Die Preise für Energieverträge sind sehr unterschiedlich. Das Umschalten scheint logisch, aber es gibt Vorbehalte

Die Preise fuer Energievertraege sind sehr unterschiedlich Das Umschalten scheint


Ein Techniker installiert einen intelligenten Gaszähler.Bild ANP

Wie können die Preise so weit auseinander liegen?

Das hat alles mit der Einkaufsstrategie der Unternehmen zu tun. Anbieter wie Budget Energie und Greenchoice passen ihre Preise monatlich an, Essent und Eneco grundsätzlich alle drei Monate und Vattenfall halbjährlich. Je länger dieser Zeitraum ist, desto früher beginnen die Lieferanten auf dem Großhandelsmarkt, Energie für diese Verträge zu kaufen. Dass der Großhandelspreis in die Höhe geschossen ist, haben die Kunden von Budget Energie, damals das einzige große Unternehmen mit monatlichen Raten, in diesem Sommer als erste gemerkt. Damals zahlten die Kunden von Vattenfall deutlich weniger. Die Rechnung für diese Preisspitze wird ihnen nun vorgelegt. Den Kunden von Budget Energie und Greenchoice ist insbesondere aufgefallen, dass der Großhandelspreis in den letzten Monaten deutlich niedriger war als in der Sommerspitze. Ihr Kurs sinkt.

Ich bin bei einem der teuren Anbieter, muss ich jetzt wechseln?

Das erscheint logisch, aber es gibt wichtige Vorbehalte. Immerhin gibt es ab dem 1. Januar eine wichtige Neuerung: Es gibt eine Preisobergrenze für Energie. Beim Gas garantiert der Staat bis maximal 1.200 Kubikmeter pro Jahr, dass Sie als Verbraucher nicht mehr als 1,45 Euro pro Kubikmeter bezahlen. Für Strom gilt eine Obergrenze von 40 Cent pro Kilowattstunde für die ersten 2.900 Kilowattstunden. In 60 Prozent aller Haushalte liegt der gesamte Verbrauch unter der Preisobergrenze. Sie bemerken daher die Unterschiede zwischen den Anbietern nicht.

Sollte der Gaspreis in den kommenden Monaten jedoch deutlich sinken, könnten die Tarife bei Budget und Greenchoice als erste unter die Preisobergrenze fallen.

Das stimmt. Doch bei variablen Energieverträgen können Sie als Verbraucher jederzeit ungestraft aussteigen – mit einer Kündigungsfrist von 30 Tagen. Wenn der Preis also so weit fällt, können Sie immer noch wechseln.

Aber für alle, die die Preisobergrenze überschreiten, sind die Unterschiede zwischen den Tarifen relevant?

Ja. Denn für alles über dem Maximalverbrauch zahlen Sie den Marktpreis. Wie viel Sie letztendlich dafür bezahlen, wird erst am Ende des Jahres klar. Dann berechnet Ihr Energieversorger, wie viel Gas und Strom Sie über dem Maximum verbraucht haben. Es berechnet den durchschnittlichen Satz, der während des Jahres galt. Wenn Ihr Anbieter im Januar einen hohen Tarif berechnet, wirkt sich dies ab dem ersten Tag des Jahres auf den Betrag aus, den Sie für Ihre Nutzung über der Preisobergrenze bezahlen.

Aber das bedeutet nicht, dass die Wahl einer monatlichen Rate unbedingt eine kluge Wahl ist. Schließlich kann der Preis auch wieder stark steigen. In diesem Fall könnten Budget und Greenchoice wieder teurer werden als Vattenfall. Und es gibt noch einen weiteren Nachteil bei monatlichen Raten. Diese erschweren es den Energieunternehmen deutlich, einen verlässlichen monatlichen Vorschuss zu ermitteln. Bei einer halbjährlichen Tarifanpassung können Wintermonate (in denen viel Energie verbraucht wird) mit den Sommermonaten mit niedrigem Verbrauch gemittelt werden. Bei der Vorauszahlung wird dieser durchschnittliche Verbrauch vom geltenden Satz abgezogen. Wenn jeden Monat ein anderer Tarif gilt, ist alles viel chaotischer. Das haben viele Kunden von Budget Energie in den letzten Monaten gemerkt. Die Chance, dass Sie zwischenzeitlich plötzlich einen deutlich höheren Vorschuss zahlen oder viel Geld nachzahlen müssen, ist daher bei monatlichen Energieverträgen größer.

Sie können auch etwas größer denken und wechseln, weil die Regierung dann weniger für die Preisobergrenze ausgibt.

Das ist erstmal richtig. Und die Chancen stehen gut, dass dies auch das ganze Jahr über der Fall sein wird. Aber sicher ist das natürlich nicht. Sollte der Großhandelspreis gegen Ende des Jahres plötzlich wieder steigen, werden die variablen Kunden von Greenchoice und Budget Energie für die Staatskasse letztlich teurer als Vattenfall-Kunden.

2024 wird die Preisobergrenze wieder abgeschafft. Muss man jetzt daran denken?

Nein, die Betrachtung im Jahr 2023 ist ganz anders als in einem Jahr ohne Preisobergrenze. Aber es ist interessant, nach vorne zu schauen. Denn auf dem Großhandelsmarkt ist der Einkauf von Gas für das nächste Jahr mittlerweile recht teuer, während es in den Folgejahren deutlich günstiger wird. Wer am Dienstag Gas kaufen wollte, das 2027 geliefert wird, zahlt 35 Euro pro Megawattstunde. Das ist ein Drittel des Preises von 2024.

Das liegt unter anderem daran, dass es danach mehr Fabriken geben wird, die Erdgas (LNG) verflüssigen können. Europa ersetzt jetzt weitgehend russisches Gas durch LNG. Es liegt daher auf der Hand, dass Energieunternehmen im Laufe des Jahres 2023 beginnen werden, relativ langfristige Verträge mit deutlich günstigeren Raten als variable oder Jahresverträge anzubieten. Immerhin werden bei einem Vierjahresvertrag die hohen Gaspreise von 2024 durch günstigere Preise in den Folgejahren kompensiert.



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