Das Fazit der amerikanischen Zeitung, das die Untersuchung auf öffentliche Informationen stützt, macht den ohnehin umstrittenen Angriff Israels nur noch fragwürdiger. Nach Angaben der Vereinten Nationen führten die Belagerung und der Überfall auf das größte und modernste Krankenhaus im Gazastreifen zum Tod von mindestens 40 Patienten.
Ende Oktober sagte ein Sprecher der israelischen Armee, dass die Hamas fünf Krankenhäuser im Gazastreifen durch ein unterirdisches Korridorsystem verbunden habe und dass die Korridore vom Krankenhaus aus betreten werden könnten. Von den Krankenhäusern aus würde die Hamas Raketenangriffe auf Israel verüben. Als eines dieser fünf Krankenhäuser wurde das Al-Shifa-Krankenhaus genannt.
Anfang November begann die israelische Armee, das Al-Shifa-Krankenhaus und das umliegende Gebiet zu umzingeln. Zu dieser Zeit hielten sich dort Tausende Flüchtlinge und Vertriebene aus dem Gazastreifen auf. Israel legitimierte die Einkesselung fortan mit der Behauptung, die Hamas habe unter dem Krankenhaus eine militärische Kommandozentrale eingerichtet.
Am 15. November stürmte die Armee das Krankenhaus, wodurch ein Großteil der Pflege zum Erliegen kam. Der Treibstoff ging aus, Medikamente und andere Hilfsmittel waren nicht mehr verfügbar und Krankenwagen konnten Verletzte nicht mehr ins Krankenhaus transportieren. Unter den vierzig verstorbenen Patienten befanden sich drei Frühgeborene, die noch immer in Al-Shifa betreut wurden.
„Keine Verbindung zu anderen Krankenhäusern“
In den Tagen nach der Razzia veröffentlichte die israelische Armee Fotos der Korridore unter dem Gebäude und der gefundenen Waffen. Diese Bilder sollten als Beweismittel dienen und die Razzia legitimieren. Die Washington Post , das sich auf Satellitenbilder, Aufzeichnungen der israelischen Armee und andere öffentliche Informationen stützt, wirft ernsthafte Zweifel an den Beweisen auf. Tatsächlich seien unter dem Krankenhaus Räume gefunden worden, heißt es weiter in der Zeitung, aber es gibt entsprechend Die Washington Post Es gibt keine Hinweise darauf, dass diese Räume kürzlich genutzt wurden.
Die Zeitung kann die Herkunft der Waffen und Munition auf den Fotos der israelischen Armee nicht überprüfen. Auch scheinen die fünf genannten Krankenhäuser nicht durch ein Flursystem verbunden zu sein. Auch für die Behauptung, dass das Flursystem vom Krankenhaus aus erreichbar sei, gebe es laut der Zeitung keine Belege.
Am 24. November gab die Armee bekannt, dass sie die Tunnel unter dem Al-Shifa-Krankenhaus unbrauchbar gemacht hatte, zog sich jedoch kurz darauf zurück. Das Krankenhaus ist nun wieder geöffnet, wenn auch eingeschränkt.
Die Hamas hat die Ansprüche Israels stets zurückgewiesen. Die israelische Armee spricht mit der amerikanischen Zeitung besteht immer noch darauf, dass die Hamas unterhalb des Krankenhauses eine Kommandozentrale eingerichtet habe. Auch eine anonyme Quelle der amerikanischen Geheimdienste sagt, man sei nach wie vor davon überzeugt, dass die israelischen Behauptungen richtig seien.