijkgraaf verspricht in einer Antwort, dass sein geplantes Gesetz „ausdrücklich auf (regionale) Individualisierung abzielt“.

Nicht ausreichend begründet

Laut Bildungsrat setzt der Gesetzentwurf auch auf Maßnahmen, die „nicht ausreichend begründet sind und deren Folgen nicht klar erkennbar sind“. Nach Ansicht des Rates muss eine so „große Politikänderung“, wie sie der Minister umsetzen möchte, unbedingt durch Zahlen, Schätzungen oder Bewertungen untermauert werden, um die lang- und kurzfristigen Auswirkungen zu ermitteln. Dijkgraaf muss auch deutlicher darlegen, was genau er mit seinen Maßnahmen erreichen will.

Es wird erwartet, dass die Reduzierung der Zahl der englischsprachigen Studiengänge automatisch zu weniger internationalen Studierenden führen wird. Das Gesetz sieht nun auch vor, dass Niederländisch die Unterrichtssprache in einem Kurs sein muss, wobei aus guten Gründen davon abgewichen werden kann. Allerdings fehle es häufig an den Verhaltenskodizes, in denen Bildungseinrichtungen die Rechenschaftspflicht dokumentieren, so die Bildungsinspektion, so dass die notwendige Diskussion mit dem Beteiligungsrat nicht immer geführt werde.

„Hochschuleinrichtungen müssen viel besser erklären, warum sie einen Kurs auf Englisch anbieten“, sagt Hooge, Vorsitzender des Education Council. „Zum Beispiel, weil in dem Ausbildungsberuf überwiegend Englisch gesprochen wird.“ Aber auch die Kriterien für die Abweichung von einem niederländischen Sprachkurs sind derzeit gesetzlich nicht eindeutig genug.“

Flüchtlinge

So wie es gute Gründe dafür geben kann, internationale Studierende anzuziehen, ist es nach Ansicht des Rates am besten, zu begründen, warum man einen Kurs innerhalb eines Kurses nur auf Englisch anbieten würde. Beispielsweise würden Flüchtlinge, die in den Niederlanden studieren möchten, (sicherlich zunächst) von einem Studium auf Englisch profitieren. Umgekehrt entscheiden sich viele niederländische Studierende bewusst für einen englischsprachigen Studiengang, etwa weil sie später in ihrer Arbeit hauptsächlich Englisch sprechen oder sich mit (englischsprachigen) Naturwissenschaften auseinandersetzen müssen.

Laut Dijkgraaf steht der Gesetzentwurf, der auch Niederländisch als Bildungs- und Wissenschaftssprache bewahren soll, nicht für sich allein. So hat er beispielsweise bereits Universitäten und Hochschulen gefragt, was gegen den Zustrom internationaler Studierender getan werden kann, bevor das Gesetz endgültig in Kraft tritt. Er erwartet ihre Vorschläge in Kürze.



ttn-de-23

Schreibe einen Kommentar