Die Opposition bereitet sich darauf vor, das Asylabkommen zu knacken, ist aber selbst tief gespalten

Die Opposition bereitet sich darauf vor das Asylabkommen zu knacken


Kinder spielen im Registrierungszentrum in Ter Apel, mit den Überdachungen im Hintergrund, wo Flüchtlinge campen.Statue Arie Kievit

In der ersten Woche nach der Sommerpause nutzt die Opposition im Abgeordnetenhaus gleich die Gelegenheit, das Kabinett zu dem vor knapp zwei Wochen vorgelegten Asylabkommen zu befragen. Kammervorsitzende Vera Bergkamp hat die gesamte Tagesordnung für diesen Donnerstag abgeräumt, woraus sich schließen lässt, dass die Minister Eric van der Burg (Asyl und Migration, VVD) und Hugo de Jonge (Öffentlicher Wohnungsbau, CDA) auf einen großen Braten warten. Aber die Frage ist, ob das was bringt.

Aus der Art und Weise, wie die Debatte am Dienstag beantragt wurde, lässt sich bereits in groben Zügen ableiten, wie sie inhaltlich weitergehen wird. Während die Koalitionsparteien, wenn auch bisher in überschaubarem Maße, mit nörgelnden Wählern zu kämpfen haben, kommt von allen Seiten Kritik aus der Opposition. Während die Koalition moderat gespalten ist, ist die Opposition extrem gespalten in ausgesprochene Flanken auf der linken und rechten Seite. Das schwächt seine Wirksamkeit.

Der Parlamentsabgeordnete Wybren van Haga (Fraktion Van Haga) meinte, dass es in der Debatte um die „Einführung eines Asylverbots, die Aufhebung der Flüchtlingskonvention und die Aufnahme von Menschen in der Region“ gehen sollte. Unterstützung erhielt er von Joost Eerdmans (JA21) und Gidi Markuszower. Dieser PVV-Sprecher sagte: „Wir würden gerne über die Probleme sprechen, die das Asyl für die Niederlande verursacht.“

Besorgniserregende Nachrichten

Aber andere Oppositionsparteien wie SP, PvdA, GroenLinks und Denk stimmten nicht zu. Am Ende formulierte der SP-Abgeordnete Jasper van Dijk den Antrag als Debatte über all die „besorgniserregenden Botschaften“ des vergangenen Sommers, zusammengefasst von den Abgeordneten Ruben Brekelmans (VVD) und Anne Kuik (CDA) als „eine große Asyldebatte“. Jeder konnte sich darin wiederfinden.

In der „Entscheidungsaufnahmekrise“, wie der Asylvertrag der Koalition am 26. August heißt, ist die Passage zum Familiennachzug besonders umstritten. Als vorübergehende Maßnahme will das Kabinett Leistungsempfängern, die ihrer Familie erlauben wollen, danach zu reisen, eine Beschränkung auferlegen. Ehemalige Asylsuchende, die eine Aufenthaltserlaubnis erhalten haben, bleiben aufgrund der Wohnungsnot oft noch lange in einem Asylbewerberzentrum (azc). Im Asylbewerberzentrum werden sie dann wieder mit ihren Familien zusammengeführt, obwohl diese Plätze eigentlich für andere Asylbewerber vorgesehen sind. Unter den 15.400 Statusinhabern im Tierheim sind 7.200 Familienmitglieder.

Das Kabinett will die Entscheidungsfrist für Familiennachzugsfälle, die in den Niederlanden sechs Monate beträgt, auf neun Monate verlängern. Spielraum dafür bietet laut Schreiben vom 26. August die EU-Familiennachzugsrichtlinie, an die sich die Niederlande halten müssen. Allerdings ist eine Gesetzesänderung erforderlich. Nach der Entscheidung über den Familiennachzug folgt ein Visumverfahren. Die Niederlande planen die Erteilung eines Visums nur dann, wenn die Gemeinde, der ein Statusinhaber angehört, über eine „angemessene Wohnung“ verfügt.

Rechtliche Grundlage

Die Abgeordneten Suzanne Kröger (GL) und Kati Piri (PvdA) wollen mehr Klarheit über die Rechtsgrundlage dieser Maßnahmen. Sie selbst haben daran ernsthafte Zweifel und werden in der Debatte einen Antrag stellen, der um eine dringende Stellungnahme des Staatsrates bittet. Bis dahin soll die Maßnahme nicht greifen. Van der Burg wurde nun auch von einem Ausschuss des Europäischen Parlaments zu einer Erklärung vorgeladen.

PvdA-Chefin Attje Kuiken hat am Dienstagmorgen zur traditionellen Eröffnung des Parlamentsjahres die Frage, ob dieser Asyldeal mit ihrer Partei hätte abgeschlossen werden können, mit einem klaren Nein beantwortet. „Dies ist keine Asylkrise, dies ist eine geschaffene Aufnahmekrise. Die Verknüpfung der Familienzusammenführung mit der Unterbringung macht sie sehr verwundbar und sehr zynisch.“ Ihre Position ist relevant, denn auch Maßnahmen, die eine Gesetzesänderung erfordern, müssen den Senat passieren. Dort hat die Koalition keine Mehrheit.

Bei derselben Gelegenheit kündigte D66-Parteichef Jan Paternotte an, dass seine Partei den Deal verteidigen werde. „Bin ich damit zufrieden? Nein. Das ist eine sehr schwierige Botschaft. Aber es gibt im Moment einfach keinen Platz in der Notunterkunft, und Leute draußen schlafen zu lassen, ist keine Lösung.“ Er spielte das Fehlen einer Mehrheit im Senat herunter. „Bisher läuft es gut. Darauf habe ich vollstes Vertrauen.‘

Das kann er auch haben, denn für „schwierige Botschaften“ gibt es immer die andere gegnerische Flanke zum Anstupsen. Asylpolitik bleibt also ein Kompromiss, der immer in der Mitte landet.



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