Am wärmsten war es am Mittwoch vergangener Woche auf Sardinien, wo eine Messstation im Landesinneren ganz kurzzeitig 46,2 Grad erreichte. In Katalonien erreichte der lokale Hitzerekord 45,1 Grad. ein paar Zehntel weniger als ursprünglich in den Medien berichtet, aber immer noch nicht weniger als 1,3 Grad wärmer als der bisherige katalanische Rekord.
Dies geht aus der hervor Daten der Wetterstationen Südeuropas, nach einer Woche meteorologischem Spektakel im Mittelmeer. Besonders auf Sardinien, in Spanien und auf dem italienischen Festland Dutzende lokale Rekorde und Rekorde gebrochen. Aber auch in Frankreich, Griechenland, der Türkei und Kroatien sowie auf Malta, Mallorca und Zypern waren diverse Wetterstationen so hoch wie noch nie.
Über den Autor
Maarten Keulemans ist Wissenschaftsredakteur bei de Volkskrant, spezialisiert auf Mikroleben, Klima, Archäologie und Gentechnik. Für seine Corona-Berichterstattung wurde er zum Journalisten des Jahres gekürt.
Landesrekorde wurden jedoch nicht gebrochen. Rom zum Beispiel hat am Dienstag mit 42,9 Grad Celsius seinen Stadtrekord gebrochen, aber noch nicht den italienischen – und auch europäischen – Hitzerekord von 48,8 Grad. Auch Südspanien blieb mit 44,8 Grad in Andújar deutlich unter dem nationalen Rekord von 47,6 Grad wurde vor zwei Jahren gegründet. Zu Beginn der Woche gingen Meteorologen noch von einem europäischen Hitzerekord aus könnte fallen.
Warme Meere
Der Planet erlebt wahrscheinlich den heißesten Monat seit Beginn der Aufzeichnungen, sagte die NASA am Freitag, mit mehr oder weniger gleichzeitigen Hitzewellen in Europa, Nordamerika und China. Auch die Meereshitze ist außergewöhnlich: stellenweise im Mittelmeer um die 30 Gradund damit etwa vier Grad wärmer als für die Jahreszeit üblich.
Inzwischen mussten sich die Menschen vor allem in Norditalien mit einem weiteren Phänomen auseinandersetzen, das durch den Klimawandel verschärft wurde: Unwetter. Mehr als hundert Menschen wurden in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag verletzt, als ein Hagelsturm mit schweren Gewittern über das Gebiet zog, vor allem durch Unfälle und herabfallende Glasscherben. Am Freitag wurde es erneut erwischt: In der Nähe von Mailand war ein Tornado zu sehen, weiter westlich fielen Hagelkörner von mehr als 10 Zentimetern.
Faustgroße Steine
Die globale Erwärmung führe dazu, dass die Hagelkörner größer und der Fall großer Hagelkörner häufiger werde, betonte er aktuelle Forschung des europäischen Sturmzentrums ESSL aus. In den Niederlanden sei der Anstieg jedoch in Norditalien am stärksten, wie sich herausstellte. Am Donnerstag und Freitag kursierten in den sozialen Medien Bilder von zerschmetterten Autos, zerbrochenen Fensterscheiben, beschädigten Solarpaneelen und Händen überraschter Zeugen, die faustgroße Hagelkörner zeigten.
Dennoch war Italien nicht das einzige Gebiet mit Unwettern. In Österreich und Deutschland fielen letzte Woche lokal zig Millimeter Regen, und in Slowenien und Kroatien starben einige Menschen durch Unfälle bei extremen Stürmen. Den meisten Regen gab es den Wetterstationen zufolge in Schottland. Dort fielen am Mittwoch innerhalb eines Tages fast sieben Zentimeter.
Extreme Hitze hält den Urlaub in den Niederlanden nicht davon ab
Die extreme Hitze in Ländern wie Spanien, Italien und Griechenland hält die Niederländer nicht davon ab, für ihre Sommerferien nach Südeuropa zu reisen. Trotz Waldbränden, Wasserknappheit und Code Red in vielen Gebieten verzeichnen Reiseunternehmen kaum Umbuchungen. „Die Menschen sind reisefreudig und wollen einfach nur in die Sonne“, sagt ein TUI-Sprecher.
Trotz der jährlich wiederkehrenden Hitzeszenen ist die Anzahl der Reservierungen in den südeuropäischen Ländern im Vergleich zu 2019 sogar gestiegen, wie aus Zahlen der European Travel Commission (ETC) hervorgeht. Auch in diesem Sommer wird es in den Flugzeugen rege zugehen, denn mittlerweile sind 96 Prozent der Sitze besetzt. „Die Zahl der Reisenden liegt wieder auf Vor-Corona-Niveau“, heißt es bei TUI.
Was sich ändert, ist, dass sich mehr Touristen in günstigeren Ländern niederlassen. Serbien, Bulgarien und Nordmazedonien sind die großen Aufsteiger ungewöhnlicher Reiseziele, berichtet ETC. Günstigere Länder werden in diesem Jahr häufiger entdeckt, da die meisten Haushalte jetzt weniger zum Ausgeben zur Verfügung haben. Das Interesse an Montenegro ist in diesem Jahr am stärksten gewachsen. Die Zahl der Übernachtungen niederländischer Touristen ist dort in diesem Jahr um 156 Prozent gestiegen. „Vom Preis-Leistungs-Verhältnis her ist es ein interessantes Reiseziel“, sagt TUI. „Wir bieten zum ersten Mal seit Jahren wieder Reisen nach Nordmazedonien an und sehen auch hier sofort ein großes Interesse.“
Trotz der wachsenden Beliebtheit günstigerer Reiseziele bleiben klassische Urlaubsländer wie Frankreich und Italien weiterhin beliebt. „Wie jedes Jahr sind Spanien, Griechenland und die Türkei unsere Lieblingsziele“, sagt TUI. Aber auch die skandinavischen Länder erfreuen sich laut ETC einem leichten Zuwachs um 7 bis 9 Prozent. Die extreme Hitze Südeuropas scheint daher eine kleine Gruppe von Urlaubern sanft in den Norden zu drängen.