Die schwedische Tradition schreibt vor: Zünden Sie die Weihnachtsziege an

Die schwedische Tradition schreibt vor Zuenden Sie die Weihnachtsziege an

Von wo aus laufen die Korrespondenten? de Volkskrant Gesicht in ihrem täglichen Leben? Heute: Jeroen Visser lernt die Weihnachtstraditionen in Schweden kennen – und davon gibt es viele.

Jeroen Visser

Nichtsahnend holte ich unseren Jüngsten von einem Spieltermin mit einem Klassenkameraden ab. Als ich klingelte, erschien ein wütender Fünfjähriger: Er wollte nicht nach Hause. Das passiert zwar oft, aber diesmal war der Grund, warum er bleiben wollte, bemerkenswert: Das Lebkuchenhaus beim Haus seines Freundes war viel schöner als bei uns. Schau nur, sagte er.

Und tatsächlich: Was im schwedischen Wohnzimmer auf dem Tisch stand, war nicht irgendein braunes Lebkuchenhaus. Nein, es war eine völlig überdekorierte Villa mit einem Garten voller Süßigkeiten, einer Auffahrt voller M&Ms und allem, was mit verschiedenfarbigem Zuckerguss überzogen war. „Ich möchte hier leben“, sagte mein Sohn.

Ob als Heilmittel für die dunklen Tage oder einfach als Beispiel schwedischer Gemütlichkeit: Wenn es um Weihnachtstraditionen geht, geben die Schweden ihr Bestes. Das beginnt schon bei der Weihnachtsbeleuchtung, die ab Ende November überall zu sehen ist. Vor den Fenstern stehen standardmäßig ein Weihnachtsstern und ein Weihnachtskerzenständer, am liebsten packt man ihn aber auch draußen aus. Unsere Nachbarn haben Weihnachtslichter entlang ihres Zauns, Weihnachtszweige auf der Veranda und natürlich einen Weihnachtskranz mit Schleife an der Haustür. Ich habe auch einen beleuchteten Schlitten gesehen, der in unserer Nachbarschaft auf dem Dach ruhte.

Auch in der Stadt Gävle an der Ostküste gibt es eine ernstzunehmende Weihnachtstradition: die Weihnachtsziege. Jedes Jahr bauen fleißige Einwohner der Stadt eine dreizehn Meter hohe Strohziege. Vor langer Zeit war es dieses hier Julbock, die Weihnachtsziege, die in Nordeuropa am Heiligabend Geschenke verteilte. In einigen Teilen Skandinaviens tragen die Menschen immer noch die Weihnachtsziege, aber die meisten erzählen es heutzutage ihren Kindern. jultomten – eine Art Weihnachtsmann – kommt vorbei.

Zur Tradition der Stroh-Weihnachtsziege in Gävle gehört, dass Vandalen versuchen, das Bauwerk in Brand zu setzen. Seit dem ersten Mal im Jahr 1966 ist die Ziege dreißig Mal vorzeitig in Flammen aufgegangen. Eines der berüchtigtsten Jahre ist das Jahr 2005, als als Weihnachtsmann verkleidete Brandstifter einen brennenden Pfeil auf die Ziege schossen. Jeder, der sich Sorgen macht, kann die Struktur im Auge behalten ein Livestream aus der Gemeinde.

Auch der nervöse Blick auf die Wettervorhersage hat inzwischen Tradition. Entgegen der landläufigen Meinung ist ein weißes Weihnachtsfest in weiten Teilen Schwedens nicht sicher. Es ist zwar kalt und dunkel, aber nicht immer weiß. Glücklicherweise kam letzte Woche eine Push-Nachricht vom nationalen Sender SVT: Das nationale Wetterinstitut sah gute Chancen für Schneefall in der Vorweihnachtszeit.

Auch Weihnachten selbst, das die Schweden am 24. Dezember feiern, hat seine eigenen Traditionen. Beispielsweise versammeln sich Millionen Schweden um 15 Uhr vor dem Fernseher, um eine Stunde lang Disney-Zeichentrickfilme anzusehen. Das ist seit den 1960er Jahren so. Das kann nicht wahr sein, höre ich Sie denken. Ja ist es. Das Telekommunikationsunternehmen Telenor hat einmal berechnet, dass die mobile Datennutzung in Schweden während der Donald-Duck-Stunde um ein Drittel zurückgeht.

Irgendwann an diesem Tag wird auch das Lebkuchenhaus gegessen, inklusive aller spektakulären Süßigkeitendekorationen. Die Eltern des Freundes mit dem aufwendig dekorierten Lebkuchenhaus schickten später das Rezept als Inspiration. Es stellte sich heraus, dass ihre Kreation dem Haus von Pippi Langstrumpf nachempfunden war. Das habe ich meinem Sohn nicht gesagt.



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