Die Übernahme von Talpa durch RTL wurde abgesagt. Die Kanalgruppe würde zu mächtig werden

Die Uebernahme von Talpa durch RTL wurde abgesagt Die Kanalgruppe


John de Mol (r), der Mann hinter Talpa. Er wusste schon 2017, dass die Niederlande zu klein sind für zwei Sendergruppen, die sich gegenseitig an die Gurgel gehen würden.Bild ANP

Warum wollte RTL jetzt Talpa übernehmen?

Die Niederlande seien zu klein für zwei Sendergruppen, die sich gegenseitig an die Kehle gehen, sagte John de Mol 2017 bei der Gründung von Talpa Network. Um mit Streaming-Giganten wie Netflix konkurrieren zu können, sei eine Fusion zwischen RTL und Talpa oder eine Teilübernahme unausweichlich, so De Mol.

RTL reagierte zunächst ablehnend, doch vier Jahre später, im Sommer 2021, war es endlich soweit. RTL und Talpa gaben daraufhin bekannt, gemeinsam weitermachen zu wollen. RTL würde 70 Prozent der Anteile an dem neuen Medienriesen erhalten.

Warum sagt ACM die Übernahme ab?

Die niederländische Behörde für Verbraucher und Märkte (ACM) ist nach anderthalb Jahren Recherche zu dem Schluss gekommen, dass das Unternehmen auf zwei Märkten zu mächtig ist: dem der Werbetreibenden und dem der Kabelunternehmen. Zusammen würden RTL und Talpa rund zwei Drittel des TV-Werbemarktes kontrollieren. Laut Werbetreibenden würden die Preise mit einem so großen kommerziellen Block steigen. Diese Kosten würden letztlich auf den Verbraucher abgewälzt.

Laut Sven Sauvé, CEO von RTL Niederlande, geht es nicht um den traditionellen TV-Markt. Er weist auf den internationalen Kampf um den Zuschauer hin. „Im vergangenen Jahr sind drei Streaming-Dienste hinzugekommen und Netflix und Disney Plus haben angekündigt, auch in den Werbemarkt einzusteigen“, sagt er.

ACM ist damit nicht einverstanden. „Werbetreibende, die sich landesweit durchsetzen wollen, sind weiterhin auf das Fernsehen angewiesen“, sagt Martijn Snoep, Vorsitzender der Wettbewerbsaufsicht. „Man erreicht ein anderes Publikum als über Streaming-Dienste oder Facebook und Google.“

Talpa und RTL versuchten, ACM entgegenzukommen, indem sie einen Teil der Werbesparte des neu zu gründenden Unternehmens an Mediahuis, Muttergesellschaft von unter anderem Der Telegraph . „Fusion Talpa und RTL scheint abgeschlossen“, überschrieben Medien Magazin Broadcast-Magazin vor zwei Wochen. „Aber diese Maßnahme erwies sich nach einer Untersuchung als unzureichend“, sagt ACM-Vorsitzender Snoep. Die Übernahme durch Mediahuis sei Teil des Fusionsvorschlags gewesen und sei nun ebenfalls abgesagt worden, sagte ein Talpa-Sprecher.

Auch den Kabelunternehmen gefiel die Fusion nicht. Snoep: „Parteien wie Ziggo und KPN erwarteten höhere Preise, wenn sie mit einer Partei verhandeln müssten. Diese Angst ist wohlbegründet, denken wir.“

Wen betrifft das Scheitern der Übernahme noch?

Genauso wie Kanalvertriebe und Werbetreibende werden auch Produzenten und Moderatoren die ACM-Entscheidung begrüßen, vermutet Tina Nijkamp, ​​Medienberaterin und ehemalige Programmdirektorin von SBS 6. „Ihre Verhandlungsposition verbessert sich jetzt, da sie weiterhin mit zwei großen Werbespots Geschäfte machen Unternehmen.‘

Was passiert nun mit Talpa und RTL?

RTL-Chef Sauvé sagt, es sei notwendig, dass die Parteien zusammenarbeiten, um im internationalen Wettbewerb bestehen zu können. „Dafür gibt es aber keine konkreten Pläne.“ Zu Fragen zu einer möglichen Übernahme durch DPG Media, Herausgeber u.a de VolkskrantNu.nl und ANZEIGEsagt Sauvé, dass dies nicht der Fall sei.

Im Jahr 2021 stand DPG Media kurz vor der Übernahme von RTL, sagt Fons van Westerloo, ehemaliger CEO von RTL und SBS. „Ich war damals Aufsichtsratsvorsitzender bei DPG Media und erinnere mich, dass RTL ein Angebot von 700 Millionen Euro mehr oder weniger angenommen hatte. Talpa war zum Erstaunen der DPG-Leute plötzlich wie ein Alleskönner da.“

Van Westerloo hält es nicht für undenkbar, dass DPG Media einen neuen Versuch bei RTL unternimmt. Auch bei Talpa? ‚Ich weiß nicht. Damit läuft es nicht so gut.‘ DPG Media hat sich „immer für Fernsehen interessiert und wird es auch bleiben“, sagt ein Sprecher. „Aber eine Übernahme von RTL ist derzeit nicht in Sicht.“

Wie geht es Talpa und RTL?

RTL stehe deutlich besser da als Talpa, sagt Medienberaterin Tina Nijkamp. „In der kommerziell wichtigen Zielgruppe der Zuschauer zwischen 20 und 54 Jahren erreicht RTL doppelt so viele Menschen. Früher war es viel enger zusammen. SBS hängt auch vom Erfolg der täglichen Talkshow ab Heute drinnen.‘

Im Gegensatz zu SBS hat RTL einen erfolgreichen Streaming-Dienst: Videoland, das über eine Million Abonnenten hat. ‚Welcher auf NachfrageFernsehen ist die Zukunft und bietet außerdem einen stabilen Einkommensstrom“, sagt Van Westerloo. „Die Leute schließen ein Abonnement ab und kündigen es normalerweise nicht schnell. Beim linearen TV sind Sie auf die Einschaltquoten Ihrer Zielgruppe angewiesen.‘



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